Hier folgt nun der zweite Blogbeitrag über meine Zweifel, ob ich als Mama genug bin.
Im ersten Teil ging es um die Zeit, hier könnt ihr ihn nochmal nachlesen. Doch wieso zweifle ich, warum hinterfrage ich und warum kritisiere ich mich so. Auch wenn es an vielen Punkten hart ist, sich Fehler einzugestehen, so ist es doch umso wichtiger, sich seinen Fehlern zu stellen und es zu ändern.
Im heutigen Beitrag beschäftigt mich das Thema Regeln in der Erziehung. Welche Regeln sind wichtig? Bin ich zu streng?
Es gibt gewisse Grundregeln bei uns zu Hause. Diese möchte ich nicht ständig wiederholen und ich erwarte, dass sie eingehalten werden. Meine Mutter sagt manchmal.“Sei nicht so streng.“ Doch bin ich das? Nach ihrer Kritik denke ich darüber nach, ich lasse die Situation nochmal auf mich wirken und versuche herauszufinden, ob und was ich hätte anders machen können.
Aber zunächst mal unsere festen Regeln:
- Wir sagen Bitte und Danke.
- Wir fragen freundlich und in ganzen Sätzen, wenn wir etwas möchten.
- Wir begrüßen Menschen, die wir kennen höflich.
- Wir essen nicht mit offenem Mund und bleiben ruhig am Tisch sitzen.
- Wenn wir sehen, dass jemand Hilfe braucht, dann helfen wir oder holen Hilfe.
- Wir tuen niemandem absichtlich weh.
- Wir entschuldigen uns, wenn es nötig ist.
- Wir benutzen keine Schimpfwörter. (Wir versuchen es)
Ich persönlich halte diese Regeln für sehr wichtig. Sicher wird sich nicht immer an alles gehalten, doch dann ermahne ich meine Kinder und fordere sie beispielsweise auf, sich bei dem Mädchen zu entschuldigen, der sie absichtlich die Sandburg kaputt gemacht hat. Ich erkläre, dass sie es auch nicht schön finden würde und erwarte, dass sie sich entschuldigt und dem Mädchen hilft eine neue Burg zu bauen.
Es gibt ein tolles Sprichwort:
„Was du nicht willst,
das man dir tu`,
das füg auch
keinem andern zu.“
Dies sage ich auch immer wieder zu meinen Kindern, natürlich nicht in dieser Sprichwortform. Ich frage, wie sie es finden würde, wenn ihr Bruder ihr das Spielzeug einfach wegnähme. Oder ich frage ihn, wie er sich fühlen würde, wenn alle nur an ihm vorbeilaufen würden, ohne ihn zu grüßen.
Dann denken die Kinder nach und sehen es ein. Sicher halten sie sich trotzdem nicht für immer an diese Regeln, aber ich erinnere sie bei Verstößen daran. Am allerwichtigsten ist hier das Vorbild unsererseits. Und ich gebe zu, dass mein Mann und ich uns auch ermahnen müssen und auch schon von den Kindern auf unsere Verstöße hingewiesen wurden. Das zeigt doch eigentlich, dass sie unsere Regeln verstanden haben, oder? Beide haben einen tollen Gerechtigkeitssinn, sie verteidigen sich gegenseitig, wenn es beispielsweise Streitereien auf dem Spielplatz gibt. Sie erklären anderen Kindern, dass es nicht schön ist, wie sie ein anderes Kind behandeln. Sie trösten, wenn sie sehen, dass ein Kind sich wehgetan hat oder wenn es mir mal nicht gutgeht. Und sie helfen anderen. Auf dem Spielplatz ist immer ein behinderter Junge, er kann nur in einer Art Rollator gebunden laufen, über den Spielplatz krabbelt er. Er ist oft laut und schreit nur einzelne Worte. Anfangs sind sie ihm aus dem Weg gegangen, haben ihn gar nicht beachtet.
Ich habe erklärt, dass der Junge krank sei, aber trotzdem genauso gerne spielt. Nun sagen sie ihm Hallo und wenn er in den Sandkasten gekrabbelt kommt, dann kriegt er von der Kleinen eine Schaufel. So einfach ist das. Ich erwarte und verlange nicht, dass sie mit einem bestimmten Kind, (wie beispielsweise ihm) spielen. Aber ich möchte, dass sie auch anderen Kindern gegenüber, egal ob sie durch eine Behinderung ausgegrenzt sind oder nur von den anderen Kindern nicht beachtet werden, unsere Regeln beachten.
Das heißt nicht, dass ich sie laufend ermahne, aber sollte es vorkommen, dass sie unfair gegenüber einem anderen Kind sind, dann spreche ich sie kurz darauf an und bitte darum, dass sie es nicht mehr tun.
Das Einhalten der Regeln klappt meist gut, sie wurden von kleinauf so erzogen und es ist normal für sie. Das sich Kinder nicht immer an Regeln halten, ist mir bewusst, welches Kind tut das schon.
Aber ich muss sagen, dass ich so manchen Mal erstaunt bin über das Verhalten anderer Kinder. Wenn ein Besuchskind jeden Satz mit „Ey Alter“ beginnt, dann finde ich das nicht in Ordnung, die Kinder sind erst neun Jahre alt. Und wenn ein kleines Mädchen seine Mama anbrüllt und Schimpfwörter benutzt, dann frage ich mich, wo diese Wörter herkommen. Ich mag Kinder nicht, die über den Spielplatz pöpeln und sich aufspielen als können sie alles und seien sowieso die Größten. Und ich mag es nicht, wenn Kinder anderen absichtlich wehtun.
Doch bin ich deswegen zu streng? Sollte ich meinen Kindern mehr durchgehen lassen und sie Regeln nicht ernst nehmen? Brauchen Kinder dieses „schlechte Benehmen“ um eigene Erfahrungen zu sammeln? Erwarte ich zuviel von ihnen? Ist ein Verlangen nach Gerechtigkeit anderen gegenüber naiv gedacht? Könnten andere Kinder sie deswegen irgendwann ausnutzen? Sind das zuviele Regeln für Kinder? Werden sie später vielleicht genervt über mich schimpfen, weil ich so streng war?
Ich hätte auch hier gern eine Antwort und einen Rat, wie und was ich ändern müsste.
Denn ob ich in diesem Punkt eine gute Mama bin, weiß ich nicht.