[Ich schreibe] "Abenteuer Südhalbkugel" (Teil 2)

Rückblende zu Teil 1
Abenteuer Südhalbkugel (2)
Helena –

Herrje, ich wusste gar nicht mehr wie wunderbar es sich anfühlte, sich nach Herzenslust zu verquatschen. Schon hatte sich Ole vom Wildfremden mit den markanten Kulleraugen, dem verwegenen Haarschnitt und der sympathischen Stimme zu so etwas wie einem Freund entwickelt. Hätte nicht geglaubt, derart schnell Freundschaften zu schließen. Vielleicht bin ich manchmal schlicht zu vertrauensselig, vielleicht lag es am veränderten Luftdruck. Auf jeden Fall plauderten wir ununterbrochen und keiner von uns schien dessen müde zu werden. Ich denke, ich hatte bis dato nur selten solch unterhaltsame Gespräche geführt, ehrlich. Normalerweise bin ich diejenige, die den Dialog voranbringt. Was gelegentlich wahrlich ermüdend sein kann. Mag man mir das nun glauben oder nicht. Doch in diesem Fall waren zwei ebenbürtige Wortakrobaten aufeinander getroffen. Daher genoss ich es zunehmend, einfach nur Oles lebhaften Erzählungen zu lauschen.Ehe wir es uns versahen, landeten wir zum Zwischenstopp in Singapur. Dabei hätte ich schwören können, wir hätten gerade einmal die Strecke Frankfurt (Main) – Rom zurückgelegt. Auf der zweiten Hälfte des Fluges bis nach Sydney fanden wir ebenfalls kaum in den Schlaf. Ich bemerkte mit einem Mal diese eigenartig belebende Elektrizität, die durch meine Adern zu pulsieren begann. Aus diesem Grund hätte ich schwerlich überhaupt ein Auge zubekommen. Inzwischen hatte ich Ole von meinem halben Leben erzählt und er berichtete mir ebenfalls von sich als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Hm, Vertrauensseligkeit oder Vertrautheit?

 Ole –

Glücklicherweise hatten wir denselben Anschlussflug von Sydney nach Auckland gebucht. Zufälle gibt’s. Irgendwie gelang es uns auch die Plätze so hin- und herzutauschen, dass wir für die verbleibenden drei Stunden nebeneinander sitzen konnten. Darauf einen Tomatensaft!Mein anfänglicher Unmut hinsichtlich ausschweifender Gespräche hatte sich in Luft aufgelöst und ich genoss das ungezwungene, beinahe befreite Gefühl des Redens und Zuhörens. Hätte mir jemand vor Reiseantritt versichert, ich würde bei Ankunft in Neuseeland eine Freundschaft fürs Leben geschlossen haben, hätte ich jene Chance für äußerst belächelnswert gehalten. Klar, der übliche Plausch wäre mit Sicherheit drin gewesen, aber eine alles verändernde Schicksalsbegegnung wohl eher nicht.In Auckland wurde mir dann doch leicht wehmütig ums Herz, hieß es jetzt Abschied nehmen von Helena. Sie flog weiter nach Wellington, während ich mich per Rad in den Norden begab. Schon schade. Vorher tauschten wir jedoch noch hektisch unsere Heimatadressen aus, sodass wir nach unserer Rückkehr einen Kontakt wieder aufnehmen konnten.Irgendwie wusste ich jetzt bereits, was ich auf dem Rückflug vermissen würde.Bis dahin schrieb ich Helena jedenfalls von meinen unzähligen Reisestationen eine Postkarte. Immerhin konnte sie sich annähernd vorstellen, von welchen überwältigenden Eindrücken ich sprach. Wieder eine Gemeinsamkeit …


 Fortsetzung folgt © Kora Kutschbach

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