Ich will gefunden werden

Ich will gefunden werden


Veröffentlicht am 7 April 2014 - Tags: Internet

Ein Blog, den niemand liest, ist eine traurige Vorstellung. Natürlich ist es das Ziel, Menschen für die Inhalte zu interessieren. Also setzt man sich hin, baut sich sein Wohnzimmer im Web, wie jemand mal einen Blog treffend bezeichnet hat, nach eigenen Wünschen auf, schreibt über die Dinge, die einen bewegen, und geht hinaus ins weite Internet, um den Menschen mitzuteilen, dass sie doch einmal vorbeischauen mögen. Aber halt! Tut man dies zu heftig, hat man so gleich ein SEO-Geschmäckle. Das Thema des aktuellen Webmaster Friday.

Webmaster Friday

Webmaster Friday

SEO, soll heißen Suchmaschinenoptimierung, ist Heilsbringer und Fluch zugleich. Zum einen lerne ich, wie ich meine Inhalte gestalte, da mit die Robots von Google & Co. sie gut verstehen und somit möglichst viele Menschen in mein Wohnzimmer führen. Zum anderen kann eine Anpassung an die verkündeten Regeln mein Wohnzimmer derart entstellen, dass es gar nicht mehr als das Meinige zu erkennen ist. Nun, dies liegt glücklicherweise in meiner eigenen Verantwortung und ich kann selbst gegensteuern, sollte sich mein Blog von mir entfernen. Wenn ich dies dann alles gut meistere, kommen hoffentlich Besucher vorbei, die sich für meine Inhalte interessieren. Viele von denen haben ebenfalls Blogs, für die sie sich ebenso Besucher wünschen. Also hinterlassen sie einen netten Gruß. Z.B. „Hey, schönen Blog hast du da. Schau doch mal bei mir vorbei unter …“. Aber Achtung: das könnten böse Menschen sein, die das nur tun, damit meine Besucher auch in ihr Wohnzimmer kommen!
Ich stelle mir dies im realen Leben vor. Ein Besucher kommt zu mir, steht in meinem Wohnzimmer und sagt „Hey, du hast ein schönes Wohnzimmer. Du musst unbedingt mal bei mir vorbeischauen.“ Würde ich ihn dann postwendend rausschmeißen und auf ewig auf eine Blockliste der unerwünschten Gäste setzen?
Ich bin ebenso Gast auf vielen Blogs. Lese Artikel, die mich interessieren, und hinterlasse gerne auch einen Kommentar. Denn Kommentare sind doch die Belohnung für jeden Blogger. Er zeigt, es war jemand in meinem Wohnzimmer, hat sich dafür interessiert und hinterlässt einen Gruß. Das ist toll. Kommentare machen einen Blog lebendig und bunt. Natürlich darf dieser Besucher seine Adresse hinterlassen. Bei mir wird sie gleich abgefragt und bei vielen anderen Blogs auch. Warum sollte ich dann anderen Besuchern verbieten, auch einmal bei ihm vorbeizuschauen? Ich empfinde es als Brüskierung, wenn ich auf einem Blog war, weil mich ein Artikel interessiert hat, dann einen, wie ich finde, netten Kommentar hinterlasse und später feststellen muss, dass den Lesern ein Besuch bei mir erschwert wird.
Natürlich gibt es die Automaten, die, wie ich es mir immer vorstelle, von bartlosen Jünglingen irgendwo im Nirwana programmiert wurden, und nichts anderes tun, als meinen Blog nächtlich mit unzähligen Links auf Seiten mit Rolex-Fälschungen zu füllen. Die werden vom SPAM-Filter abgefangen. Aber ich werde nie soweit gehen, einem netten Besucher die Tür zu weisen, nur weil er in einem Kommentar erwähnt, dass er auch einen Blog hat.
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