von Juls Jamal Al-Khatib
Herr Körting, Innensenator von Berlin (SPD), hat verkündet, man solle es der Polizei melden, wenn man Menschen auf arabisch sprechen hören, denn dies könnten Terroristen sein. Auch Menschen die eine andere Fremdsprache sprechen, sollen wir melden, denn auch die könnten Terroristen sein.
Wenn ich solche Aussagen von Politikern höre, dann frage ich mich, wie weit Vorurteile und Ressentiments gegen Muslime und Araber in dieser Gesellschaft verbreitet sind?
Es ist unverständlich, wie ein Politiker, der einer Partei angehört, die vorgibt, sich für eine Gesellschaft einzusetzen, in der es keine Vorurteile, keinen Rassismus und auch keine Diskriminierung gibt, eine solche Aussage treffen kann.
Arabischsprechender Sitznachbar =Terrorist?
Führen wir diesen Gedanken doch einmal weiter. Plötzlich hören Sie Ihren Sitznachbarn im Zug, in der Straßenbahn oder im Flugzeug arabisch sprechen oder eine andere nicht verständliche Fremdsprache, dann haben Sie diesen laut Innensentator Körting, zu melden. Denn es könnte sich um einen Terroristen handeln, ebenso gut könnte es aber auch ein Student der Medizin handeln (viele arabischstämmige Menschen bevorzugen Deutschland als Studienort, zumindest bisher – dies könnte sich bald ändern) oder einen seit langer Zeit hier wohnenden demokratieliebenden, friedlichen UND muslimischen Araber (diese gibt es tatsächlich und sie sind die große Mehrheit der Araber). Wenn Sie nun Ihren Sitznachbarn der Polizei gemeldet haben, diese mit einem riesigen Aufgebot gekommen ist und ihn einer strengen Befragung unterzogen hat, bei der zu 99,999% herauskommen wird, dass das größte Verbrechen, das diese Person je begangen hat falsch parken ist, welchen Eindruck mag das dann bei diesem Menschen hinterlassen.
Denken Sie, dass diese Person Deutschland immer noch als ein Land sieht, in dem jeder Mensch die gleichen Rechte hat, unabhängig von Herkunft, Religion und Geschlecht? Denken Sie, er wird Deutschland weiterhin als seine Heimat betrachten, dies mag so sein, aber denken Sie, dass dieser Mensch sich in irgendeiner Weise willkommen, erwünscht oder auch nur akzeptiert fühlt?
Stellen Sie sich vor
Nun stellen wir uns einmal vor, in einem unserer geliebten Urlaubsländer würde eine Politiker ähnliches im Bezug auf nordische Sprachen erwarten. Würden Sie dieses Land noch einmal bereisen, würden Sie denken, dass dies ein Land ist in dem jeder willkommen ist, der sich an die Gesetze hält, oder würden Sie denken, dass dies ein Land ist, dass man doch besser meiden sollte, da man sich Vorurteilen von höchster Ebene ausgesetzt fühlt.
Mohammed Atta und die deutsche Sprache
Man sollte außerdem nicht außer Acht lassen, dass die Terroristen, welche den Anschlag auf das World Trade Center begangen haben, der deutschen Sprachen ähnlich mächtig waren, wie die meisten Deutschen. Nun könnnten wir alle verdächtigen, die schwarze Haare haben, einen Bart tragen, ausländisch aussehen oder anderen willkürlichen Kriterien genügen. Aber sollten wir nicht eigentlich Menschen danach beurteilen wie sie handeln und denken, nicht nach ihrem Äußeren, der von ihnen gesprochenen Sprache oder ihrer Religion?
Vor allem sollten wir niemals vergessen, dass Hass, Vorurteile und Rassismus in der Geschichte nie etwas Gutes gezeugt haben.
Ihr liebenswerter arabischsprechender, demokratieliebender Freiheitsliebender!
[Erstveröffentlichung: 20.11.2010 bei diefreiheitsliebe.blogspot.com]