mein Hochzeitsstrauß und unsere Ringe
Heute wird es keine klassische #Montagspost geben, denn heute ist mein Hochzeitstag. Ich liebe ja Hochzeiten. Die Aufregung, die Liebe und die Verbundenheit ist an solch einem Tag und Fest, bei dem Brautpaar immer zu spüren. Das berührt mich jedes Mal und ich bin sooooo froh, dass ich schon bei einigen wunderschönen Hochzeiten dabei sein durfte. Heute werde ich den Tag mit meinem Liebsten verbringen und deswegen habe ich Jessika von Herz&Liebe gebeten, für mich eine schöne Hochzeitsgeschichte zu schreiben. Jessi´s Blog kannte ich schon, als ich anfing zu posten. Das Schicksal von Hannah, ging mir sehr nah und so schaute ich immer mal wieder vorbei um Neuigkeiten zu erfahren. Inzwischen geht es Hannah richtig gut und Sie strahlt mit der Sonne um die Wette und man könnte glatt vergessen, dass ihr kleines Herz einen „Fehler“ hat.
Jessika hatte ja eine Märchenhochzeit wie Sie im Buche steht und hat Sie für mich und euch nochmal zusammengefasst.
Habt ganz viel Spass, schwelgt vielleicht in eigenen Erinnerungen oder bekommt Lust auf eine tolle Hochzeit und ich mach mir währenddessen eine schöne Zeit mit meinem Date-meiner Liebe meines Lebens.
Foto-Credit: GlamourEffekt
Ein unkonventioneller Weg zur Hochzeit – Wie wir das Pferd von hinten aufsattelten.
Mein Mann und ich feierten kürzlich unseren 6. Hochzeitstag. Als ich an diesem Tag auf Instagram ein Foto postete, fragte mich Dani, ob ich einen Gastbeitrag über’s Heiraten schreiben möchte. Da ich erst einmal geheiratet habe, bin ich wohl alles andere als eine Expertin auf diesem Gebiet. Unsere damaligen Gäste schwärmen allerdings noch heute von unserer Märchenhochzeit. Also erzähle ich euch einfach mal ein wenig etwas darüber und wie es überhaupt zu diesem Tag kam. Und natürlich auch über den Tag selbst.
Da wir eine Märchenhochzeit feierten, müsste ich richtigerweise mit „Es war einmal…“ anfangen. Wenn ich jetzt allerdings erzähle, wie mein Mann und ich uns kennenlernten, werdet ihr mir zustimmen, dass dieser Einstieg wenig zeitgemäß und passend ist.
Es war im Sommer 2001, ich zarte 17, mein Mann gerade 19 geworden. 2001 war zu einer Zeit, als das Modem noch komische Einwahlgeräusche machte und nur die ganz Coolen gleichzeitig telefonieren und im Internet surfen konnten. Wir gehörten zwar nicht zu den super Coolen, aber wir hatten trotzdem dieses Internet – und jetzt wird’s noch verrückter: Wir verabredeten uns beide, unabhängig voneinander, mit unseren Freunden in einem Chat. Der Kumpel meines Mannes tauchte nicht auf und meine Freundin ebenfalls nicht. Also scrollte ich vor Langeweile durch die Liste aller User, die gerade online waren und las netterBoy19Berlin. Weder chatten war so wirklich mein Ding, noch war ich der Typ, der einfach jemanden anquatschte. Ich tat es trotzdem und dieser netteBoy19Berlin schien wirklich nett zu sein, denn er antwortete mir. Als er mir im weiteren Gespräch seinen Namen verriet, war mein erster Gedanke: Den heiratest du! Ja, richtig gelesen: Wegen des Namens, denn meine Mutter lernte in ihren Jugendjahren jemanden kennen, der den gleichen Namen trug und von dem sie mir immer mal wieder erzählte, dass das wohl derjenige gewesen wäre, den sie hätte heiraten sollen. Also dachte ich mir: Wenn nicht sie, dann zumindest ich. Konnte ja keiner ahnen, dass ich Recht behalte!So romantisch wie sich das jetzt anhört, war es in der Realität aber nicht. Wir chatteten in den darauffolgenden Tagen fast täglich, tauschten Handynummern aus und dann kam der erste Dämpfer. Er müsse mir was mitteilen, schrieb er. Statt der von mir erwarteten Freundin erzählte er mir, dass er wenige Tage später für ein halbes Jahr in die USA fliegen würde. Zum Praktikum. Er flog und versprach, sich zu melden, wenn er angekommen sei. 2 Tage später war der 11. September und mein Herz blieb vor Angst stehen. Es dauerte weitere sorgenvolle Tage, bis er sich meldete und von da an schrieben wir täglich Emails. 5 Monate lang. Im Februar 2002 kam er zurück und kurz darauf hatten wir unser erstes Blind-Date! Bis zu diesem Tag haben wir uns weder gesehen, noch jemals miteinander telefoniert. Alles was wir taten, war Emails schreiben. Und dann trafen wir uns in einer Bar und redeten, bis man uns rausschmiss. Ende Februar waren wir offiziell zusammen. Ende Juni wurde er unerwartet zum Bund eingezogen. Für mich brach eine Welt zusammen. Ab da führten wir eine Wochenendbeziehung. Die 9 Monate lassen sich wie folgt zusammenfassen: Heulkrampf, 1000€ Handyrechnung (Roaming war damals schon richtig teuer!), Rauswurf Zuhause, noch mehr Geheule, wir ziehen zusammen! Im Februar 2003 bezog ich meine erste eigene Wohnung. Noch während des Abiturs. Als er im März vom Bund zurückkam, zog er direkt bei mir ein. Ich glaube, das war das erste Mal, dass ich mich bei meiner Schwiegermutter unbeliebt gemacht habe. Viele in meinem damaligen Umfeld prophezeiten uns, dass das alles scheitern würde. Am meisten meine Lehrer. Es hätte verdammt schief gehen können, aber das tat es nicht. Im Laufe der Jahre redeten wir immer öfter über’s Heiraten und Kinder. Ich träumte damals immer von einem besonderen Hochzeitsdatum und wusste, dass ich zwischen Mai und September heiraten wollte. Also standen folgende Optionen zur Auswahl: 20.05.2005, 20.06.2006, 20.07.2007, 20.08.2008 und 20.09.2009. Achso: Und ich wollte unbedingt im Berliner Dom heiraten. Dort, wo ich 2001 nach dem 11. September als Schülerin zum Gottesdienst saß und hoffte, dass es diesem nettenBoy19Berlin gut ging.
2005 und 2006 war uns beiden zu kurzfristig. 2007 und 2008 aufgrund der Monate mit Hitze, Urlaub und Ferien viel zu unsicher. 2009 klang also nach einem vernünftigen Plan. Die Jahre vergingen und plötzlich war es tatsächlich Ostern 2009. Ich saß im Bett und klickte durch Flugangebote. Mittlerweile gab es sowas wie DSL – ohne Modemeinwahlgeräusche, ohne belegte Telefonleitung, mit Highspeed Internet. Mein Blick blieb an einem Flug nach New York hängen. 280€ Gesamtpreis ab Berlin. Wir hatten uns immer geschworen, dass wenn wir noch mal nach New York fliegen würden, dass wir dann auch dort heiraten. Die Sache hatte nur 2 Haken: Erstens war mein Schwiegervater schwer an Krebs erkrankt und ich fand das ihm gegenüber unfair, ihn und alle anderen bewusst von unserer Hochzeit auszuschließen. Und zweitens war da ja noch die Sache mit dem Berliner Dom. Also stritten wir. Er versuchte mir 2010 als Heiratsoption schmackhaft zu machen und ich war bockig und sagte, 2009 oder gar nicht, schließlich wusste er lange genug von meinem Wunsch und hätte sich längst mal um einen Termin (meinen Wunschtermin!) kümmern können.
An meinem ersten Arbeitstag nach Ostern klingelte im Büro plötzlich mein Telefon. „19. oder 26. September?“ war die einzige Frage am anderen Ende. Ich verstand weder die Frage noch worum es eigentlich ging. „19. oder 26. September? – Die beiden Termine sind im Dom noch frei. Welcher gefällt dir besser?“ Wow. Das war also dieser magisch-romantische Moment, in dem man einen Heiratsantrag bekommt? Der, auf den ich zwangsromantisch mein halbes Mädchenleben lang gewartet hatte. Wir einigten uns völlig unromantisch auf den 26.September und er bestätigte dem Mitarbeiter im Dom den Termin, während ich leicht debil grinsend an meinem Bürotisch saß. Ich realisierte erst später, dass wir von da an keine 5 Monate mehr zur Planung unserer Hochzeit hatten und wurde etwas nervös.Wir schickten Save-the-Date Karten raus, bevor wir wussten, ob wir am gleichen Tag überhaupt einen Termin im Standesamt bekommen, ohne Location, ohne Brautkleid, ohne Ringe – ach und ohne Heiratsantrag! Aber wir hatten die Terminzusage für den Dom und knappe 5 Monate Zeit. Challenge accepted!
In den nächsten Wochen entwickelte ich mich in Lichtgeschwindigkeit zum Wedding Planner und setzte jedes Mal geschafft, aber glücklich hinter einen To-Do Punkt ein Häkchen. Wir hofften beide, dass sein Papa unsere Hochzeit noch erleben kann, denn sein Zustand verschlechterte sich rapide.
Mein Kleid kaufte ich Ende Mai, die Ringe suchten wir im Sommer aus. Die Einladungskarten habe ich selbst gemacht, die Gästeliste war fertig. Knapp 100 Personen waren geladen. Dann flogen wir für eine Woche nach Norwegen. Mitten auf einem einsamen Fjord, auf einem wackligen Boot, ging er dann vor mir auf die Knie und fragte, ob ich ihn heiraten möchte. Ich wollte. Und wie ich wollte! (Auch wenn das Pferd schon fast fertig gesattelt war!)2 Tage vor unserer Hochzeit feierte ich allein mit meiner Mama meinen 26. Geburtstag. Er war an diesem Tag zu seinem Junggesellen-Abschied. Und mir war kotzübel. Ich hätte nie gedacht, dass ich so dermaßen kalte Füße kriegen würde. Bis jetzt lief schließlich alles mehr oder weniger nach Plan. Aber meine Mama beruhigte mich.
Und dann war er da – unser großer Tag – der 26. September 2009. Wir verbrachten die Nacht davor getrennt und sahen uns erst vor dem Standesamt. Nervös, aber glücklich. Um kurz nach 10 Uhr waren wir offiziell verheiratet. Ein nicht wirklich romantischer Verwaltungsakt. Aber unsere große Stunde stand uns ja noch bevor. Wir empfingen unsere Gäste zum Anstoßen in der Parochial-Kirche im Herzen von Berlin, in der wir einen Festsaal zum Feiern mieteten. Wir hielten eine kurze Rede, machten Fotos und zogen uns – getrennt voneinander – um, denn der Bräutigam soll die Braut ja erst am Altar sehen. Mein Mann fuhr bereits mit den Gästen in den Berliner Dom. Ich blieb mit meiner Trauzeugin und meiner Friseurin zurück und stieg in mein Brautkleid. Mein Onkel fuhr uns um kurz vor 13 Uhr zum Dom und ich stieg direkt davor vor den Augen etlicher Touristen aus. Für einen kleinen Moment fühlte ich mich wie eine Prinzessin in einem modernen Märchen.
Die Gäste saßen bereits, die Tür war verschlossen und ich nun richtig nervös. Dabei war ich ja schon seit knapp 3 Stunden verheiratet. Dann kam die Pfarrerin zusammen mit den Blumenkindern und meinem Mann, der mich das erste Mal in meinem Brautkleid sah und sprachlos war. Der Organist fing an zu spielen, die Gäste erhoben sich und wir zogen langsam schreitend über den roten Teppich bis zum Altar. Das war der magischste Moment, in dem wir uns beide wie in einer Märchenhochzeit fühlten. 45 Minuten später zogen wir Hand in Hand als Brautpaar aus dem Dom und empfingen draußen auf der Treppe über 100 Gäste, die uns nacheinander gratulierten, uns umarmten, küssten und die besten Glückwünsche mit auf den Weg gaben. Es folgten Fotos. VIELE Fotos, bevor wir in einen weißen Stretch-Hummer einstiegen und quer durch Berlin fuhren, um vor dem Brandenburger Tor
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und der Siegessäule unvergessliche Hochzeitsfotos zu machen. Unser Tag war voller ungeplanter Überraschungen. Eine davon war, dass hinter der Parochial-Kirche, in der wir feierten, die Feuerwehr Tag der offenen Tür hatte und mein Mann und ich mit der Feuerwehrleiter über die Dächer Berlins gefahren wurden.
Dass die Leiter klemmte und wir um ein Haar zu Fuß nach unten hätten klettern müssen, war der besonders aufregende Teil dieses Highlights.
Neulich trafen wir Verwandte, die wir nur sehr selten sehen. Sofort war unsere Hochzeit Thema und dass ich, bevor wir die Hochzeitstorte anschnitten, das große Messer unter meinem Brautkleid, exakter: unter dem Strumpfband klemmend hervor holte. Eines meiner persönlichen Highlights war das Fotoshooting nachts um 3 im U-Bahnhof Stadtmitte. Wir gingen einfach die Treppen hinunter, setzten uns auf die Bänke und verharrten einen Moment.Die normalen Brautpaar-umarmt-Baum-Bilder gab es bei unserer Hochzeit nicht. Aber so wirklich normal kann man unsere Hochzeit ja auch nennen. Es war ein unvergesslich schöner Tag. Vor allem, weil mein Schwiegervater noch dabei sein konnte!
So unkonventionell wie der Weg zu unserer Hochzeit war, so unkonventionell ging es danach weiter. Wir haben bis heute keine Hochzeitsreise gemacht, sondern investierten unsere Flitterwochen in etwas Besseres! 9 Monate nach unserer Hochzeit wurde nach sehr langer Warterei unsere erste Tochter geboren. Und wer nun zwinkernden Auges denkt, dass sich die Hochzeitsnacht ja völlig gelohnt hat, dem sei mit einem ebenso zwinkernden Auge gesagt: Hochzeitsnächte werden völlig überbewertet!
Der Wahnsinn oder? danke liebe Jessi, dass Du mir davon erzählt hast. Es ist wirklich eine richtig gute Filmgeschichte. Das Shooting war bestimmt sehr cool und ihr werdet noch euren Enkeln davon erzählen können. Wir hatten übrigens auch keine Flitterwochen bis jetzt aber die kommen noch, irgendwann.
Wie war eure Hochzeit? Was haltet ihr denn vom Heiraten? Wie war denn euer Antrag?
Ich wünsche euch eine tolle Woche und schaut regelmässig vorbei, es gibt tolle Sachen zu gewinnen.
eure Glucke