Liebe Zeitschriften,
Ich wünsche mir von euch wieder ein bisschen mehr Normalität.
Ich liebe es, mich auf mein gemütliches Sofa zu setzen, eine schöne Tasse Kaffee in der Hand, am Besten noch eingewickelt in die abgewetzte, völlig unfotogene Kuscheldecke, die auf den Blogbildern immer in die hinterste Ecke verbannt wird, und dann einen Stapel frisch gepresster Zeitschriften nehmend und genüßlich an einem Feiertag wie heute die Zeit vergessend eine nach der anderen durchzublättern.
Aber immer wieder beschleicht mich das Gefühl, ich bin doch irgendwie nicht cool genug. Ich mag das nicht leiden, was ihr zeigt, und ich bin halt ganz normal. Ich bin kein Modeopfer und keine Deko-Queen, ich bin auch nicht die mit den Designermöbeln, aber ich lese gern Zeitschriften. So, gedruckt, zum blättern und anfassen. Aber so langsam weiß ich nicht mehr was ich kaufen soll…
Ich habe mich durchaus immer für Mode interessiert und ich denke ich kann meinen Geschmack trotz kleiner Größe und großem Gewicht gut umsetzen und muss mich nicht verstecken. Ich bin auch nicht der Jeans- und Turnschuh-Typ. Im Gegenteil, ich ziehe gern hübsche Kleider an und kaufe auch ständig neue Pumps. Aber das, was zur Zeit durch die Zeitschriften geht, gleicht eher einem Gruselkabinett…
Zehensandalen mit Blockabsatz und Söckchen. Man beachte die dünnen Beinchen…
Wie gesagt – ich bin nicht cool. Aber habe mir im März ein Flair-Magazin gekauft, weil es in der Bloggerwelt so bejubelt wurde. Dann werde ich auch zum Lemming und kaufe mir auch eins. Und dann: Ich habe es durchgeblättert und kriegte irgendwie inneren Streß ob der Designermode, und den Schminktips und auch der Einrichtung.
Ich komme nicht mit diesen Block-Absatz-Zehensandaletten klar. Schon gar nicht mit Socken. Dazu dann ein Zombie-Mässiges Make-up. Oder dreibfarbig bemalte Lippen.
Dann versuchte ich, mir die Latexstrümpfe mit Farbverlauf an meinen zarten Stummelbeinen vorzustellen und innerlich fühlte ich schon die Schweißperlen, die an einem Frühlingstag auf der Innenseite der Strümpfe an meinem Oberschenkel hinablaufen.
Latex-Strümpfe mit Farbverlauf: Sind die auch noch Trendy wenn sie von innen beschlagen sind?
Wo sind die Zeiten hin, in denen das, was Frau sich anzieht hübsch sein durfte?
Und auch das Couch-Mag, welches ich eigentlich WIRKLICH gern lese hat diesen komischen Style. Man akzeptiert es alles so, weil man ja nichts anderes mehr zu sehen kriegt, und irgendwann hat mich das Mode-Diktat wahrscheinlich so weit, dass ich überlege für Latex-Strümpfe im Ombre-Look eine Diät zu machen ;-)
Warum müssen wir auf Teufel komm raus diese häßlichen Sachen aus den 80ern wieder rausholen, und warum entstellen sich wunderhübsche junge Redakteurinnen mit Bollerhosen und Strickpullis mit Schulterpolstern?
Und könnte mir mal bitte jemand ein Bild von sich schicken mit dem Hasenohrenhaarreif mit Schleier?
Und bei den Interior-Strecken genau das Gleiche:
Es wird gemixt und ge-matcht (“gemätscht”) bis die Grenzen zu zwischen “Ist das Kunst oder kann das weg” und stylischem Wohnen komplett verschwimmen.
Und dazu diese exorbitanten Preise. Tschuldigung, aber Du KANNST nicht gut wohnen, wenn Deine Couch nur 500 Euro gekostet hat. Ich bin drauf und dran, alles was ich letztes Jahr gekauft habe, rauszuwerfen und durch quietschgelbe Wohnaccessoires zu ersetzten…NICHT.
Eine Tapetenrolle 135 Euro! Geht´s noch!? Für unser Wohn- und Esszimmer bräuchte ich 12 Rollen. Und dann stelle man sich vor, das Kind nimmt mal nen Filzstift…
Scheußliche geometrische Muster, die vor zwei Jahren nicht mal auf dem Flohmarkt jemand haben wollte, sind jetzt wieder der letzte Schrei. Und denkt dran, wenn die Farben nicht zusammenpassen, ist es GUT.
Naja, bei uns wird auch gelebt, wir wohnen ja nicht im Museum. Ich stell mir nur grad vor, der Hund kotzt auf nen 3000 Euro Teppich…
Entschuldigt meinen kleinen Ausbruch, aber ich kann diese Kollektive “Oh ist das schön” in Bloghausen manchmal einfach nicht verstehen!
Von den Modebloggern werde ich wahrscheinlich jetzt gedisst und die Interior-Blogger schlagen die Hände überm Kopf zusammen “wie kann sie nur?”. Aber Bloggen heisst ja auch, ne Meinung zu haben ;-)
Ich wünsche mir einfach mehr “Einfachheit”. Wenn irgendwo draufsteht “kleiner Geldbeutel”, dann erwarte ich das auch so: “Klein” heißt für mich nicht, der Couchtisch kostet 400 Euro. Oder ein komplettes Outfit 300 Euro.
Unter “klein” stelle ich mir vor dass ich Tips bekomme wie ich z.B. mit 50 Euro mein Wohnzimmer verändern kann. DAS ist eine Kunst. Oder wie man Basics aus dem Kleiderschrank für z.b. 30 Euro aufwerten kann.
Klar sieht meine alte Jeans mit nem 250 Euro Designerblazer toll aus. Aber was mache ich, wenn ich trendy sein möchte und das Geld nicht habe?
Wie ist es mit euch? Findet ihr das schön? Bin ich auf dem falschen Dampfer? Hab ich zu lange in RöllshausenCrimeCity gelebt und komplett den Trend verpennt? Bin ich tatsächlich uncool?
Alles Liebe, eure
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