IDER
„Emotional Education“
(Glassnote)
Okay, Björn und Benny stören bei der Geschichte jetzt etwas. Aber wenn man über Großbuchstaben (für Freunde des Latinums: Versalien) in Bandnamen reden möchte, dann darf man natürlich ABBA nicht unter den Tisch fallen lassen. Sei’s drum, in der neueren Geschichte sind die dicken Lettern jedenfalls wieder sehr in Mode gekommen und zwar auffällig oft bei Formationen, die nur aus Frauen bestehen. Die Geschwister HAIM haben damit angefangen, vor ein paar Jahren legte das kalifornische Queer-Pop-Trio MUNA mit seinem Debüt „About U“ die Messlatte auf eine neue und beachtliche Höhe. Nun kommen IDER aus London und wie bei den beiden anderen Beispielen darf man die Schreibweise gern als eine Art Imperativ, als Ausrufezeichen verstanden wissen. Als Ausdruck des Selbstverständnisses, mit dem sich weibliche Künstler mittlerweile im noch immer männlich dominierten Musikbusiness zu bewegen und zu behaupten wissen.
Eben weil sich die Sichtweise endlich entscheidend geändert hat, weil der überwiegende Anteil an innovativen Ideen, Trends und Strömungen female ist – eine Kette, die über die Glieder Holiday, Piaf, Fitzgerald, Callas, Simone, Franklin, Harry, Smith, Ciccone, Knowles bis ins Heute führt und deren Bedeutung und Einfluß mal um mal spürbarer wird, jetzt, da sich tagtäglich neue Namen einreihen. Eine Tradition, der sich sicherlich auch Megan Markwick und Lily Somerville gern anschließen. 2013 schon veröffentlichten IDER ihre ersten Songs, als kurze Zeit später ihre EP „Gut Me Like An Animal“ erschien, hatten sie sich den Status als Geheimtipp schon erarbeitet. Das jetzt erschienene Debütalbum, bestückt mit den Singles der letzten beiden Jahre, sollte ihnen mühelos den nächsten Schritt voranbringen. Denn der facettenreiche, opulente Synthpop, den sie mit ihrem betörenden Doppelgesang und sorgsam eingestreuten Gitarren- und Bläserarrangements veredeln, hat genügend Potential fürs heißhungrige, hitverwöhnte Radio, ohne sich dem Mainstream an den Hals zu werfen.
IDER kommen mit großen Gefühlen, mit Leidenschaft und gelegentlich auch mit zarter Intimität, die Harmonien von „Mirror“ sind ebenso ansteckend wie die großspurigen Bekenntnisse bei „Wu Baby“ packend. Anrührend wiederum, wie sie versuchen, den Ängsten und Befürchtungen entgegenzutreten, die ihrer Generation in die Lebensplanung geschrieben sind: „I'm in my 20s, so I'm panicking every way, I'm so scared of the future, I keep missing today“, heißt es etwa an einer Stelle und weiter: „They keep telling me ‚You've got your whole life ahead of you, baby, don't worry, don't stress, do your best‘ - What if that doesn't save me?“ Emotionaler Höhepunkt dann der Song „Saddest Generation“, dem auch der Albumtitel entlehnt ist – trauriger hat wohl lange niemand mehr darüber gesungen, wie hilflos wir oft in schmerzvoller Erinnerung verharren, wenn wir von anderen Menschen enttäuscht wurden. Wahrscheinlich kennen auch IDER kein Rezept gegen gelegentliches Gefühlschaos. Manchmal hilft es aber auch schon, Musik zu hören, die im gleichen Takt auf und nieder schwingt wie unser eigenes Herz. http://weareider.com/
31.10. Berlin, Frannz Club
01.11. Hamburg, Molotow
10.11. München, Milla
„Emotional Education“
(Glassnote)
Okay, Björn und Benny stören bei der Geschichte jetzt etwas. Aber wenn man über Großbuchstaben (für Freunde des Latinums: Versalien) in Bandnamen reden möchte, dann darf man natürlich ABBA nicht unter den Tisch fallen lassen. Sei’s drum, in der neueren Geschichte sind die dicken Lettern jedenfalls wieder sehr in Mode gekommen und zwar auffällig oft bei Formationen, die nur aus Frauen bestehen. Die Geschwister HAIM haben damit angefangen, vor ein paar Jahren legte das kalifornische Queer-Pop-Trio MUNA mit seinem Debüt „About U“ die Messlatte auf eine neue und beachtliche Höhe. Nun kommen IDER aus London und wie bei den beiden anderen Beispielen darf man die Schreibweise gern als eine Art Imperativ, als Ausrufezeichen verstanden wissen. Als Ausdruck des Selbstverständnisses, mit dem sich weibliche Künstler mittlerweile im noch immer männlich dominierten Musikbusiness zu bewegen und zu behaupten wissen.
Eben weil sich die Sichtweise endlich entscheidend geändert hat, weil der überwiegende Anteil an innovativen Ideen, Trends und Strömungen female ist – eine Kette, die über die Glieder Holiday, Piaf, Fitzgerald, Callas, Simone, Franklin, Harry, Smith, Ciccone, Knowles bis ins Heute führt und deren Bedeutung und Einfluß mal um mal spürbarer wird, jetzt, da sich tagtäglich neue Namen einreihen. Eine Tradition, der sich sicherlich auch Megan Markwick und Lily Somerville gern anschließen. 2013 schon veröffentlichten IDER ihre ersten Songs, als kurze Zeit später ihre EP „Gut Me Like An Animal“ erschien, hatten sie sich den Status als Geheimtipp schon erarbeitet. Das jetzt erschienene Debütalbum, bestückt mit den Singles der letzten beiden Jahre, sollte ihnen mühelos den nächsten Schritt voranbringen. Denn der facettenreiche, opulente Synthpop, den sie mit ihrem betörenden Doppelgesang und sorgsam eingestreuten Gitarren- und Bläserarrangements veredeln, hat genügend Potential fürs heißhungrige, hitverwöhnte Radio, ohne sich dem Mainstream an den Hals zu werfen.
IDER kommen mit großen Gefühlen, mit Leidenschaft und gelegentlich auch mit zarter Intimität, die Harmonien von „Mirror“ sind ebenso ansteckend wie die großspurigen Bekenntnisse bei „Wu Baby“ packend. Anrührend wiederum, wie sie versuchen, den Ängsten und Befürchtungen entgegenzutreten, die ihrer Generation in die Lebensplanung geschrieben sind: „I'm in my 20s, so I'm panicking every way, I'm so scared of the future, I keep missing today“, heißt es etwa an einer Stelle und weiter: „They keep telling me ‚You've got your whole life ahead of you, baby, don't worry, don't stress, do your best‘ - What if that doesn't save me?“ Emotionaler Höhepunkt dann der Song „Saddest Generation“, dem auch der Albumtitel entlehnt ist – trauriger hat wohl lange niemand mehr darüber gesungen, wie hilflos wir oft in schmerzvoller Erinnerung verharren, wenn wir von anderen Menschen enttäuscht wurden. Wahrscheinlich kennen auch IDER kein Rezept gegen gelegentliches Gefühlschaos. Manchmal hilft es aber auch schon, Musik zu hören, die im gleichen Takt auf und nieder schwingt wie unser eigenes Herz. http://weareider.com/
31.10. Berlin, Frannz Club
01.11. Hamburg, Molotow
10.11. München, Milla