Die illegale Abholzung des Regenwaldes ist im brasilianischen Amazonas-Gebiet deutlich gestiegen. Dies geht aus neuen Sattelitendaten des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (INPE) in Brasilia hervor. Allein im April wurden in Brasiliens Amazonas 477,4 Quadratkilometer Regenwald gerodet, 85 Prozent davon verschwanden im Bundesstaat Mato Grosso. Im Vergleich zu März bedeutet dies einen rasanten Anstieg um 540 Prozent. „Für das Klima, den Amazonas und die Arten, die dort leben, ist das katastrophal“, sagt Roberto Maldonado, Amazonas-Referent beim WWF Deutschland. „Mit jedem Quadratmeter Regenwald verlieren wir ein weiteres Stück der Kühlanlage unserer Erde.“
Laut WWF verschwindet der Amazonas-Regenwald in Brasilien vor allem für die Agroindustrie, insbesondere für Rinderzucht und Soja-Anbau. „Dass ausgerechnet jetzt derart viel illegal abgeholzt wird, ist kein Zufall“, sagt WWF-Experte Maldonado. „Im brasilianischen Unterhaus wird gerade darüber debattiert, ob das bisher starke Waldschutzgesetz gekippt wird. Die Hoffnung darauf, dass ohnehin bald straffrei gerodet werden darf, lässt offenbar die Sägen kreisen.“ Hinzu komme, dass die Preise für Soja den Anbau im Moment besonders attraktiv machten.
Das brasilianische Waldschutzgesetz besteht seit 1934 und besagt, dass Grundbesitzer einen vorgeschrieben Anteil ihres Landes nicht entwalden dürfen. Im Amazonas beträgt dieser Anteil 80 Prozent. Kritiker geben an, das Gesetz behindere das Wirtschaftswachstum des Landes und müsse deshalb zugunsten der Landwirtschaft und der Fleischindustrie reformiert werden. Die Abstimmung über die Aufweichung des Gesetzes wurde bereits mehrfach verschoben, zuletzt am Dienstag. Sollte das Unterhaus der Reform zustimmen, muss als nächstes der Senat entscheiden. Anschließend müsste der Präsident die Reform in Kraft setzen.
Der WWF fordert das brasilianische Unterhaus auf, die Debatte um die Reform zügig zu beenden und es beim starken Waldschutzgesetz zu belassen. Außerdem müssten die Drahtzieher der illegalen Abholzung rasch zur Rechenschaft gezogen werden. „Sechzig Prozent des Amazonas stehen auf brasilianischem Boden, er hat aber Bedeutung für die ganze Welt“, so Roberto Maldonado.