Die Dämonenaustreibung...
...praktizierte bereits Jesus (Lukas 8.26-39). Diese und andere Bibelstellen dienen als Grundlage um den Exorzismus auch Heute noch zu praktizieren. Dämonenaustreibungen finden auf der ganzen Erde in vielen Religionen statt. Bei uns sind dafür vor allem die katholische Kirche und einige Freikirchen bekannt. Wobei das was reisserisch als "Verschwinde aus diesem Körper, schwuler Dämon" betitelt wird, sollte differenziert betrachtet werden.
Es gibt homosexuell...
...empfindende Menschen, die leben mit ihrer sexuellen Orientierung ein glückliches, erfülltes Leben. Es gibt andere, die entscheiden sich freiwillig und ohne bedrängt zu werden, dass sie diesen Gefühlen nicht nachgeben wollen. Beide Standpunkten sollten wir so respektieren. "Bekehrungs- oder Umpolungsversuche" in die eine oder andere Richtung verlaufen meiner Meinung nach selten positiv. In den meisten Fällen wird massiven Druck auf die Betroffenen ausgeübt. Niemand hat das Recht, einen Menschen aufgrund von seinem sexuellen Empfinden auszuschliessen, zu verurteilen oder verdammen! Das ist aber nicht das Thema von diesem Post.
Wenn wir von Exorzismus lesen...
...meinen viele die "Besessenen" oder Opfer werden zu diesem Ritual gezwungen und unterziehen sich der "Gehirnwäsche" nicht freiwillig. Dabei entsteht der Eindruck, dass vor allem in freikirchlichen Kreisen versucht wird, Menschen gewaltsam umzuprogrammieren. Ich wurde nicht dazu gezwungen aber massiv gedrängt, schreibe also aus eigener Erfahrung.
Ich hatte wegen...
...meiner Lebensgeschichte mit grossen Problemen zu kämpfen. Die Aufarbeitung mit einer ausgebildeten Fachperson wäre eigentlich der richtige Weg gewesen. Als "gläubiger" Christ, war ich aber der Meinung, dass mit meinem Glauben "etwas nicht stimmte". Darum suchte ich die Hilfe beim Jugendgruppenleiter, Prediger und Pfarrer. Das waren alles Menschen, die ihren Glauben aktiv leben. Sätze wie: "Du musst deinem Peiniger vergeben! Glaube und du wirst geheilt!" hörte ich mehrmals. Sie durften sich nicht eingestehen mit mir und ihrem Glauben am Ende zu sein. Denn in diesem Fall hätte Gott versagt. Darum versuchten sie mich nicht mit körperlicher Gewalt aber mit seelischer Manipulation zu befreien. Bei meiner Lossprache wurde ich nicht geschlagen aber sehr wohl psychisch unter Druck gesetzt.
Eine Lossprache...
...könnte dir helfen. Da ich zu dieser Zeit überhaupt kein Selbstvertrauen hatte und von Zweifeln an mir und meinem Leben zerfressen wurde, gab ich T. mein Einverständnis. Ich hätte alles getan nur damit es mir ein bisschen besser geht. Darum vereinbarte mein damaliger Jugendgruppenleiter einen Termin mit einer Person
die aus seiner Sicht die Gabe hatte Belastungen (auch von Vorfahren) zu erkennen.
Ich fuhr also zusammen mit ihm zu dieser Frau.Wir nahmen in einem speziellen Zimmer auf "ganz normalen Stühlen" Platz. Nach einem Gebet schloss sie die Augen und fing an Dinge aufzuzählen die ihrer Meinung mich und mein Leben belasten. Was sie als Antwort erhielt, wurde vom Jugendgruppenleiter T. aufgeschrieben. Nach dem ihr nichts mehr in den Sinn kam wurde ich aufgefordert die Liste Punkt für Punkt Jesus zu übergeben und mich davon zu lösen.
Eigentlich wollte ich das nicht. Damit das ganze Ritual abgeschlossen werden konnte, musste ich wohl oder übel. Nur unter liebevoll chirstlichem Druck (Manipulation) betete ich diese Liste herunter. Danach fühlte ich gar nichts.
Der seelische Druck...
...wurde danach noch viel stärker. Gott hat mich befreit, warum geht es mir denn immer noch so schlecht? Es liegt wahrscheinlich an mir. Ich glaube zu wenig und habe wieder gesündigt. Meine Seele wurde buchstäblich zerrissen. An einem Wochenende der Jugengruppe erzählte der Leiter in der versammelten Runde, was für Glaubensschritte ich gegangen bin und welche Wunder ich erlebt habe. Mein Inneres sah aber ganz anders aus.
Gebet...
...kann ein Bestandteil auf einem Heilungsweg sein. Gebet kann helfen loszulassen und traumatischen Erlebnissen die Macht zu nehmen. Der Glaube kann Menschen Halt geben ihr Leben lebenswert zu leben. Wir können Gott aber nicht vorschreiben wann und wie er zu heilen hat. Darum ist es meiner Meinung grobfahrlässig und ein Verbrechen wenn in der Seelsorge geraten wird Medikamente oder Behandlungen abzusetzen weil die Person durch das Lossprachengebet jetzt "geheilt" ist. Bei allem Glauben haben wir auch einen Verstand erhalten, den wir benutzen dürfen oder sollen oder besser sollten.
Seelsorge sollte nicht...
...zum Seelsarg werden weil sie die Nöte der Hilfesuchenden nicht erkannt oder sogar ignoriert werden. Ich unterstelle niemandem böse Absichten. Leider wird aber immer noch viel zu oft versucht, Menschen mit psychischen Problemen freizubeten.
Im Vergleich zu den siebziger Jahren hat sich sehr viel gebessert. Es gibt fundierte, mehrjährige Seelsorgeausbildungen bei denen die Psychologie ein zentraler Bestandteil und keine Randerscheinung ist. Vorschriften oder Richtlinien fehlen aber immer noch in vielen Kirchen/Freikirchen. Die Seelsorger werden meistens nicht einmal auf ihre Eignung geprüft und haben in ihrer Arbeit freie Hand. Selbst Freikirchen die einem Verband angehören sind oft als unabhängige Vereine organisiert. Eine Kontrolle oder die Einhaltung von einheitlichen Standards ist unmöglich.
An meine lieben Kritiker (vor allem aus dem christliche-frommen Lager)...
..jedes Feedback ist wilkommen, auch Kritik. Ich schreibe hier von meinen ganz persönlichen, subjektiven Erfahrungen. Die sind niemals allgemein gültig und spiegeln höchstens einen Krümel aber sicher nicht den ganzen frommen Kuchen wieder.