Ich soll mal gesagt haben…

…kranke Kinder dürften bei uns immer einen Film schauen, an jedem Krankheitstag einen, wenn mehrere Kinder gleichzeitig krank seien, dürfe sich jedes einen aussuchen und das alles unabhängig von den Krankheitssymptomen. Also zum Beispiel auch bei schlimmster Migräne. 
Ach was, das habe ich nicht nur gesagt, das habe ich hoch und heilig beim Leben aller Stubenfliegen geschworen. Vermutlich gibt es auch irgendwo noch ein schriftliches Versprechen, unterschrieben mit meinem eigenen Blut. 

…bei Regenwetter gelte der gleiche Film-Automatismus wie beim Kranksein.

…die Mama von xyz sei eine blöde Kuh, ich könne sie nicht ausstehen. Und wenn ich sage, die Mama von xyz sei doch ganz in Ordnung, mit der würde ich gerne mal Kaffee trinken gehen, lachen mich alle aus. 

…als ich noch klein gewesen sei, hätte es noch keine Waschmaschinen, Geschirrspüler und Autos gegeben. Strassenlampen auch nicht, wenn ich mich recht erinnere.

…wenn einer “tschuldigung” sage, müsse der andere “danke” sagen. Die logische Schlussfolgerung, wenn der andere nicht umgehend “danke” sagt: Man darf ihm eins überbraten. Mama hat’s ja erlaubt, so irgendwie.

…wir würden uns einen alten Wohnwagen kaufen und ihn als Spielhaus in den Garten stellen.

…wer älter als zehn sei, dürfe während der Schulzeit abends immer bis Viertel nach acht und während der Schulferien mehr oder weniger unbeschränkt bei uns unten bleiben und uns auf den Nerven herumtanzen. 

…an meinem Geburtstag bekomme jeder ein kleines Geschenk. Und zwei Tage später, am Geburtstag von “Meinem”, noch einmal. 

…die Franzosen seien alle doof und die Engländer alle perfekt.

…ich würde mal für den ersten August richtig viel Feuerwerk kaufen. Grosse, gefährliche Raketen, die grössten Vulkane, unzählige Knallkörper, Sonnen, bengalische Zündhölzer in rauen Mengen… einfach ein riesiges Feuerwerk. Und darum bin ich jedes Jahr eine ganz miese Verräterin, wenn ich wieder nur dieses mickrige “Wir können den Kindern den Spass ja nicht vollends verderben, also nehmen wir das günstigste Sonderangebot”-Feuerwerk kaufe. 

…ich hätte mal zu einer Frau namens Ruth “Tschüss Horror” gesagt. 

Erkläre ich, sie hätten vielleicht falsch gehört oder falsch verstanden, weil sie damals, als ich all dies angeblich gesagt habe, noch ziemlich klein waren, dann insistieren sie, lachen mich aus und halten mir weitere Dinge vor, die ich gesagt haben soll. Als Beweis, dass ich falsch liege, fangen sie an zu erzählen: “Ich weiss noch genau, es hat ganz furchtbar geregnet an diesem Tag und uns war allen so langweilig und das Prinzchen wollte nicht aufhören zu weinen und der Zoowärter hatte sich erbrochen und Papa kam zu spät von der Arbeit nach Hause und du warst total genervt und dann hast du eben gesagt…” Oder: “Wir waren in dieser riesigen Migros und es hatte ganz viele Leute und du hattest den Einkaufswagen übervoll geladen und der FeuerwehrRitterRömerPirat hatte gerade ein Joghurt fallen gelassen. Da habe ich dich gefragt und du hast ‘Ja, vielleicht, ein andermal’ gesagt und jetzt ist ein andermal.”

Hmmmm, wenn ich mir das so anhöre, könnte es ja wirklich gewesen sein, dass ich einzelne dieser Dinge auf eine Art und Weise gesagt habe, dass man sie auch so hätte verstehen können, wie unsere Kinder sie verstanden haben. Dann aber ganz sicher nur in der verzweifelten Hoffnung, damit das Karussell endlich zum Stillstand zu bringen und ganz bestimmt nicht als ein auf immer und ewig festgeschriebenes Familiengesetz. Und schon gar nicht im Sinne eines Versprechens, das ich jemals einzulösen gedenke.

(Also das mit den Franzosen, dem Horror, dem Geburtstag, dem Geschirrspüler und den Strassenlampen habe ich garantiert nie im Leben gesagt. Die Überforderung mag zuweilen seltsame Worte über meine Lippen gebracht haben, aber vollkommen durchgeknallt war ich nie.) 

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