Ich will das nicht sehen!

Dieser Tage teilen etliche Leute in den sozialen Netzwerken Bilder von ertrunkenen Kindern. Ertrunken auf der Flucht auf der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer.

Bilder, die vermutlich wachrütteln sollen. Die auch dem letzten Zweifler überzeugen sollen. Und den Menschen, die gegen Flüchtlingsunterkünfte demonstrieren und randalieren vor Augen führen sollen, wie grausam das Schicksal der Flüchtlinge ist. So zumindest erkläre ich mir die Motivation, diese schlimmen Bilder zu teilen.

Ich halte das aber für mindestens fragwürdig. Die Photos werden kaum einen „Asylkritiker“ plötzlich zu einem „Gutmenschen“ werden lassen. Was nicht heißt, dass sie nicht mit den Menschen, mit den toten Kindern und Eltern mitfühlen. Sie werden sich vermutlich genauso angeekelt abwenden, wie alle anderen auch. Was also soll das?

ICH WILL DAS NICHT SEHEN!

Ich für meinen Teil muss und will das nicht sehen. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich die Augen vor der Realität verschließe oder die Wirklichkeit ausblenden möchte.

Es ist eher so, dass ich diese Szenen nicht betrachten muss, um Mitgefühl mit den Menschen zu haben. Mir reicht es vollkommen aus, die Geschichten zu lesen, die Erlebnisberichte. Ich brauch es nicht auch noch auf einem Photo zu sehen um zu begreifen, wie schlimm, wie unsagbar schlimm, das alles ist.

Diese Bilder verletzen die Würde derer, die darauf abgebildet sind. Und auch, wenn sie tot sind, heißt das nicht, dass sie würdelos sind und für alles herhalten können. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Kinder es gewollt hätten, mit ihrem Tod für politische Motive missbraucht zu werden. Sei die Motivation auch noch so edel. Auch kaum vorstellbar ist, dass die Eltern der Kinder das gut finden würden, geschweige denn ihre Zustimmung geben würden.

Tote Kinder sind nicht für politische Zwecke zu missbrauchen. Mögen sie auch noch so edel sein.

— wuchale (@wuchale) 2. September 2015

Mit solch drastischen Bildern Stimmung zu machen, ist in normalen Zeiten die Methode der BILD-Zeitung. Wenn die Debatte hierzulande diese Methoden benötigt, ist sie bereits beendet.

Bitte, bitte, bitte! Bitte achtet die Würde dieser armen Seelen — Gott hab sie selig. Bitte, fragt Euch, ob Ihr das wolltet, wären es Eure Kinder. Wohl kaum, oder?Bitte hört auf diese Bilder zu teilen.

Noch eine Ansage zum Schluss: wer mir diese Bilder auf Twitter in die Timeline spült, wird rigoros geblockt. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber ich will das nicht sehen. Und ich muss das nicht sehen. Ich weiß auch so, wie privilegiert ich bin. Und das die Menschen, die zu uns kommen, unseren Schutz und unsere Hilfe benötigen und unfassbares Leid erlebt haben!

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