Seit langem wieder mal eine Blogparade, die mich anspricht: die liebe Mama on the Rocks konstatiert genervt: Zeit für mich? Haha. und fragt nach den Bedürfnissen von Eltern nach #MeTime. Wie wichtig ist Zeit für sich selbst, wie kann man sie in einem turbulenten Kleinkindhaushalt bekommen oder einfordern und was ist mit dem schlechten Gewissen? Ein interessantes Thema, was sicherlich alle Eltern in mehr oder weniger ausgeprägter Form betrifft.
Grundsätzlich spielen da für mich verschiedene Faktoren hinein. Erstens: was bin ich selbst für ein Mensch, wie hoch ist mein Freizeitbedürfnis, habe ich viele Interessen, kann ich schnell um- bzw. abschalten, kann ich Geräusche in der Wohnung/im Haus ausblenden und parallel etwas für mich tun, wie gut kann ich mich zurücknehmen, fordere ich meine Bedürfnisse zur Not auch "gegen" die Bedürfnisse anderer Familienmitglieder ein, leide ich sehr unter einem Mangel an Ich-Zeit etc. Dazu kommen die "äußeren" Umstände: habe ich externe Entlastung, z. B. durch Großeltern (den Partner zähle ich hier nicht mit, weil der ja das gleiche Problem hat, wenn er berufstätig ist), beschäftigen sich die Kinder viel oder wenig allein (da gibt es große Unterschiede), wie sind die Wohnumstände, gibt es Rückzugsmöglichkeiten etc.
All diese Faktoren beeinflussen das Empfinden, ob jemand subjektiv genügend Zeit für sich hat, enorm. Bei Mama on the Rocks beispielsweise stelle ich es mir sehr schwierig vor, neben der häufigen Anwesenheit der Kinder im Haus im HomeOffice zu arbeiten und gleichzeitig den Haushalt auf Stand zu halten. Dennoch schafft sie es, sehr produktiv und präsent zu sein, was jedoch, wie sie selbst schreibt, zu Lasten ihrer Freizeit jenseits von Arbeit und Blog geht. Freizeit bedeutet für sie: Arbeitszeit oder Zeit zum Bloggen. Für mehr reicht es momentan nicht. Wünsche und Sehnsüchte werden auf später verschoben. Aber wann ist später? Ist man dann gesundheitlich noch fit genug, um das zu machen, was man jahrelang vermisst hat? Kann man ein Bedürfnis nach Ich-Zeit lange zurückhalten, ohne krank zu werden? Das sind alles Fragen, die jeder individuell für sich beantworten muss. Und man sollte Verständnis für jemanden aufbringen, bei dem es anders ist, weil die Voraussetzungen eben ganz andere sind. Manche empfinden Zeit mit der Familie als Freizeit, manche brauchen das Alleinsein, andere wollen ihren Hobbies nachgehen und manche haben gar kein ausgeprägtes Bedürfnis nach Ich-Zeit oder können das eben problemlos zurückstellen, ohne was zu vermissen. So unterschiedlich sind Menschen, und bei Eltern ist alles noch einen Zacken schwieriger wegen der äußerst begrenzten Zeit und der Mehrfachbelastung.
Wie ist es bei mir? Zusammengefasst: starkes Ich-Zeit-Bedürfnis, Schwierigkeiten abzuschalten, Tendenz zu somatischen Beschwerden bei Nichterfüllung elementarer Bedürfnisse (Alleinsein, Ruhe, Rückzug), kleine, sehr aufmerksamkeitsbedürftige Kinder und keinerlei Entlastung jenseits der Kita. Eine ungünstige, zeitweise explosive Mischung, und ich habe auch nach fast 4 1/2 Jahren Elternseins noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden, die auch mein schlechtes Gewissen berücksichtigt. Ignorieren kann ich das Problem nicht, dafür ruft es zu laut, und wenn ich mich zu sehr vernachlässige, werde ich krank und kann nicht für meine Kinder sorgen. Das darf nicht passieren. Allzu sehr zu Lasten meines Mannes kann ich aber meinem Ich-Zeit-Bedürfnis auch nicht nachgehen, sonst bricht er zusammen und das Problem verschiebt sich nur. Ich denke, alle Eltern hadern mit der wenigen Zeit für sich selbst und das ist sicherlich überall ein Streitpunkt, weil sich immer einer benachteiligt fühlt. Manchmal der, der mehr arbeitet, manchmal der, der mehr Zeit mit den Kindern verbringt, und meist der, dessen Freizeitbedürfnis stärker ausgeprägt ist.
Das ist auch ein sehr wichtiger Punkt zwischen den Eltern, der oft genug zu Unzufriedenheit führt. Wer empfindet den Wunsch nach Ich-Zeit stärker, wer kann sich besser zurücknehmen, wer funktioniert besser ohne Pause, wem macht die permanente Präsenz weniger aus? Schwierig zu messen und unmöglich zu vergleichen oder von außen zu beurteilen. Ich denke, dem Elternteil, der ein subjektiv größeres Freizeitbedürfnis hat oder der unter dem Mangel mehr leidet, sollte auch mehr Ich-Zeit ermöglicht werden, da dieser sonst unzufrieden, gereizt oder krank wird. Was aber, wenn es niemanden außer dem Partner gibt, der entlasten könnte? Was, wenn ein riesengroßes schlechtes Gewissen bei jeder abgerungenen Stunde mitschwingt? Was, wenn die Bedürfnisse der Kinder dagegen stehen (beispielsweise, weil ein Kind noch nicht ohne die Mama einschläft)? Es ist eine schwierige Gratwanderung, die man immer wieder auf's Neue austarieren muss.
Nochmal zurück zu mir: ich bin sicherlich diejenige von uns beiden, die ein subjektiv höheres Freizeit- und Freiheitsbedürfnis hat. Ich brauche Pausen und Auszeiten wie die Luft zum Atmen. Ich leide mehr darunter, pausenlos funktionieren zu müssen. Ich werde unruhig und gereizt. Ich habe immer so vieles im Kopf, was ich eigentlich noch machen möchte. Wenn ich eine Perspektive habe, also weiß, dann und dann hast Du regelmäßig mal eine oder zwei Stunden für Dich, dann geht es eigentlich. Dann kann ich das Zusammensein mit den Kindern auch genießen und schätzen. Wenn ich aber auf Dauer nicht zu Dingen komme, die mir wichtig sind (wie das Bloggen beispielsweise), dann frustriert mich das ungemein, macht mich hibbelig und setzt mich unter ungesunde Daueranspannung. Und dann reichen 2 Stunden Freizeit nicht im geringsten aus, um mich wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Das war schon in der Babyzeit des Großen so, und keiner konnte es verstehen.
Ein Patentrezept habe ich noch nicht gefunden. Das Wichtigste ist erst einmal, für sich selbst zu sorgen, d.h. das zu erkennen und einzufordern, was einem gut tut. Dagegen kämpft jedoch das schlechte Gewissen, was bei Mamas meiner Erfahrung nach sowieso stärker ausgeprägt ist. Man ist auch nicht immer stark genug, um für sich einzustehen. Dann ist es Aufgabe des anderen Elternteils, sanft aber eindrücklich an Auszeiten zu erinnern, diese zu ermöglichen oder Unterstützung zu organisieren. Ein schwieriges Unterfangen. Da wir keine Unterstützung haben, bleibt alles an meinem Mann hängen, was mir auch ein ungutes Gefühl gibt. Meine Ich-Zeit geht auf seine Kosten.
Ich habe tatsächlich erst durch die Kinder gemerkt, wie viel Bedürfnis nach Rückzug, Ruhe, Alleinsein ich habe, um zu mir zu kommen und neue Kraft zu tanken. Das Bedürfnis nach einem Ausgleich zu den Kindern wird durch die Arbeit erfüllt. Das Ruhebedürfnis wird nur zu einem sehr geringen Teil der eigentlich benötigten Ration erfüllt. Das ist gefährlich. Oft genug war es erschreckend, welche Auswirkungen es hatte, wenn ich das zu lange vernachlässige. Große Wünsche und Vorhaben habe ich auch erstmal ganz pragmatisch auf eine Zeit verschoben, wenn die Kinder größer sind. Aber auf regelmäßige kleinere Auszeiten muss unbedingt geachtet werden. Für meine seelische Gesundheit und damit ein gutes Mamasein. Ich kann auch mit Freude funktionieren - aber nur mit Pausen!
P.S. Dieser Beitrag wurde unter dem Eindruck der derzeitigen Kinderkrankenwoche und des Frustes über so viel Entlastung durch Großeltern bei anderen Familien aktuell in den Ferien geschrieben...
Grundsätzlich spielen da für mich verschiedene Faktoren hinein. Erstens: was bin ich selbst für ein Mensch, wie hoch ist mein Freizeitbedürfnis, habe ich viele Interessen, kann ich schnell um- bzw. abschalten, kann ich Geräusche in der Wohnung/im Haus ausblenden und parallel etwas für mich tun, wie gut kann ich mich zurücknehmen, fordere ich meine Bedürfnisse zur Not auch "gegen" die Bedürfnisse anderer Familienmitglieder ein, leide ich sehr unter einem Mangel an Ich-Zeit etc. Dazu kommen die "äußeren" Umstände: habe ich externe Entlastung, z. B. durch Großeltern (den Partner zähle ich hier nicht mit, weil der ja das gleiche Problem hat, wenn er berufstätig ist), beschäftigen sich die Kinder viel oder wenig allein (da gibt es große Unterschiede), wie sind die Wohnumstände, gibt es Rückzugsmöglichkeiten etc.
All diese Faktoren beeinflussen das Empfinden, ob jemand subjektiv genügend Zeit für sich hat, enorm. Bei Mama on the Rocks beispielsweise stelle ich es mir sehr schwierig vor, neben der häufigen Anwesenheit der Kinder im Haus im HomeOffice zu arbeiten und gleichzeitig den Haushalt auf Stand zu halten. Dennoch schafft sie es, sehr produktiv und präsent zu sein, was jedoch, wie sie selbst schreibt, zu Lasten ihrer Freizeit jenseits von Arbeit und Blog geht. Freizeit bedeutet für sie: Arbeitszeit oder Zeit zum Bloggen. Für mehr reicht es momentan nicht. Wünsche und Sehnsüchte werden auf später verschoben. Aber wann ist später? Ist man dann gesundheitlich noch fit genug, um das zu machen, was man jahrelang vermisst hat? Kann man ein Bedürfnis nach Ich-Zeit lange zurückhalten, ohne krank zu werden? Das sind alles Fragen, die jeder individuell für sich beantworten muss. Und man sollte Verständnis für jemanden aufbringen, bei dem es anders ist, weil die Voraussetzungen eben ganz andere sind. Manche empfinden Zeit mit der Familie als Freizeit, manche brauchen das Alleinsein, andere wollen ihren Hobbies nachgehen und manche haben gar kein ausgeprägtes Bedürfnis nach Ich-Zeit oder können das eben problemlos zurückstellen, ohne was zu vermissen. So unterschiedlich sind Menschen, und bei Eltern ist alles noch einen Zacken schwieriger wegen der äußerst begrenzten Zeit und der Mehrfachbelastung.
Wie ist es bei mir? Zusammengefasst: starkes Ich-Zeit-Bedürfnis, Schwierigkeiten abzuschalten, Tendenz zu somatischen Beschwerden bei Nichterfüllung elementarer Bedürfnisse (Alleinsein, Ruhe, Rückzug), kleine, sehr aufmerksamkeitsbedürftige Kinder und keinerlei Entlastung jenseits der Kita. Eine ungünstige, zeitweise explosive Mischung, und ich habe auch nach fast 4 1/2 Jahren Elternseins noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden, die auch mein schlechtes Gewissen berücksichtigt. Ignorieren kann ich das Problem nicht, dafür ruft es zu laut, und wenn ich mich zu sehr vernachlässige, werde ich krank und kann nicht für meine Kinder sorgen. Das darf nicht passieren. Allzu sehr zu Lasten meines Mannes kann ich aber meinem Ich-Zeit-Bedürfnis auch nicht nachgehen, sonst bricht er zusammen und das Problem verschiebt sich nur. Ich denke, alle Eltern hadern mit der wenigen Zeit für sich selbst und das ist sicherlich überall ein Streitpunkt, weil sich immer einer benachteiligt fühlt. Manchmal der, der mehr arbeitet, manchmal der, der mehr Zeit mit den Kindern verbringt, und meist der, dessen Freizeitbedürfnis stärker ausgeprägt ist.
Das ist auch ein sehr wichtiger Punkt zwischen den Eltern, der oft genug zu Unzufriedenheit führt. Wer empfindet den Wunsch nach Ich-Zeit stärker, wer kann sich besser zurücknehmen, wer funktioniert besser ohne Pause, wem macht die permanente Präsenz weniger aus? Schwierig zu messen und unmöglich zu vergleichen oder von außen zu beurteilen. Ich denke, dem Elternteil, der ein subjektiv größeres Freizeitbedürfnis hat oder der unter dem Mangel mehr leidet, sollte auch mehr Ich-Zeit ermöglicht werden, da dieser sonst unzufrieden, gereizt oder krank wird. Was aber, wenn es niemanden außer dem Partner gibt, der entlasten könnte? Was, wenn ein riesengroßes schlechtes Gewissen bei jeder abgerungenen Stunde mitschwingt? Was, wenn die Bedürfnisse der Kinder dagegen stehen (beispielsweise, weil ein Kind noch nicht ohne die Mama einschläft)? Es ist eine schwierige Gratwanderung, die man immer wieder auf's Neue austarieren muss.
Nochmal zurück zu mir: ich bin sicherlich diejenige von uns beiden, die ein subjektiv höheres Freizeit- und Freiheitsbedürfnis hat. Ich brauche Pausen und Auszeiten wie die Luft zum Atmen. Ich leide mehr darunter, pausenlos funktionieren zu müssen. Ich werde unruhig und gereizt. Ich habe immer so vieles im Kopf, was ich eigentlich noch machen möchte. Wenn ich eine Perspektive habe, also weiß, dann und dann hast Du regelmäßig mal eine oder zwei Stunden für Dich, dann geht es eigentlich. Dann kann ich das Zusammensein mit den Kindern auch genießen und schätzen. Wenn ich aber auf Dauer nicht zu Dingen komme, die mir wichtig sind (wie das Bloggen beispielsweise), dann frustriert mich das ungemein, macht mich hibbelig und setzt mich unter ungesunde Daueranspannung. Und dann reichen 2 Stunden Freizeit nicht im geringsten aus, um mich wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Das war schon in der Babyzeit des Großen so, und keiner konnte es verstehen.
Ein Patentrezept habe ich noch nicht gefunden. Das Wichtigste ist erst einmal, für sich selbst zu sorgen, d.h. das zu erkennen und einzufordern, was einem gut tut. Dagegen kämpft jedoch das schlechte Gewissen, was bei Mamas meiner Erfahrung nach sowieso stärker ausgeprägt ist. Man ist auch nicht immer stark genug, um für sich einzustehen. Dann ist es Aufgabe des anderen Elternteils, sanft aber eindrücklich an Auszeiten zu erinnern, diese zu ermöglichen oder Unterstützung zu organisieren. Ein schwieriges Unterfangen. Da wir keine Unterstützung haben, bleibt alles an meinem Mann hängen, was mir auch ein ungutes Gefühl gibt. Meine Ich-Zeit geht auf seine Kosten.
Ich habe tatsächlich erst durch die Kinder gemerkt, wie viel Bedürfnis nach Rückzug, Ruhe, Alleinsein ich habe, um zu mir zu kommen und neue Kraft zu tanken. Das Bedürfnis nach einem Ausgleich zu den Kindern wird durch die Arbeit erfüllt. Das Ruhebedürfnis wird nur zu einem sehr geringen Teil der eigentlich benötigten Ration erfüllt. Das ist gefährlich. Oft genug war es erschreckend, welche Auswirkungen es hatte, wenn ich das zu lange vernachlässige. Große Wünsche und Vorhaben habe ich auch erstmal ganz pragmatisch auf eine Zeit verschoben, wenn die Kinder größer sind. Aber auf regelmäßige kleinere Auszeiten muss unbedingt geachtet werden. Für meine seelische Gesundheit und damit ein gutes Mamasein. Ich kann auch mit Freude funktionieren - aber nur mit Pausen!
P.S. Dieser Beitrag wurde unter dem Eindruck der derzeitigen Kinderkrankenwoche und des Frustes über so viel Entlastung durch Großeltern bei anderen Familien aktuell in den Ferien geschrieben...