Ihre Glaubenssätze bestimmen, was Sie erleben.

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Warum fragen eigentlich die meisten Psychologen nach Kindheitserfahrungen? Eine berechtigte Frage.

Jeder, der mit Menschen arbeitet, hat sein eigenes Bezugssystem. Der Astrologe fragt Sie nach Geburtsort und der genauen Geburtszeit. Der Familienaufsteller will gar keine Details wissen, sondern lässt Sie Eltern, Geschwister und Großeltern im Raum platzieren. Der Homöopath fragt Sie, ob Sie lieber Hitze oder Kälte mögen und auf welcher Körperseite Sie einschlafen.

Aber es stimmt, die meisten Psychologen haben den gemeinsamen Bezugsrahmen, dass frühe emotionale Erfahrungen als mentale Repräsentationen, Körpererfahrungen, Körperempfindungen und motorisches Verhalten langfristig gespeichert werden.

Diese körperlichen Erinnerungen beeinflussen sehr die Entwicklung von Glaubenssätzen, die Sie ein Leben lang begleiten und Ihr Handeln und Erleben steuern. Gleichzeitig stellen sie einen Hauptteil des Selbstbildes dar. Hier habe ich auf diesem Blog schon darüber geschrieben.

Wenn also jemand in mein Persönlichkeitsseminar, in ein 3-h-Coaching oder meine Therapiepraxis kommt, gilt der Kindheit und der frühen Jugend ein Großteil meiner Aufmerksamkeit. Denn egal ob derjenige kommt, um mit mir über seine Eheprobleme zu sprechen oder wissen will, warum er immer wieder seine Karriereaussichten sabotiert, das Gespräch lenke ich immer auf die ersten zehn bis zwölf Lebensjahre.

Der Grund ist einfach.

Während Ihrer Kindheit und frühen Jugend haben Sie drei Grundüberzeugungen entwickelt, die Sie noch heute begleiten.

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1. Ihre Glaubenssätze über sich selbst

Die Erfahrungen in Ihrer Kindheit gaben Ihnen ein Gefühl dafür, wer Sie als Mensch sind. Die Botschaften, die Sie von Ihren Eltern, Geschwistern, Lehrern und Gleichaltrigen erhalten haben, lehrten Sie etwas über sich selbst.

Hier kommen Einflüsse zum Tragen, für die Sie oft gar nichts können. Hier nur drei Beispiele:

  • Zum Beispiel Ihre Körpergröße.
    Wer ziemlich klein geraten ist oder ziemlich groß, hört immer wieder abwertende Kommentare.
  • Ihr Aussehen.
    Es macht einen Unterschied, ob Sie immer wieder hören, wie niedlich, süß oder wie hässlich Sie sind. Ob Sie rote Haare haben oder früh eine Brille tragen müssen.
  • Ihre Intelligenzleistung und Ihr Fleiß.
    Denn Mitschüler verachten den „Streber“ genauso wie den Legastheniker.

Diesen Erfahrungen können Sie nicht ausweichen, sondern müssen ständig damit umgehen. Und auch wenn Ihre Eltern fürsorglich sind und Ihnen raten: „Hör nicht auf die! Wir lieben dich.“ ist das meist nur ein schwaches Gegenmittel gegen das tägliche Spießrutenlaufen.

Und für diese Situationen brauchten Sie eine Strategie.

Doch da gibt es jetzt nicht fünfundzwanzig Möglichkeiten. Sondern streng genommen nur drei Arten:.

  1. Angriff
    Sie werden rhetorisch geübt darin, andere verbal anzugreifen. Oder Sie gehen mit sechs Jahren in den Judo- oder Karatekurs und verschaffen sich dadurch Respekt, dass man vorsichtig wurde, sich mit Ihnen anzulegen.
  2. Rückzug
    Sie meiden diese schwierigen Situationen, rennen weg und suchen sich Welten, in denen Sie sich sicher und geborgen fühlen. Fangen an, viel zu lesen oder zu basteln, ziehen sich in Tagträume zurück oder kümmern sich um Tiere.
  3. Kompensation
    Sie entdecken ein bestimmtes Talent bei sich und bauen das systematisch aus. Viele Jungen, die eher klein geraten sind, werden zum Klassenclown, weil sie entdecken, dass sie plötzlich Achtung erfahren, wenn Sie gekonnt den Lehrer parodieren können.

In diesem ständigen Lernprozess formen Sie dann Kernüberzeugungen darüber, was Sie nicht sind und vor allem, was Sie sind. Und nachdem Sie einmal ein Gefühl dafür gewonnen haben, wer Sie sind – und wie andere Sie wahrnehmen -, wird dies Ihre weiteren Verhaltensweisen und Entscheidungen stark prägen.


Wenn Sie erfahren wollen, welche Glaubenssätze Sie über sich selbst haben, ergänzen Sie einfach spontan die folgenden Sätze. Am besten geht das, wenn Sie ungestört und etwas achtsam sind:

  • „Ich war schon immer …“
  • „Am besten kann ich …“
  • „Mein größter Fehler ist …“
  • „Ich bin einfach nicht …“

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2. Ihre Glaubenssätze über andere.

Ihre Kindheit hat Sie auch viel über andere Menschen gelehrt. Sind die Menschen von Natur aus gut, liebevoll und unterstützend? Helfen sie anderen aktiv? Oder verletzen sich Menschen absichtlich gegenseitig? Dabei spielen die Menschen in Ihrer Herkunftsfamilie, der Verwandtschaft, der Nachbarschaft, der Schule usw. die entscheidende Rolle.

Denn das sind die Menschen, mit denen Sie täglich zu tun und umzugehen haben.

Wenn Sie eine liebevolle, unterstützende Kindheit erlebt haben, haben Sie vielleicht gelernt, dass es sicher ist, Menschen zu vertrauen und gut ist, anderen zu helfen. Wenn jedoch die Leute nicht so freundlich wären, haben Sie vielleicht erfahren, dass andere Sie verletzen und missbrauchen können – und Sie permanent auf der Hut sein müssen.

Das prägt ebenso Ihre Kernüberzeugungen. Denn Sie haben als Fünfjährige oder Neunjähriger nicht den geistigen Horizont, sich zu sagen: „Ja, aber es gibt ja Millionen Menschen auf der Welt. Da gibt es sicher noch andere Arten, miteinander umzugehen.“

Ihre unmittelbare Umgebung ist die einzige reale Welt, die für Sie zählt.


Wenn Sie herauskriegen wollen, welche Glaubenssätze Sie über andere Menschen haben, ergänzen Sie einfach spontan die folgenden Sätze. Am besten geht das, wenn Sie ungestört und etwas achtsam sind:

  • „Man kann Menschen (nicht) …“
  • „Alle Menschen sind …“
  • „Ohne Menschen wäre ich …“
  • „Andere Menschen können mich …“

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3. Ihre Glaubenssätze über die Welt.

Kinder, die in einer fürsorglichen Umgebung mit relativ wenigen unangenehmen Ereignissen aufwachsen, können eher glauben, dass die Welt ein relativ sicherer Ort ist. Sie freuen sich vielleicht auf eine glänzende Zukunft in einer friedlichen Welt.

Kinder, die harte und schmerzliche Ereignisse oder chronischen Stress erleben, entwickeln eher eine Überzeugung, dass die Welt ein beängstigender Ort ist, und egal, was sie tun, sie kämpfen müssen, um erfolgreich zu sein.

Glaubenssätze können leicht zu selbsterfüllenden Prophezeiungen werden.

Denn wenn Sie glauben, dass etwas war wahr ist, suchen Sie automatisch nach Beweisen, die Ihre Idee unterstützen. Und mit jedem Beweisstück wird Ihr Glaubenssatz bestärkt. Wenn Sie also beispielsweise mit der Überzeugung aufgewachsen sind: „Ich bin nicht intelligent genug, um aufs Gymnasium zu gehen“, werden Sie jeden Fehler, jede schlechte Note und jedes Problem als Beweis dafür ansehen, dass Sie zu doof für eine höhere Schule sind.

Und wenn Sie ab und zu doch eine gute Note bekommen, werden Sie es wahrscheinlich als Glücksfall erklären und nicht Ihrer Leistung zuschreiben.  Sie werden sich eher sagen, dass Sie der Test leicht war oder eben das dran kam, was Sie zufällig gelernt hatten.

Sie werden sich nicht vorstellen können, dass Ihr Glaubenssystem falsch sein könnte, denn es ist zu beunruhigend, wenn der Blick auf das, was wir zu sein glauben, nicht mit den Beweisen übereinstimmt.


Wenn Sie herauskriegen wollen, welche Glaubenssätze über die Welt Sie haben, ergänzen Sie einfach spontan die folgenden Sätze. Am besten geht das, wenn Sie ungestört und etwas achtsam sind:

  • „Die Welt ist …“
  • „Das Leben ist …“
  • „Im Leben braucht man vor allem …“
  • „In der Welt zählt nur eines: …

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Ihre  Glaubenssätze beeinflussen Ihre Wahrnehmung und Ihr Verhalten.

Wenn Sie glauben, dass nicht begabt sind für Mathe oder für Sprachen, werden Sie sich wahrscheinlich in diesen Fächern nicht besonders anstrengen. Vor allem, wenn Sie zuhause hören, dass Sie das später sowieso nicht brauchen oder ein Elternteil genau dieselben Schwierigkeiten mit dem Fach hatte. Und deshalb werden Sie in der Schule wahrscheinlich nicht gut abschneiden.

Oder wenn Sie glauben, dass Sie kein liebenswerter Mensch sind, werden Sie mehr Mühe haben, Freundschaften zu schließen. Sie werden weniger Augenkontakt mit anderen machen oder die Menschen weniger freundlich begrüßen. Andere werden das bei Ihnen bemerken, sich auch etwas zurückziehen und so wird es Ihnen womöglich schwerfallen, enge Beziehungen aufzubauen. Und Ihr verzweifeltes Bemühen um Freundschaften wird Ihren Glauben bestärken, dass Sie nicht liebenswert sind.

Dieser Zusammenhang wird hier sehr schön erklärt von der unvergleichlichen Vera Birkenbihl:

Wie können Sie Ihre Glaubenssätze und Überzeugungen verändern?

Es gibt viele Erwachsene, die schwierige oder gar schreckliche Kindheitserfahrungen erlebt und überwunden haben. Diese führen sogar die erlebten Härten als Grund an, dass sie genau dadurch die psychische Stärke entwickeln konnten, die sie brauchten, um erfolgreich zu sein.

Aber andere werden wie von unsichtbaren Gummibändern eingeholt, die immer wieder aufblitzen, und sie daran erinnern, warum sie nie etwas erreichen werden. Folglich kämpfen sie damit, sich von ihren selbstlimitierenden Überzeugungen zu befreien.

Die gute Nachricht ist, dass jeder im Grunde seine selbst sabotierenden Glaubenssätze, die er während seiner Kindheit entwickelt hat, bearbeiten und verändern kann. Aber es braucht Zeit und Übung, um das Gehirn zu trainieren, die Dinge anders zu sehen und Erlebnisse anders zu interpretieren.

Es geht dabei vor allem darum, sich bewusst zu machen, dass Glaubenssätze keine Wahrheiten sind, sondern Entscheidungen und Schlussfolgerungen aufgrund gemachter Erfahrungen. Diese liegen meist weit zurück und wurden bisher von Ihnen selten hinterfragt.

Doch genau dieses Hinterfragen ist er erste Schritt, um seine Glaubenssätze zu verändern. Fragen Sie sich doch beim nächsten Mal, wenn Ihnen ein Glaubenssatz auffällt, ob er in dieser Situation wirklich hilfreich ist oder ob er Sie eher an etwas hindert.

Vielleicht wollen Sie damit experimentieren, ihn flexibler gestalten oder sich einen Alternativsatz zu überlegen, der Ihnen zeitgemäßer erscheint.

Manchmal braucht es dabei auch professionelle Hilfe – vor allem, wenn es um traumatische Umstände geht oder die belastenden Erlebnisse sehr tief gehen. Aber das Erkennen und Verändern einiger der Glaubenssysteme, die Sie während Ihrer Kindheit entwickelt haben, kann der Schlüssel sein, um vorwärts zu gehen und das Leben wirklich zu Ihrem Leben zu machen.

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Die häufigsten Glaubenssysteme sind Lebensthemen.

Und die wichtigsten Lebensthemen werden in den ersten zehn bis zwölf Lebensjahren geprägt. Denn hier sind wir von vielen Menschen abhängig (Eltern, Geschwister, Lehrern, Mitschülern etc.) und wir haben täglich damit zu tun. Auch ist in dieser Zeitspanne das Denkvermögen noch nicht sehr entwickelt. Wir glaubten oft, was man uns sagte.

Die meisten Menschen haben mehrere Lebensthemen, die sich manchmal auch auf ungute Weise ergänzen. Die wichtigsten habe ich in diesem Blogartikel zusammengefasst. Dazu biete ich auch eine Fortbildung an.

Hören Sie dazu den Podcast. Play / pause 1x1.5x2x0:000:000:00 volume
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Bild: ©  One From RM via VisualHunt.com / CC BY

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