Als ich zur Schlafenszeit am Kinderzimmer der beiden Jüngsten vorbeigehe höre ich lautes Lachen.
Neugierig bleibe ich an der offenen Tür stehen und sehe die Kinder links und rechts von ihrem Papa auf dem Bett sitzen, während er vom Tablett einen Witz vorliest. Die Kinder kringeln sich vor Lachen und haben sichtlich Spaß beim Vorlesen.
Für mich bedeutet Vorlesen immer noch ganz altmodisch einem Buch die Seele hervorzulocken, den Figuren Gestalt einzuhauchen und die Zuhörer in die Geschichte hineinzuziehen. Aber ist es nicht egal, welchem Medium die Geschichten entspringen?
Lesen ist eine meiner Leidenschaften. Das schon weit ich etwa fünf Jahre alt war. Einer meiner Brüder ist nur wenig älter als ich und als er Lesen lernte, eiferte ich ihm nach.
Schnell baute ich meine Lesefähigkeiten aus und verschlang eine Geschichte, ein Buch und eine Serie nach der andern.
In extremen Zeiten las ich lieber statt mich um meine Hausaufgaben zu kümmern und es wurde die größte Strafe über mich verhängt: Nur ein Buch pro Woche durfte ich mir aus der Schulbibliothek ausleihen. Wie furchtbar! Diese Sanktion konnte ich zum Glück etwas dadurch aufweichen, indem ich die Bibliothekarin auf meine Seite zog und sie auf drei Bücher pro Woche hinaufhandeln konnte.
Die Leseliebe fällt nicht weit
Eigentlich brauche ich mich auch überhaupt nicht zu wundern, wenn das große Kind den ganzen Samstag bäuchlings auf der Couch liegt und einen 300 Seiten starken Sammelband in sich hineinsaugt. Nicht ansprechbar und kaum dazu zu bewegen die Position wenigstens zu den Mahlzeiten zu verändern.
Dabei hatte sie als Erstklässlerin keinerlei Ambitionen lesen zu lernen. Lieber vorlesen lassen. Bis ich sie dann heimlich lesend unter der Bettdecke vorfand und innerlich Tschakka! rief.
Aber klar, Vorgelesen zu bekommen ist für Erstleser eben viel angenehmer als sich selbst durch den Buchstabensalat zu quälen. Außerdem langweilten sie die „Anfängerbücher“, die von allen Seiten ins Haus flatterten.
Die Aktion #Ichlesevor
Thea, die ich nicht nur als Buchkundige sehr schätze hat bereits im letzten Jahr zur Aktion #Ichlesevor aufgerufen und ich zeige seitdem immer wieder auf Instagram die aktuellen Bücher, die ich gerade vorlese. Manchmal rollt es mir die Fußnägel hoch bei den Titeln, die die Kinder aus der Bibliothek anschleppen, doch ich mache alles mit.
Daß ich Bücher, die ich nicht gut finde ganz langweilig vorlese ist doch keine Beeinflussung oder?
Conni, die allerhand Dinge lernt, ausprobiert und Unsinn anstellt ist für mich genauso schlimm wie der Siebenschläfer Bobo. Doch gerade jüngere Kinder fasziniert diese Art Bücher mit Langeweile zu füllen. Vielleicht wird es auch erst langweilig, wenn man beim dritten Kind immer noch die gleichen Geschichten lesen muß.
Gerne lese ich hingegen gereimte Bilderbücher vor. Und gestehe, ich übe heimlich, um mich beim Vorlesen nicht ständig zu versprechen.
Nicht immer müssen die Vorlesegeschichten Botschaften transportieren. Wenn doch, dann bitte nicht mit dem erhobenen Zeigefinger!
Die Vorliebe der Jüngsten für alles, was mit Pippi, Kacka und Toiletten zu tun hatte, brachte mir mal eben eine Rezensionsanfrage eines Verlages ein.
Die Klassiker hörte ich als Kind schon. Die Franz Geschichten oder Bücher von Paul Maar lese ich alleine aus nostalgischen gründen gerne vor.
Um die Zweitklässlerin mehr zum Lesen zu bringen, haben wir mit der Krumpflinge-Serie begonnen.- Auf eigenen Wunsch hin. Wahrscheinlich ist sie der Pferde Leseanfängerbücher überdrüssig geworden. Die Große wollte eines der Geburtstagsbücher gar nicht erst anfangen zu lesen, da es mit einem pinken Cover daherkam. Geht ja gar nicht. Nachdem ich ihr die ersten beiden Kapitel vorgelesen hatte, konnte sie nicht mehr aufhören und kam dann vom Großelternbesuch mit Band zwei zurück. Wunschzettel ist klar ne?
Die Medienauswahl ist in unserer Familie sehr groß. Sogar die Tageszeitung wird manchmal gewünscht.
Thea veranstaltet auch dieses Jahr eine #Ichlesevor- Blogparade und möchte gerne wissen:
1. Wer liest bei euch in der Familie vor? Heißt es auch in diesem Bereich #Papakanndas oder sollte das besser die Mutti machen
Meistens liest der Papa abends vor dem Schlafengehen vor. Klar liest er anders vor, aber nicht besser oder schlechter als ich das mache.
2. Wie hat sich das Vorlesen mit dem Alter des Kindes / der Kinder verändert?
Als Kleinkinder waren alle drei Kinder sehr unterschiedliche Zuhörer. Das eine konnte recht früh still daneben sitzen, das nächste wollte immer nur ganz schnell weiterblättern und das dritte Kind war eine Mischung aus beidem. Zwischendrin gab es dann noch Streit, wer denn nun umblättern durfte.
Momentan ist es so, daß alle bei den Büchern, die für das Alter von etwa 4 bis 8 Jahren geeignet sind zuhören. Lese ich Bücher für das große Kind, dann sind die jüngeren nur mäßig interessiert. Gerade der Jüngsten fehlen die Bilder.
Generell habe ich jetzt viel mehr Lust vorzulesen als noch vor zwei drei Jahren. Jetzt hören sie zu und wollen alles mitbekommen. So macht es mehr Spaß.
3. Was, wann und wo lest Ihr vor?
Wir lesen viele Bücher aus der Bücherei, Bücher aus meiner Kindheit, Zeitschriften und auch Tiptoi Bücher. Auch wenn der Wunderstift alles vorliest, es ist irgendwie anders als wenn man bei der Person, die liest auf dem Schoß sitzen kann.
Ich lese viel am Nachmittag vor, wenn die Kinder unruhig werden. das entspannt uns alle und hilft nach dem Mittagessen und vor den Hausaufgaben der Großen beim Runterkommen.
Tagsüber sitzen wir in unserer Leseecke. Sie besteht aus einem winzigen Zweisitzersofa (ich in der Mitte, links und rechts jeweils ein Kind und eines auf dem Schoß), der rollenden Bücherkiste und einer Stehleuchte.
Abends abwechselnd auf den Kinderbetten sitzend.
Lest Ihr selbst gerne für Euch? Oder lest Ihr auch gerne Anderen etwas vor?