Ich will berühmt werden!

Von Vera Nentwich @veraswelt
"Aber du schreibst doch für dich?", fragte letztens die beste Freundin von allen und schaute mich dabei mit einem leichten Vorwurf im Blick an. "Ja, schon", antwortete ich, um einen überzeugenden Klang der Stimme bemüht. Aber die beste Freundin von allen wäre nicht die beste Freundin von allen, wenn sie nicht das Aber in der Stimme gehört hätte und dementsprechend nachbohren würde. So kämpfte ich um eine Erklärung, die auch einen eher sachlich denkenden Menschen  zufriedenstellen könnte. Natürlich macht es mir großen Spaß zu schreiben. Es macht mir Spaß, mir die Figuren auszudenken, sie immer mehr zum Leben zu erwecken und letztlich mit Ihnen die unterschiedlichsten Abenteuer zu erleben.

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Aber wenn die Geschichte niedergeschrieben ist, kann man sie dann einfach in die Schublade legen und das war's? Ich kann das nicht. Ich muss sie jemanden geben und wissen, wie dieser Jemand sie erlebt. Jeder Autor, jede Autorin, die einmal einem Leser der eigenen Geschichte gegenüber stand, der ihr erzählte, wie sehr ihm diese Geschichte gefallen hat, wird bestätigen, dass dies ein unbeschreiblich schönes Gefühl ist. Menschen, die behaupten, die bräuchten dies nicht, sind mir suspekt. Ich bin davon überzeugt, dass sie lediglich Angst davor haben, dass ihre Geschichte vielleicht nicht so gut ankommt. Ist natürlich berechtigt. Angst ist immer auch ein wichtiges Korrektiv. Bei mir überwiegt allerdings der Drang, es wissen zu wollen. Ich werde eine eventuelle Niederlage schon verkraften. Das Gefühl, es nie gewagt zu haben, würde ich dagegen nie verkraften. Was wäre mir schon bisher alles entgangen. Meine Liste der schönen Momente wird immer länger. Jeder Eintrag auf dieser Liste hat einen kleinen Schuß Adrenalin in meine Adern gespritzt. Und wie schon Daniel, aus "Rausgekickt: Weiße Sterne" so treffend feststellt, ist Adrenalin ein echtes Teufelszeug. Ich will mehr davon. Manchmal lasse ich meine Gedanken so dahin gleiten und sehe mich plötzlich als erfolgreiche Schriftstellerin - ja, dann wäre ich gewiss eine Schriftstellerin - in der Talkshow sitzen und kluge Dinge sagen. Gut, in meinen Träumen fallen mir immer ungemein kluge Dinge ein, ob dies in der Realität so sein wird, ist nicht gesichert. Ich sehe mich dann auch bei Lesungen, vor denen die Massen Schlange stehen und ich stundenlang für Fotos posieren und Bücher signieren muss. Es mag alles seine Schattenseiten haben und sich als gar nicht so toll herausstellen. Aber ich würde es gerne mal erleben, um es dann aus eigener Erfahrung bewerten zu können. Nun gut, die Wahrscheinlichkeit, dass es so kommt, ist nicht groß, aber sie ist da. Wer weiß. Vielleicht sitze ich ja dann auch irgendwann in meinem Lieblingsbistro und schreibe so vor mich hin. Nur für mich und will gar nicht mehr. Vielleicht.