Im 29 Jahre alten Tagebuch steht mein Trainingsplan. Gebr...

Von Xeniana

Im 29 Jahre alten Tagebuch steht mein Trainingsplan. Gebraucht habe ich ihn dann nicht.

Ich saß draußen in der Dunkelheit und konnte durch das Fenster A. dabei zuschauen, wie sie Puppenköpfe modellierte. Ich rauchte F6 oder Cabinett. Es war eine warme Sommernacht, meine letzte Nacht in der DDR, meine letzte Nacht im Katharinenhof in der Nähe von Bautzen. Es muss August gewesen sein.

Am Morgen muss ich mit dem Bus nach Bautzen gefahren sein und von dort?

Warum ich ging lässt sich schlecht sagen. Vielleicht war es dem Gefühl geschuldet, nach dem nicht Eintritt in die SED keine Optionen mehr zu haben. Ent-täuschung hatte stattgefunden. „wollen wir heute das Morgen bauen“ galt nicht mehr. Vielleicht war es auch das Reisen wollen. Ich trampte damals oft . Guben-Halle Neustadt.

Halle-Neustadt-Berlin,

Halle-Neustadt-Budapest, so weit man eben kam.

Vielleicht hat das nicht mehr genügt.

Ich weiß den Abfahrtsbahnhof an jenem Augustmorgen 89 nicht mehr, nur den Ankunftsort-Budapest. Ich dachte es verschlüge mich in die Botschaft, statt dessen verbrachte ich die Nächte in einem Zeltlager der Malteser. Hier blieb ich bis zum 11. September.

Tagsüber streifte ich durch Budapest.

11. September:

Mit dem Trabbi über Wien nach Passau.

. Der Empfang war euphorisch. Ich war nur wenig älter, als es meine ältesteste Tochter es jetzt ist. Ich war allein gereist. Ich reiste meistens allein.

In Heidelberg begann ich eine Ausbildung, jobbte im 3. Weltladen und hauste in einem winzigen Zimmer, einer Kajüte, keine Küche , kein Bad, dafür aber mitten in der Altstadt.

Das Heidelberger Jahr war ein besonderes Jahr mit wunderbaren Menschen, Spaziergängen auf dem Philosophenweg.

Um so älter ich werde, um so näher rücken die Erinnerungen.

Kiel richtet den Tag der Deutschen Einheit aus, auf den Dächern Scharfschützen.