Ich stamme aus einer Generation, die zwar nicht mit Internet und Smartphone aufgewachsen ist, aber zumindest mit C64, Kassettenrecorder als Speichermedium und den Basics der Programmierung (pun intended – Onkel Jörgi’s Sprachwitz ist heute wieder der Kracher!). 😀
Somit kam ich schon im zarten Alter des heranwachsenden Jünglings mit der If-The-Anweisung in Berührung. Das Schöne ist, dass es keinerlei Programmierkenntnisse braucht, um das Prinzip hinter dieser Anweisung zu verstehen und Jedermann/-frau sie täglich (wenn auch meist unbewusst) anwendet.
Wir haben irgendeinen Auslöser auf der einen Seite (Trigger) und eine sich daraus ergebende Aktion. Wenn also ein bestimmter Auslöser gegeben ist, soll (zwingend!) eine bestimmte Aktion ausgeführt werden. Praktisches Beispiel: Wenn es draussen regnet, packe ich den Regenschirm oder die Regenjacke ein. Oder aber für mich als anerkanntem Warmduscher: Wenn es draussen regnet, fährt Onkel Jörgi nicht mit dem Fahrrad. So viel zur Einleitung.
Wenn totes Pferd – absteigen!
Dieses Prinzip lässt sich aber vor allem auch in einem engpass-orientierten Szenario anwenden – bei der Zielerreichung. Und hier spannen wir den Bogen zum Triathlon und zu diesem Blog. In der modifizierten Variante bedeutet das:
Wenn ich mein Ziel nicht erreiche . . . verändere ich etwas!
Ich realisiere natürlich, dass das jetzt erstmal komplett banal klingt. Ist es im Prinzip auch. Aber (und jetzt kommt ein riesengroßes Aber): In der Realität beobachten wir alle den regelmäßigen Verstoß gegen dieses simple Prinzip. Etwas funktioniert nicht so, wie ich will…und ich mache trotzdem genau so weiter. Meine Beziehung ist dysfunktional…und ich bleibe dann doch lieber bis zum Lebensende drin stecken. Ich hasse meinen Job…und ich suche mir dennoch keinen anderen. Oder aber im triathlon-spezifischen Kontext: Ich erreiche wieder und wieder und wieder nicht die gesteckten Ziele im (Kurzdistanz-) Spitzensport…und ich halte an den selben – offenbar erfolglosen – Trainern, Funktionären, Prozessen etc. fest. So etwas kann man sonst vor allem in der Politik oder in der Führung von Großkonzernen beobachten. Aber bei allem Respekt: Letzteres ist dann doch eine etwas komplexere Herausforderung, als Athleten in ihrer Leistungsentwicklung voran zu bringen.
Positive Leistungsentwicklung als Ziel
Was ich – nein, nicht nur bei unserer allseits geliebten DTU – immer und immer wieder sehe: Leidenschaftliche Sportler werden überhaupt nicht positiv entwickelt, manchmal sogar negativ. Da fallen uns sicherlich gleich einige Beispiele von Sportlern ein, die einmal richtig Weltklasse waren…und es dann irgendwann nicht mehr sind (z.B. Anne Haug, Steffen Justus etc.).
Im Amateur-Bereich beobachte ich das gleiche Spiel: Da möchte man seit vielen Jahren endlich einmal die Hawaii-Quali schaffen. Aber irgendwie klappt das nicht so richtig. Wie viele Kollegen ich allein schon kenne, wo es auch immer irgendwie ganz knapp hergeht, aber einfach nicht hinhauen will. Und dann die Analyse:
- Sie trainieren in aller Regel entweder allein für sich,
- machen beim Standard-Training des Vereins mit oder
- laden sich bestenfalls einen völlig unspezifischen Trainingsplan aus dem Internet runter.
Und der wird dann gnadenlos durchgezogen – kosten es, was es wolle. Das Nächste, was man hört sind die vielen, vielen Geschichten von Athleten, die ständig krank oder dauerverletzt sind. IF ‚krank oder dauerverletzt‘ THEN ‚unbedingt etwas verändern‘! Ist doch logisch, oder?
Besonders dramatisch finde ich aber die Konstellation, wo nicht gerade super-wohlhabende Triathleten ihren letzten Groschen zusammensparen und sich einen Coach leisten, der dann aber ebenso erfolglos ist, wie der DTU-Trainerstab der letzten Jahre (und das muss man erstmal schaffen!). Und was machen die Jungs? Sie bleiben bei eben jenem Trainer/Coach und überweisen brav jeden Monat ihren Obolus. Das dahinterliegende Prinzip kennt man u.a. von Studien zur Qualität der medizinischen Versorgung. Welcher Arzt wird von Patienten als besonders kompetent wahrgenommen? Derjenige, der handwerklich/fachlich der Beste ist? Mitnichten! Zugegeben, die handwerkliche Kompetenz des Chirurgen können die Wenigsten fachlich sauber beurteilen. Und das Ergebnis zeigt sich mitunter erst nach einem langem Timelag. Nein, es wird regelmäßig der Arzt als fachlich besonders kompetent eingestuft, der nett, freundlich kommuniziert und sich ein wenig Zeit für den Patienten nimmt. So scheint es auch mit Triathlon-Trainern zu sein. Während die Jungs im Fußball bei Erfolglosigkeit so schnell rausgeworfen werden – so schnell kann man gar nicht gucken, verhalten wir uns im Triathlon meist eher wie in der Politik. Naja, eine vierjährige Amtsperiode muss man dem Coach schon zugestehen…sonst kann man ja keine positiven Effekte erwarten.
Mein Appel an dieser Stelle: Macht es doch wie im Business-Coaching! Zu Beginn einer jeden Coaching-Zusammenarbeit werden klar messbare Ziele vereinbart. Diese werden teilweise bis zur individuellen Trainingseinheit runtergebrochen. Was ist das Ziel dieser Session? Was sind die Ziele für diese Saison? Im Spezialfall: Wann genau schaffe ich die Hawaii-Quali? Frag‘ Deinen Coach doch mal!
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