Illustrator Michael Sagenhorn im Interview

Von Carol

Jasons Band gezeichnet von M. Sagenhorn

Michael Sagenhorn aus München schreibt Bücher und Geschichten, zaubert fantastische Cover und Grafiken, unter anderem auch für meine Vampirsaga. Er hat übrigens den allerersten Jason graphisch entworfen! 
Ich habe den Künstler zu seiner Arbeit und Plänen befragt.
Willst du uns etwas von dir erzählen, damit unsere Leser wissen, wer hinter Michael Sagenhorn steckt?
 

MICHAEL SAGENHORN: Geboren wurde ich 1972 in München. Jedoch denke ich nicht, dass ich dem typischen Klischee eines Bayern entspreche. Unsere Traditionen in allen Ehren aber Bayern besteht nicht nur aus Fingerhaklern und Maibaumkraxlern. Genau genommen trug ich auch noch nie eine Lederhose, und werde es auch in Zukunft nicht tun. Mit meiner Heimat bin ich sehr verbunden, allerdings habe ich bei meinen Reisen durch Deutschland auch anderenorts phantastische Landschaften entdeckt und wirklich tolle Menschen kennen gelernt. Beruflich war ich lange in der IT-Branche tätig. Alles, was mit Computern zu tun hat fasziniert mich irgendwie. Über 13 Jahre arbeitete ich in der Software-Entwicklung. Meine kreativen Arbeiten liefen so nebenher, habe sie aber nie ganz aus den Augen gelassen. Seit der Kindheit liebe ich gute Geschichten, und ich liebe es, Geschichten zu erfinden. Vor 10 Jahren kam Digital-Art dazu. Davor habe ich jedoch auch schon Farbe und Pinsel in die Hand genommen, hauptsächlich um Modellfiguren zu bemalen. Nach ein paar Jahren war ich darin gar nicht mal so übel. Zur Zeit baue ich meine grafischen Fertigkeiten weiter aus. Der Job in einer Grafikagentur hilft mir ganz erheblich dabei.

Bleiben wir vorerst bei der Schriftstellerei. Was mag du besonders daran?

MICHAEL SAGENHORN: Man ist fast vollkommen frei. Ich finde es toll, Welten und Geschöpfe zu entwickeln und seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Das darf man aber nicht missverstehen. Ab und an höre ich: Phantastik-Autoren müssten sich nicht mit Recherchen abmühen. Das stimmt so nicht! Auch eine vernünftige Phantastik-Geschichte sollte gut recherchiert sein. Ein Beispiel: Für meine Kurzgeschichte 'Präsenz der Verneinung' habe ich mich intensiv mit den galileischen Monden des Jupiters auseinander gesetzt, um den richtigen Schauplatz bestimmen zu können. Zudem musste ich mich mit Genetik und Archäologie herumplagen. Nicht gerade meine Spezialgebiete. Das wenigste meiner Recherchen floss tatsächlich in die Geschichte ein, aber ich hatte das gute Gefühl, dass ich wusste wovon ich schreibe.
Bisher gibt es nur wenig Geschichten von dir, die über kleinere Kurzgeschichten hinaus gehen. Da wäre zum einen 'Lauros', dein Debütroman, und zum anderen 'Die Sonnenprinzessin' eine Novelle im phantastischerotischen Bereich. Beide sind 2009 erschienen, dein Roman ist bei einem Publikumsverlag neu aufgelegt worden. Magst du keine langen Geschichten?
MICHAEL SAGENHORN: Doch - aber ich lasse mir Zeit beim Schreiben.

Erzähle uns ein wenig über ‚Lauros’. Warum sollte der Phantastik-Fan gerade dieses Buch gelesen haben?


MICHAEL SAGENHORN: Gleich vorweg. Der Roman ist natürlich viel zu kurz, um ein epochales Werk zu sein. Die Kürze hat auch etwas damit zu tun, dass ich zu Beginn den Roman selbst verlegen und wirtschaftlich denken musste. Um trotzdem eine gute Geschichte zu schreiben, brauchte ich einen ganz besonderen Stil, der gleich auf dem Punkt kommt, eher wie bei einer Kurzgeschichte, als bei einem Roman und trotzdem die Geschichte spannend erzählt. Das ist wohl das außergewöhnliche an 'Lauros'. Der Roman beginnt sehr traditionell. Aber genau diese Traditionen mag ich. Man muss die Phantastik nicht ganz neu erfinden. Nach wenigen Seiten entwickelt er aber eine eigene Dynamik, die den Roman so besonders macht. Der Leser erkennt sicher typische Elemente wieder und wird trotzdem immer wieder überrascht.


Und 'Die Sonnenprinzessin'?

MICHAEL SAGENHORN: Im Gegensatz zu 'Lauros' ist 'Die Sonnenprinzessin' ein Abenteuer für erwachsene Phantastik-Liebhaber. Sie beinhaltet sowohl Tragik als auch Erotik. verwoben zu einer – wie ich hoffe – für den Leser spannenden Geschichte. Keins dieser Elemente ist jedoch dominant. Ich habe sie hinsichtlich der Tragik nicht auf Not und Elend aufgebaut, genauso wenig, darf der Leser bei jeder Seite hemmungslosen Sex erwarten. Im Vordergrund steht das Abenteuer und die Protagonisten, in deren Verhalten sich vielleicht der ein oder andere Leser wieder erkennen wird.

Warum Phantastikgestalter? Wie bist du darauf gekommen?

MICHAEL SAGENHORN: In der Zwischenzeit ist mir meine grafische Arbeit genauso wichtig wie meine Geschichten. Oft hat man mich jedoch entweder als - ich sag jetzt mal - Künstler gesehen, der auch schriftstellerisch tätig ist, oder umgekehrt. Es war mir wichtig, dass beide kreativen Ausdrucksformen den gleichen Stellenwert einnehmen, wenn ich mich irgendwo vorstelle. 'Phantastikgestalter' trifft es genau, da ich mich in der Sparte Phantastik einfach zu Hause fühle.
Zu deinen Grafiken: Kritische Stimmen äußern sich sehr skeptisch gegenüber Digital-Art, besonders wenn sie auf 3d-Elemente zurückgreift. Wie gehst du damit um?
MICHAEL SAGENHORN: Mir liegt nichts daran, diese kritischen Stimmen mundtot zu machen. Digital-Art ist Geschmackssache. Jedoch habe ich manchmal das Gefühl, dass Vorbehalte nur der Vorbehalte wegen gepflegt werden. In den USA oder in Japan genießen diese Software-Programme bereits einen hohen Stellenwert - auch unter Profis. Bei uns hingegen werden sie häufig nur belächelt, meist von jenen Menschen die sich mit diesen Programmen kaum oder gar nicht auskennen. Wer meine, es sei kinderleicht auf diese Weise seiner Kreativität freien Lauf zu lassen, wäre schnell eines Besseren belehrt. Im Endeffekt ist es egal welcher 'Handwerksmittel' man sich bedient, um ein Bild zu kreiieren, solange man diese Handwerksmittel beherrscht. Das Ergebnis ist entscheidend.
Wie geht es weiter? Wie ich weiß, arbeitest du aktuell nicht an neuen Geschichten. Hängst du die Schriftstellerei an den Nagel?
MICHAEL SAGENHORN: Ganz sicher nicht. Das erste Kapitel eines neuen kleinen Romans ist ja auch schon fertig und neue Ideen zu neuen Kurzgeschichten sind auf unzähligen Schmierzetteln vermerkt. In diesem Jahr möchte ich jedoch meinen grafischen Arbeiten den Vorrang geben und mich ganz darauf konzentrieren. Es drängt mich, neue Stilrichtungen auszuprobieren.

Kontakt: www.michaelsagenhorn.de

Buchmesse Leipzig 2011: Autorin Carola Kickers & Michael Sagenhorn (Foto: W. Brandt)