IDER: Ins Gesicht geschrieben

IDER: Ins Gesicht geschriebenIDER
Support: SEDA
Milla, München, 10. November 2019
Manchmal ist es tatsächlich so einfach. Da reicht ein simples Lächeln, eine kleine Geste und schon gehört einem der ganze Saal. Obwohl „kleines Lächeln“ hier eine Untertreibung wäre. Denn Megan Markwick und Lily Somerville kamen aus dem beseelten Grinsen gar nicht mehr raus – sie hatten allen Grund dazu. Noch vor zwei Jahren kannte die beiden außerhalb der Clubszene ihrer Heimatstadt London kaum jemand. IDER? Nie gehört. Doch mit ihrer ersten EP „Gut Me Like An Animal“ kam schnell Bewegung in die Sache, es folgte die erste richtige Hitsingle „Body Love“ und plötzlich waren die beiden mittendrin im Gespräch. Satte Beats und anschmiegsame Melodien, aber vor allem ihre zauberhaften Stimmen im Duett fügten sich prächtig in den Trend zum intelligenten, zum anspruchsvollen Pop – HAIM, MUNA, die schwedischen First Aid Kit, sie waren und sind in dieser Reihe beileibe keine Außenseiter. Im Sommer kam dann endlich das Debütalbum „Emotional Education“ und versammelte all ihre Stärken, die pulsierenden Clubtunes und die gefühligen Balladen also, auf einem Tonträger. Und nun standen sie also auf der Bühne in der Münchner Milla, endlich Headliner, und strahlten über beide Ohren. Die aufrichtige Freude, der Stolz, es bis hierhin geschafft zu haben, war ihnen deutlich anzumerken. Okay, der eingangs erwähnte „Saal“ fasste gerade mal gut zweihundert Zuschauer. Aber die waren genauso begeistert von der Musik wie die Band selbst.

Und von der Freude durfte auch der Livedrummer etwas abbekommen, denn die Mädchen begannen den Abend mit einer kleinen, aber recht wilden Percussion-Einlage. Eher ungewöhnlich, denn die Wirkung der Songs von IDER beruht eher auf der richtigen Abstimmung der Gesangsparts, auf dem Timing für Pausen, Tempi und Einsätze. Und eben das gelang ihnen fast traumwandlerisch sicher, die Töne saßen perfekt, die Harmonien schwangen im Gleichklang, die Transformation der Stücke für die Show paßte. Dass manche der Stücke recht ähnlich aufgebaut sind, läßt sich verschmerzen, das Programm gibt dennoch genügend große Popmomente her – meint Hits am Fließband: „Wu Baby“ kracht ordentlich, „Busy Being A Rockstar“ ebenso, besagtes „Body Love“ gibt den stärksten Teil der ruhigen, besinnlichen Nummern. Danach weiter mit dem Mutmacher „You’ve Got The Whole Life Ahead Of You Baby“, dem ziemlich traurigen „Sadest Generation“ und natürlich „Mirror“, einem ihrer bekanntesten Charter. IDER machen Songs, die auch in kleineren bis mittleren Hallen problemlos funktionieren würden, insofern dürfte ein Auftritt dieser Größe nur ein Vorgriff auf Kommendes gewesen sein. Und solange sie sich die Natürlichkeit und Ausgelassenheit bewahren, sollte weiterem Erfolg nichts im Wege stehen. „Emotional Education“, fürwahr.

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