Ich will mein Geld zurück! Das hab ich nicht bestellt.

Von Politropolis @sattler59

Foto: © magicpen / pixelio.de

Seit einiger Zeit lebe ich in meinem Haushalt alleine. Nein, keine Sorge, darüber mag ich mich hier nicht beklagen. Nun habe ich mehr Zeit für mich, kann meinen eigenen Stil leben, niemand redet mir rein. Allerdings bestreite ich das Ganze – also die Wohnung samt allem was so zu einem Leben gehört samt der Gebühren – mit weniger Geld. Es ist halt was ganz anderes, wenn kein Partner die ganze Chause mitfinanziert. Nun hab ich Radio und Fernsehen und auch meinen geliebten Laptop, den ich ganz schön häufig nutze. Also zahle ich für den Service nun zwangsweise Beitrag, vierteljährlich so 54Euro. Diese Zwangseinrichtung, die sich früher GEZ nannte, heisst nun einschmeichelnd “Beitragsservice“. Gut, das tue ich prinzipiell gerne für einen öffentlichen, unabhängigen Rundfunk. Die Leute, die den machen sollen, wollen schliesslich ordentlich bezahlt werden. Die ganze Recherche, die Korrespondenten, die Diskjockeys, die Journalisten, die Talkmaster und Moderatoren, die Lizenzen, die Studios. Nur, was habe ich denn da bestellt, was verlange ich für mein Geld von denen, die das machen?  Von denen, die das Radio, die TV-Programme und die Internet-Inhalte herausgeben? Also, ich will hier gar nicht groß anspruchsvoll tun. Ganz ehrlich, ich erwarte im Radio tagsüber und in meiner Freizeit oft nur gute Unterhaltung. Auf der Fahrt zur Arbeit mit dem Auto möchte ich gerne gute Mucke hören, am liebsten was Fetziges; ich will wissen was sich in der Musikszene und sonst so tut, mal was Neues vorgespielt bekommen. Dann auch Nachrichten, um auf dem Laufenden zu bleiben. Und nicht zu vergessen, Verkehrsmeldungen, damit ich weiss, wo ich am besten nicht lang fahre. Aber schon dieser Anspruch an meine Stunde Radio im Auto, der wird seit ich meiner Ausbildung und später, seite ich meinen Job habe mit Füßen getreten! Es k… mich an, was da aus dem Lautsprecher tönt. Immer wieder die selbe Sch…, auf jedem Sender, den man einigermaßen empfangen kann. Überall derselbe Kommerzschrott! Hoch und Runter, immer wieder. Und das Beste von damals? Auch immer nur wieder die selbe alte Sch…, die man nicht nur totgehört hat, sondern Songs, die einem längst aus dem Hals raus hängen! Ich wundere mich schon seit Langem, dass nicht mehr Leute auf dem Weg zur Arbeit anhalten, die Tür vom Auto aufreissen und einfach aus dem Auto brechen.
Auch früher gab es schon doch gute Musik nicht nur die 100 Stücke, die ihr bis zum Durchbrennen von Gehirnzellen ableiert! Besonders in den 60er und 70er Jahren, als es mich noch gar nicht gab, enstanden tolle Sachen. Stellt Euch vor, dieser Gary Clar Jr. ist in den USA gerade ein gefeierter Star. Den hat mir ein Freund über eine Facebooknachricht empfohlen mit einem Link auf ein Youtube live-Video, das fast Zweieinhalb Millionen mal aufgerufen wurde. Das Konzert fand vor ein paar Monaten statt. Hab ich in meinem deutschen Radio nie was von gehört und auf keinem meiner Fernsehsender irgendwas von gesehen.
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Was geht denn eigentlich hier ab?? Muss ich mir den Wecker stellen, um Nachts um 3 Uhr Radio zu hören, nur um der Kommerzsch… zu entgehen? Was soll das? Das hab ich so nicht bestellt, aber zahlen muss ich! So soll mein Radio nicht sein. Ich will was Ansprechendes hören, auf Ideen kommen, Lust bekommen, was auszutesten, in der Zeit, in der ich lebe und wach bin.

In einem etwas ungehaltenen, aber trotz allem höflichen Brief an die Redaktion von meinem ARD-Hörfunksender forderte ich mehr Abwechslung ein, mehr Vielfalt und weniger Komerzsch… . Die Antwort kam kurz darauf, also nach zwei Wochen und las sich wie eine Sammlung von Textbausteinen.

Mit Interesse haben wir Ihre Zuschrift gelesen, BlaBla, in unserem Bestreben…, Qualität, Masse der Zuhörer…, gerecht werden…., BlaBla. In Ihrem Fall…, BlaBla, gibt es Angebote ausserhalb der Hauptsendezeiten…, BlaBla, in denen “Musikfarben” gespielt und vorgestellt werden…, Bla, …die auch ihrem Geschmack gerecht werden….”

Verdammt nochmal, ich will doch keinen experimentellen Freejazz zur Hauptsendezeit, ich will einfach nur bessere Pop- und Rockmusik und als nicht als Kanonenfutter für Werbesendungen der Musikindustrie missbraucht werden. Ihr beleidigt meinen Verstand! Wenn ich mich so umhöre, stehe ich mit meiner Meinung ganz und gar nicht alleine. Wann kapiert Ihr das endlich in den Redaktionen, oder seid Ihr alle schon so ängstlich oder an der Kette, dass Ihr nur noch spielen dürft, was die Leute, die an den Fäden ziehen, die Castingbands rumhampeln lassen euch vorschreiben? Liebe Hörfunksender, nach meiner Meinung spielt Ihr einen erbärmlichen Sch… in Eurem Radio! So, jetzt hab ichs Euch gegeben.

Kleinen Moment noch – ich bin noch nicht ganz fertig. Das Fernsehen, für das ich wohl das meiste Geld bezahle geht mir genauso “auf den Sender”! Ein paar Sätze noch zur Glotzkiste. Nun zahle ich mit dem Euro, wohne in Europa, sehe aber bei euch fast nichts aus unserem Europa!

Jedenfalls nicht zu den Sendezeiten, in denen ich als berufstätiger Mensch halbwegs aufnahmefähig sein kann. Ansonsten kommen immer nur die selben drei bis zehne Schlagzeilen, die irgendwelche Menschen ausgewählt haben, um sie mir ins Hirn zu hämmern. Hallo Ihr Fernsehgötter, ich wollte lieber was von Giuseppe in Italien, von Pedro in Spanien und Jaques in Frankreich wissen. Ich will wissen, wie es den Leuten in meinen europäischen Nachbarländern geht, was sie denken und wie sie leben, ja auch in den Nachrichten! Oder wenigstens in den Talkshows. Seit Jahren sehe ich da ständig die selben Klugscheisser und Parteibonzen, mir geht das auf den Keks!  Vom Unterhaltungsprogramm will ich gar nicht reden. Ich glaube, das macht ihr sowieso nur noch für die vielen Altenheime in unserem Land zur Ruhigstellung der vielen armen dementen Menschen, die nach ihrem Arbeitsleben nun bis zum Finale in Abschiebehaft hocken.

Leute, ich will mein Geld zurück, euer Programm hab ich nicht bestellt!
Ihr habt mir einen Vertrag vorgesetzt, den Rundfunkstaatsvertrag – da stehen sogar manche guten Sachen drin (siehe oben). Haltet den gefälligst zuerst ein, dann zahl ich auch gerne was. Wenn jemand was liefert, das der Kunde nicht bestellt hat, dann braucht der Kunde das auch nicht zu bezahlen. Ich will im Radio nicht gezwungen werden, diese bescheuerte Kommerzsoße hören zu müssen und im Fernsehen will ich nicht ständig belogen werden. So sind das keine Gebühren für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk – oder wie einer von den Fernseh-Oberen das mal nannte “Deomkratie-Abgaben”, sondern Propaganda-Steuern!

Der Text stammt aus einem Leserbrief, überarbeitet von Artrealisation,
Autorin der Red. bekannt

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Quellen – weiterführende Links

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Rundfunktsaatsvertrag: aus: Grundsätze für die Zusammenarbeit im ARD-Gemeinschaftsprogramm, ‘Erstes Deutsches Fernsehen’ und anderen Gemeinschaftsprogrammen und -angeboten (Richtlinien gemäß § 11 RfStV) – Quelle: Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalsen, Geltende Gesetzte und Verordnungen (SGV.NRW.), mit Stand vom 13.03.2014