Die erste Woche allein mit den beiden Kindern war gar nicht so einfach und doch irgendwie einfacher als gedacht. Jeder Tag ist anders. Mal gut, mal schlecht…
Montag
Nachdem beide Kinder schon um kurz vor 7 wach waren und ich dachte “Das kann ja heiter werden!”, schlief das Baby-Mädchen doch noch mal ein. Und mein Sohn war trotz der kurzen Nacht ziemlich gut gelaunt. Meine Laune hielt sich in Grenzen, weil ich kaum Zeit hatte, mich fertig zu machen. Aber so ist das nun mal. Low-Style wird wohl jetzt regelmäßig an der Tagesordnung stehen.
Der Wildfang und ich frühstückten ganz harmonisch und spielten, bis die Kleine gegen 10.00 wach wurde.
Bis zum Mittag lief alles gut, dann bekamen wir Besuch und der Große war der Meinung, er müsste die volle Aufmerksamkeit auf sich ziehen und war total auf Krawall gebürstet. Aber das legte sich recht schnell wieder.
Am frühen Nachmittag schlief die Pusteblume auf meinem Bauch ein. Ich legte sie in den Stubenwagen, wo sie dann bis 18.20 schlief. Papa und Sohn waren nach Feierabend gleich mit dem Laufrad rausgegangen. So konnte ich ein wenig durchatmen.
Um 19.00 hatte ich dann Massage (mein wöchentlicher “Luxus”! Irgendwas muss eine chronische Krankheit schließlich wert sein.) und als ich zurück kam, hatte mein Sohn bereits zu Abend gegessen und seinen Schlafanzug an. Wir spielten noch ein wenig und dann, als es Zeit fürs Bett war, gab es mal wieder großen Protest. Er konnte sich nicht entscheiden, wer ihn ins Bett legen sollte und so reichten wir unsere Tochter mehrmals hin und her, bis mein Sohn sich endlich beruhigt hat.
Jetzt war Zeit für ein kurzes Bad. Abschalten. Aber mein Magen meldete sich bereits. Ich hatte mittags nur schnell ein Toast runtergeschlungen. Deswegen hing mir der Magen schon längst auf den Knien.
Den Abend verbrachte ich mit meinem Mann, einer halben Tüte Chips und zwei Folgen HEROES auf dem Sofa – ebenso wie den Großteil der Nacht, denn ab 22.00 schlief die Kleine wieder tief und fest im Stubenwagen. Bis 04.20. Da hatte sie wieder Hunger, und erst nach ihrer Flasche fiel ich endlich auch ins Bett…
Dienstag
…bis um 06.30 Papas Wecker klingelte.
Nervenkrise am frühen Morgen. Ich komme wieder nicht dazu mir die Haare zu waschen. Die Pusteblume hatte natürlich genau dann Hunger, als ich ins Bad wollte. Als sie nach längerem Hin und Her endlich wieder schläft, ist der Große bereits wach. Zombie-Mom ist wieder da. (Das war auch der Tag, an dem eine Freundin mir Trockenshampoo empfohlen hat. Ich werde es wohl mal testen!)
Als ich mich wieder eingekriegt und damit abgefunden habe, dass ich halt kacke aussehe, verlief der Morgen recht ruhig. Die Kleine wachte erst um 10.30 Uhr wieder auf und mein Sohn und ich nutzten die Zeit zum Bücher gucken und Autos spielen.
Als sie dann wach war, wurde erst mal ein wenig gekuschelt.
Doch dann gab es kaum Gelegenheit sie abzulegen. So musste der Große wohl oder übel allein spielen. Ich freue mich ja, wenn er sich allein beschäftigt, aber irgendwie bricht es mir auch immer ein bisschen das Herz.
Vor allem weil es sich den ganzen Tag so dran hielt. Das bekam ich auch bald zu spüren. Der Wildfang war grellig und fing an, sämtliche Spielsachen durch die Gegend zu pfeffern. Egal was ich sagte, er ignorierte es. Ich nahm ihm die Sachen schließlich weg. Als seine Schwester endlich eingeschlafen war, hat er sie zwei Mal wieder geweckt, indem er an der Wiege rüttelte. Ich schimpfte, er drehte noch mehr auf. Beim Wickeln trat er nach mir und hörte damit nicht auf. Irgendwie schaffte ich es doch noch ihn wieder anzuziehen und als ich danach aufs Sofa sank und mir verstohlen ein paar Tränen aus dem Augenwinkel wegwischte, merkte ich, dass meine Hände noch nach Kleinkindkacke stanken. Konnte es noch schlimmer werden? Ja. Als dann kurz darauf das Telefon und die Fernbedienung durch die Gegend flogen, hatte ich die Nase gänzlich voll. Ich brachte ihn in sein Zimmer, zog die Tür hinter mir zu uns ließ mich auf mein Bett fallen.
Nach zwei Minuten kam er zu mir und hatte plötzlich die beste Laune und wollte mit mir spielen. Ich bemühte mich, aber mein Nervenkostüm war echt angeschlagen. Ich schaffte es nicht einfach so zu vergessen, was nur wenige Minuten zuvor alles schief gelaufen ist. Es stand einfach zwischen uns. Zumindest von meiner Seite aus. Und das ärgerte mich. Aber ich war zu müde und zu gestresst, um einfach drüber hinwegzusehen.
Als mein Mann endlich Feierabend hatte, machte ich das, wozu ich den ganzen Tag nicht kam. Ich aß einen Schokoriegel und habe mir endlich die Haare gewaschen. Diese halbe Stunde für mich wirkte Wunder. Ich fühlte mich wieder wie ein Mensch. Der Rest des Tages verlief ohne besondere Vorkommnisse und gegen 23.00 lagen wir tatsächlich alle im Bett.
Mittwoch
Zunächst dachte ich, die Nacht ist um 05.30 vorbei. Nach der Flasche wollte die junge Dame einfach nicht mehr einschlafen und weinte immer wieder, bis ich sie auf meinen Bauch legte. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Als ich sie nach einer halben Stunde wieder in ihr Bettchen schob, schlief sie so unruhig, dass ich dachte sie wacht jede Sekunde wieder auf. Eigentlich wollte ich ins Bad, blieb aber bei ihr, falls die Sirene wieder losgeht. Darüber bin ich dann aber auch noch mal eingeschlafen. Bis sie um 08.30 wieder Hunger hatte.
Oh man, jetzt waren wir alle drei gleichzeitig wach geworden und das Fertigmachen war eine Herausforderung. Erst die Maus, dann ich schnell ins Bad, während sie immer wieder weinte, dann der Wildfang. Gar nicht so einfach. Das muss ich irgendwie anders timen. Das bedeutet dann aber auch weniger Schlaf für mich. Hat ja irgendwie doch geklappt. Während mein Sohn und ich frühstückten, lag die Kleine zufrieden neben uns in der Schaukel.
Gerade fertig, wollte sie aber wieder nur auf Mamas Arm sein. Mein Sohn fand das nicht so lustig und es dauerte nicht lange, bis er wieder anfing, alles was ihm in die Quere kam durch die Gegend zu pfeffern. Und täglich grüßt das Murmeltier.
Zum Glück kam meine Mutter am frühen Nachmittag und nutze eine Regenpause, um mit dem Wildfang eine Runde mit dem Laufrad zu drehen.
Unter großen Mühen hatte ich dann mit schreiendem Baby im Arm ein paar Nudeln gekocht. Gar nicht so unkompliziert.
Später konnte ich sie zum Glück eine Weile in der Schaukel ablegen.
Als mein Sohn und Oma wieder da waren, tauschten wir die Kinder, so konnten der Große und ich in Ruhe essen. Währenddessen schlief die Zwergin endlich ein.
Schon bald machte Papa dann Feierabend (er musste zum Glück doch erst am nächsten Tag seine Geschäftsreise antreten).
Besuch kam dann noch am Abend von meiner ältesten Freundin und ihrem Mann. Wir begleiten uns schon unser ganzes Leben lang, haben gefühlt unsere halbe Kindheit im örtlichen Jagd- und Naturkunde-Museum verbracht, sind durch Wälder gestrichen und haben unsere Umgebung unsicher gemacht. Heute sehen wir uns leider nur noch selten, haben uns aber zum Glück nie aus den Augen verloren. 36 Jahre lang!
Sie brachten auch Geschenke mit: für die Kleine einen supersüßen Jogginganzug und eine Musik-Eule, die 15 Minuten am Stück Melodien spielt. Super, sag ich Euch! Das nächtliche 20-Mal-hintereinander-Spieluhr-aufziehen ist damit erledigt und die Zwergin kann prima einschlummern. Für den Großen gab es auch was: die Lego Duplo-Polizei. Das stieß auf große Begeisterung und Papa musste sofort alles aufbauen.
Nachdem die beiden sich verabschiedet hatten, wurden beide Kinder mit Essen versorgt und dann bettfertig gemacht. Der Abend zog sich in die Länge. Papa musste noch Koffer packen, ich noch in die Badewanne, wir hatten beide noch nichts gegessen. Bis wir dann endlich gemütlich auf der Couch saßen, zeigte die Uhr schon 21.00 an. Wie sahen uns das Staffelfinale der 4. Staffel von Heroes an und dann war der Abend auch schon vorbei.
Donnerstag
Ich bin müde. Trotzdem ging ich schon recht früh ins Bad, denn wer weiß, wann der Wahnsinn beginnt? Ich war gerade fertig, da meckerte die Maus. Irgendwie kam ihr die Milch ständig hoch. So zog ich sie an und wir gingen nach unten. Mein Sohn schlief. Bis halb 10. Unfassbar. Fünf Minuten vorher konnte ich das Mädchen in der Wiege ablegen und den Großen so in Ruhe fertig machen. Wir setzten uns gleich danach an den Frühstückstisch. Heute wurde vom neuen Minions-Service gegessen.
Doch lange ging es nicht gut, da schrie wieder jemand nach der Flasche. Ich schob mein Brot schnell rein und kümmerte mich um das kleine Milchmonster. Danach konnten mein Sohn und ich ein wenig zusammen spielen.
Bald darauf klingelte der Postbote mit einem Überraschungspaket von den lieben Kollegen meines Mannes. Ich habe mich riesig über dieses liebvoll ausgesuchte Geschenk gefreut. Sogar für meinen Sohn war ein neues Buch dabei!
Das neue Buch musste natürlich sofort gelesen werden, und mit den neuen Duplos wurde auch weiter gespielt.
Am Nachmittag kam die Schwieger-Oma. Geplant war ein Spaziergang, doch das Wetter bereitete mir Kummer. Mit Regenkleidung ausgestattet zog sie trotzdem mit meinem Sohn los. Hoffentlich bleibt es einigermaßen trocken…
Die Pusteblume schlief und ich nutze die Zeit zum Haare waschen und etwas zu essen. Dann machte ich mir eine heiße Zitrone – ein Überbleibsel von meinem Sohn, der heute unbedingt eine Zitrone probieren wollte, weil er nicht glauben konnte, dass die furchtbar sauer ist. Ach, das Gesicht hättet Ihr mal sehen sollen! Trotzdem sagte er: “Schmeckt so lecker! Mmmmmhhhh…”
So machte ich es mir dann auf der Couch gemütlich, statt dem Haushalt etwas Gutes zu tun, der es wirklich dringend nötig gehabt hätte. Aber ich bin halt total egoistisch. *zwinker* Ich genoss die Ruhe, doch bei jedem Räkeln und Grunzen der Pusteblume, dachte ich “Das war’s dann wohl…”
Tatsächlich meldete sich die Kleine bald zum Trinken, schlief dann aber gleich weiter.
Der Große kam dann gegen 18.30 mit Oma vom Spaziergang zurück und nach dem Abendessen und einem Wutanfall (den Oma jetzt endlich auch mal miterlebt hat, wo er ja sonst immer ein Vorzeigekind ist), war er dann pünktlich im Bett. Ich hatte einen ruhigen Abend und sah mir einige Folgen “Unter Uns” an, die sich im Laufe der Woche so angesammelt hatten und war dann gegen halb 11 im Bett.
Freitag
Eigentlich fing der Tag ganz gut an.
Wie schnell die Zeit vergeht…
Trotzdem musste ich die Pusteblume auch heute viel tragen und nutzte jede freie Minute, um mit meinem Sohn zu spielen. Doch der Tag zog sich wie Kaugummi, und je länger er dauerte, desto nervenaufreibender wurde er auch. Hier fehlte es wieder jemandem akut an Aufmerksamkeit und die Situation spitzte sich in den Abendstunden zu, während ich hoffte, dass Papa endlich bald nach Hause kommt. Doch er kam nicht. Gleich nachdem mein Sohn zu Abend gegessen hatte, meldete sich das kleine Mädchen auch wieder. So dachte ich mir, nehme ich die Flasche mit rauf, dann kann der Wildfang wie üblich noch in seinem Zimmer spielen und ich setzte mich mit der Kleinen dazu, um sie zu füttern. Ging etwa 10 Minuten gut. Doch dann warf mein Sohn wieder Spielzeug durch die Gegend und fing sogar an, mich zu hauen und an den Haaren zu ziehen. Ich bat ihn aufzuhören. Er machte weiter. Ich schimpfte. Er machte weiter. Dann verließ ich sein Zimmer, sagte er soll sich erst mal abreagieren. Er kam sofort hinterher und machte weiter. Ich stand am Rande der Verzweiflung. Ich legte die Kleine also ab, brachte ihn wieder in sein Zimmer. Ich war wütend und traurig. Er tobte. Nach einigen Minuten hat er sich offenbar beruhigt und kam mit besserer Laune zurück. Als die Pusteblume nach gefühlten zwei Stunden endlich mir ihrer Flasche fertig war, legte ich sie in ihr Bett. Für den Großen war es auch längst Zeit, aber das wollte er natürlich gar nicht einsehen. Es gab wieder Streit. Bis ich ihn einfach in seinen Schlafsack packte, mit hoher Gegenwehr, und ihn ins Bett beförderte. Es gab keine netten Worte mehr, nicht die übliche, ellenlange Verabschiedung. Wir ließen die Sonne über unserer gereizten Stimmung untergehen, und das, obwohl ich doch eigentlich so harmoniesüchtig bin. Nach einem kurzen “Gute Nacht” verließ ich völlig aufgelöst sein Zimmer, nahm das inzwischen wieder schreiende kleine Mädchen und verzog mich ins Wohnzimmer. Die Kleine beruhigte sich bei ihrer gestressten Mama auch nicht mehr und als mein Mann endlich nach Hause kam, fand er hier zwei Häufchen Elend vor… Was für ein Tag!
Ich hoffe, ich bete, dass es in Zukunft besser klappt, wenn ich mit den beiden allein bin. Das wird schon nächste Woche wieder der Fall sein. Ich darf gar nicht dran denken. Ich hoffe einfach, dass der Wildfang es mir in Zukunft etwas leichter macht. Wenn nicht, drohe ich im Wahnsinn zu ertrinken.
Und doch werde ich es schaffen – irgendwie.
Nur gut, dass ich weiß: “Es geht vorbei!” Irgendwann ist diese schwere Zeit einfach vorbei. Und dann lache ich darüber.