„Ich weiß es aus erster Quelle – ich bin bestens informiert!“ Wie schön ist doch ein Vorurteil!


„Ich weiß es aus erster Quelle – ich bin bestens informiert!“ Wie schön ist doch ein Vorurteil!

Sonnenaufgang
Quelle: Helmut Mühlbacher

Ihr Lieben,
ich möchte Euch heute eine Geschichte von Erich Läufer erzählen:

„Vorurteile“

„Als ein holländischer Professor Eingeborenenstämme auf Neuguinea kennenlernen wollte, besuchte er zunächst den Stamm der Bora-Bora.

Dann wollte er zu dem Stamm der Waf weiterreisen.
Da warnten ihn die Leute des Dorfes, die Waf seien schmutzig und dumm.
Sie seien schlechte Menschen, denen man nicht trauen könne.

Aber der Forscher riskierte es dennoch, zu den Waf zu gehen.
Und siehe da: Er wurde herzlich empfangen.
Von Grausamkeit und Dummheit war nichts zu merken.

Man beglückwünschte ihn sogar, dass er mit heiler Haut bei den Bora-Bora-Leuten davongekommen sei. Diese seien doch schmutzig, dumm und schlechte Menschen, denen man nicht über den Weg trauen könne.

„Ich weiß es aus erster Quelle – ich bin bestens informiert!“ Wie schön ist doch ein Vorurteil!

Quelle: Astrid Müller

Ihr Lieben,
als ich in Bremen noch zur Schule ging, da hatten wir ein Erdkundebuch, das hieß „der Seydlitz“. Dieses Erdkundebuch gab es für die fünf Erdteile, so auch für Afrika. 
Ich erinnere mich noch genau, als wäre es gestern gewesen, an das Erdkundebuch über Afrika. Auf dem Bild, das das Cover des Buches schmückte, stand eine Hütte aus Stroh, um die einige halbnackte Kinder und einige Erwachsene mit Lendenschurz herumliefen.

Wie groß war dann aber mein Erstaunen, als ich zu Beginn meines Studiums in Göttingen einige Afrikaner kennenlernte und feststellen musste, dass es in Afrika Städte gab, die viel größer waren als Bremen, dass dort die meisten Menschen ebenso wie in Europa in Steinhäusern lebten und dann dort die meisten Menschen keineswegs halbnackt oder mit einem Lendenschurz herumliefen.

Was mir damals besonders klar wurde, war dieses:
Vorurteile gegen irgendwelche Menschen oder Menschengruppen  sind deshalb so gefährlich, weil man eben nicht bewusst hingeht und sagt: „Ab heute will ich ein Vorurteil gegen diesen oder jenen haben!“

Nein, Vorurteile sind deshalb so gefährlich, weil wir in Vorurteile hineinwachsen.
Wir haben in der Kindheit, in der Schule, von unseren Eltern, von Freunden, Bekannten und Verwandten etwas Schlechtes oder Negatives über einen Menschen oder einen Menschengruppe gehört. Zunächst ist es für uns nur eine Information. 

Aber je öfter wir diese Meinung hören, desto mehr glauben wir ihr und fast unbemerkt wird sie dann irgendwann zu unserer eigenen Meinung.
Ich habe mir seit vielen Jahren angewöhnt, wenn ich etwas über einen Menschen oder einen Menschengruppe höre, das Gehörte nicht einfach zu übernehmen, sondern mir selbst ein Bild zu machen, mich selbst zu erkundigen, ob das, was ich gehört habe, wirklich den Tatsachen entspricht.
Im Folgenden seht Ihr ein Foto.
Es ist kein besonderes Foto. Auf dem Foto könnt Ihr mich sehen.
Ich sitze auf einem Blumentopf (etwas anderes war gerade nicht greifbar! :-)) hinter einem Tor.
„Ich weiß es aus erster Quelle – ich bin bestens informiert!“ Wie schön ist doch ein Vorurteil!Derjenige Mensch, der mir wohlgesonnen ist und mir freundschaftlich begegnet, der wird zu diesem Foto sagen: „Der arme Werner, gab es denn keinen bequemen Stuhl, auf den er sich hätte setzen können?
Derjenige Mensch aber, der mir nicht wohlgesonnen ist und der sich gerne ein Vorurteil bildet, der wird zu diesem Foto sagen: „Schau mal, der Werner sitzt hinter Gittern!
Eigentlich ist das Foto ganz harmlos, das müsst Ihr zugeben!
 
Wenn aber derjenige Mensch, der mir nicht wohlgesonnen ist, nun, nachdem er das Foto gesehen hat, weitererzählt, er hätte gesehen, dass Werner hinter Gittern sitzt, dann wird sich eine ganz Reihe von Menschen ein Vorurteil bilden und am Ende werden zahlreiche Menschen, die mich gar nicht kennen, glauben, dass ich ein schlechter Mensch und ein Verbrecher bin, weil „ich ja hinter Gittern“ sitze.
Ihr Lieben,
lasst uns gegen die Vorurteile ankämpfen und den Menschen, denen wir begegnen und mit denen wir zu tun haben, vorurteilsfrei begegnen.
Nicht Vorurteile sind gefragt, sondern Liebe und Zuwendung.
Nicht Vorurteile sind gefragt, sondern Hoffnung und Zuversicht.
Nicht Vorurteile sind gefragt, sondern Freude und Fröhlichkeit.
Nicht Vorurteile sind gefragt, sondern Ermutigung.
Nicht Vorurteile sind gefragt, sondern die Annahme des anderen Menschen so wie er ist.

Ich wünsche Euch einen fröhlichen und vorurteilsfreien Start in die neue Woche und grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer heiterer Werner

„Ich weiß es aus erster Quelle – ich bin bestens informiert!“ Wie schön ist doch ein Vorurteil!

Quelle: Karin Heringshausen



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