Quelle: Helmut Mühlbacher
„Liebe ist eine Sprache, die die Blinden sehen und die Tauben hören.“
Donald E. WildmanIhr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte von Kathe Neyer erzählen:
Mit dem Herzen sehen
„Barkley war drei Jahre alt, als er von einer Familie, die ihn nicht mehr haben wollte, zu mir kam. Der große Hund, ein Golden Retriever, war in einem schlechten Gesundheitszustand, denn seine Vorbesitzer hatten sich nur wenig um ihn gekümmert. Nachdem ich ihn körperlich aufgepäppelt und genügend Zeit mit ihm verbracht hatte, um eine Beziehung zwischen uns entstehen zu lassen, stellte ich fest, dass Barkley einen außergewöhnlichen Charakter besaß.
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Er war intelligent und darauf versessen, anderen zu gefallen. Wir absolvierten also die grundlegenden und die fortgeschrittenen Gehorsamsübungen und besuchten einen Kursus über Sozialtherapie, um all das in Erfahrung zu bringen, was wir wissen mussten, damit Barkley ein Therapiehund werden konnte.Schon nach wenigen Monaten begannen wir mit unseren wöchentlichen Besuchen im Krankenhaus. Anfangs wusste ich gar nicht, was ich erwarten sollte, aber Barkley und ich hatten Spaß daran, einfach mit der Arbeit anzufangen.
Zuerst vergewisserte ich mich, ob ein Patient oder eine Patientin von Barkley besucht werden wollte, und wenn das der Fall war, ging der Hund an das Bett und wartete so lange, bis die jeweilige Person die Hand nach ihm ausstreckte. Einige nahmen ihn in den Arm und drückten ihn, andere streichelten ihn einfach nur, während er die ganze Zeit mit wedelndem Schwanz und einem Gesichtsausdruck dastand, der an ein breites und fröhliches Grinsen erinnerte.
Seine Sanftheit machte ihn ohne Unterschied zum Liebling aller Menschen im Krankenhaus, seien es Mitarbeiter, Patienten oder ehrenamtliche Helfer.
Jede Woche zog ich Barkley etwas anderes an, und für jeden Feiertag hatte er eine eigene Garderobe. An seinem Geburtstag trug er einen Geburtstagshut und zu Helloween ein Zorrokostüm. Zu Weihnachten belustigte er mit der Zipfelmütze von Knecht Ruprecht. Am meisten gefiel den Leuten jedoch sein Osterkostüm, das aus Hasenohren und aus einem weißen Hasenschwänzchen bestand, das ich an Barkleys hinterem Ende befestigte. Die Patienten wollten immer wissen, wie der Hund in dieser Woche gekleidet war.
Ungefähr ein Jahr, nachdem wir mit unseren Besuchen im Krankenhaus angefangen hatten, bemerkte ich, dass Barkley immer schlechter sehen konnte, denn manchmal stolperte er einfach in irgendetwas hinein.
Der Tierarzt attestierte eine Sehschwäche, die teilweise darauf zurückzuführen sei, dass der Hund in jungen Jahren zu stark vernachlässigt worden war. Im Laufe des Jahres verschlechterte sich sein Zustand, aber Barkley schien sich nichts anmerken zu lassen. Selbst ich war mir nicht im Klaren, wie schlimm es um Barkley wirklich bestellt war, bis ich eines Abends mit Barkley außerhalb des gewohnten Hofes spielte.
Als ich ihm den Ball zuwarf, hatte er große Schwierigkeiten, ihn zu fangen. Er musste seine Nase zur Hilfe nehmen, um den Ball am Boden zu finden, nachdem er ihn mehrmals mit der Schnauze verfehlt hatte. Am nächsten Tag ging ich mit ihm zum Tierarzt, der eine Operation für unausweichlich hielt. Nachdem Barkley dreimal operiert worden war, um wenigstens einen Teil seines Augenlichts zu retten, wurde er vollkommen blind.
Ich machte mir Sorgen, wie er mit einer so schweren Beeinträchtigung klarkommen würde, aber er gewöhnte sich schnell an seine Blindheit. Es schien, als ob sich seine anderen Sinne als Ausgleich für den Verlust der Sehkraft verschärft hätten. Schon bald war er nieder auf den Beinen und bestand darauf (indem er am Garagentor stand und die Ausfahrt blockierte), dass ich ihn mit ins Krankenhaus nahm, damit er seine Freunde besuchen konnte. So nahmen wir erneut zur Freude aller – und besonders zur Freude Barkleys – unsere wöchentlichen Krankenbesuche auf.
Barkley verhielt sich im Krankenhaus so natürlich, dass die Leute kaum glauben konnten, dass er blind war. Er war bereits blind, als mich jemand fragte, ob er ein Blindenhund sei. Ich lachte und meinte, dass Barkley eigentlich selbst einen Blindenführer benötigte.
Quelle: Helmut Mühlbacher
Er schien die fast unheimliche Fähigkeit zu entwickeln, Dinge zu registrieren, die jenseits der sinnlichen Wahrnehmung lagen. Eines Tages kamen wir in ein Krankenzimmer und Barkley ging zu meiner Überraschung direkt auf die Besucherin zu, die auf einem Stuhl neben dem Bett saß, und berührte ihre Hand mit seiner Nase.Nie zuvor hatte der blinde Hund den ersten Kontakt auf diese Weise hergestellt und so fragte ich mich, was ihn in diesem Fall wohl dazu bewogen haben könnte. Als ich neben dem Stuhl der Frau stand und sah, wie sie mit Barkley sprach, erkannte ich den Grund für Barkleys Verhalten.
Ich habe keine Ahnung, wie er es herausgefunden hatte, aber der völlig blinde Barkley wusste, dass die Frau auf dem Stuhl ebenfalls blind war.
Seltsamerweise schätzten die Patienten Barkleys Anwesenheit sogar noch mehr, seitdem er sein Augenlicht verloren hatte. Als Barkley einen Preis für über vierhundert Stunden ehrenamtlichen Einsatzes erhielt, meinte jemand zu mir: „Es ist erstaunlich, was ein blinder Hund alles bewirkt!“
Den Menschen war entgangen, dass Barkley nicht wirklich blind war.
Er konnte weiterhin sehen – mit seinem Herzen.“
"Es ist besser, ein kleines Licht zu entzünden,
als über große Dunkelheit zu fluchen."Konfuzius
Konfuzius
Quelle: Astrid Müller
Ihr Lieben,
als ich diese Geschichte las, musste ich zunächst ein wenig schmunzeln und ich dachte an die alte Volksweisheit: „Andere Länder – andere Sitten!“
Ich mag Hunde sehr gerne, vor allem Hunde mit einer eigenen starken Persönlichkeit.
Vielleicht würde ich deshalb einem Hund niemals Kleidung anziehen, wie man das in Amerika gerne tut. Aber auch wenn uns das ein wenig albern oder unpassend erscheint, einem Hund ein Hütchen aufzuziehen oder ihm Kleidung anzulegen, so ist das doch auf der anderen Seite ein Zeichen dafür, wie sehr der Hund zum Freund des Menschen geworden ist.
Aber um die Kleidung der Hunde geht es in unserer Geschichte auch nicht, es geht darum, dass wir erkennen, wie viel Freude wir verbreiten können, wie viel Liebe wir weitergeben können, wenn wir einfach einmal für einen Menschen da sind.
Wenn sich Menschen schon über den Besuch eines Hundes so freuen, wie sehr würden sich viele Menschen freuen, wenn sie von einem anderen Menschen Besuch bekommen würden.
Warum aber lieben die Menschen den Besuch des Hundes so sehr?
Der Hund hört ihnen zu und der Hund hat Zeit!
Wenn wir jemanden besuchen, dann lautet einer unserer einleitenden Sätze oft:
„Ich habe aber nicht viel Zeit!“ und während wir den anderen Menschen besuchen, reden wir oft zu viel und erdrücken den anderen Menschen mit unseren eigenen Sorgen.
Probiert es doch einfach einmal aus: Mit kaum etwas macht Ihr eine so große Freude, als wenn Ihr einen Menschen, der sich nach Besuch sehnt, besucht, Zeit mitbringt und ihm still zuhört.
Und je mehr Ihr ihm zuhört, desto mehr werdet Ihr das große Geheimnis erkennen:
Je stiller Ihr werdet und je mehr Ihr zuhört, desto mehr lernt Ihr, mit dem Herzen zu sehen, zu erkennen, was wirklich wichtig ist, worauf es wirklich ankommt. Und dann wird eine tiefe innere Ruhe in Euer Herz einkehren und Zufriedenheit und Dankbarkeit werden Euer Herz erfüllen.
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„Man sieht nur mit dem Herzen gut.Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“
und ich wünsche Euch nun ein ruhiges beschauliches fröhliches und erfülltes Wochenende
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen