Ich-sein

Von Wernerbremen

Ich-sein
Dass ich niemals Du sein werde, ist keine Frage.
Und doch, manchmal tue ich so, als wäre ich ein anderer oder auch zwei andere auf einmal.
Manchmal bilde ich mir ein, morgen wäre das Gesicht, das ich im Spiegel sehe, ein Traumgesicht, betörend, hollywoodgerecht;
oder manchmal tue ich so, als könnte ich Gesichter wechseln wie Taschentücher, einmal gebraucht, dann weggeworfen, herausgekramt für einen Augenblick, für einen Zweck, auswechselbar, je eines passend für jede Gelegenheit.
Aber ich bin ich und kein anderer; ich lebe mein Leben, unverwechselbar, mit dem Gesicht, das mein eigenes ist, manchmal strahlend vor Glück oder von Tränen gezeichnet, manchmal genau richtig, manchmal völlig unpassend;
aber es ist meins, ich bin es, und ich bin es gern, denn ich bin gewiss, keiner kann so sein wie ich,
keiner kann an meine Stelle treten, und die das wissen, nehmen mich an, wie ich bin.
(Annette Soete)

Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt