Ich muss - Ich will - ich kann!


Ihr Lieben,
heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Hubertus Halbfas erzählen:
„Die Mitte liegt in Dir!“

„Es träumte ein Kind, es solle sich auf den Weg machen und die Mitte der Welt suchen. Da sagte es Vater und Mutter Lebewohl und zog mit einem Freund in die Ferne.

Ich muss - Ich will - ich kann!

Zwei Pfadfinder
www.planet-wissen.de

Nachdem es eine Weile gegangen war und in eine fremde Landschaft kam, fragte es einen Bauern nach dem Weg zur Mitte der Welt.Da musst Du immer geradeaus gehen!“, sagte dieser.
Also ging das Kind einen geraden Weg und ließ sich durch nichts ablenken.
Da musst Du über das große Wasser hinweg!“, sagte ihm ein Fischer, als es schließlich ans Meer kam.

Das Kind dachte, dass es eher an den Rand der Welt als in deren Mitte gekommen sei, und zweifelte an seinem Weg. Es gab aber nicht auf, sondern suchte ein Schiff, mit dem es übersetzen konnte.
Da musst Du durch die Wüste hindurch!“, sagte auf der anderen Seite des Meeres ein kluger Mann.
Aber die Wüste war weit und heiß.
Das Kind ging einige Tagesreisen weit, dann traf es eine Karawane.
„Wo geht es weiter zur Mitte der Welt?“, fragte das Kind:
Es gibt keine Mitte“, sagten die Kameltreiber, „wo immer Du bist, bist Du draußen.“

Das Kind ließ sich aber nicht beirren und ging weiter in die Wüste hinein.
Schließlich begegnete es einem Einsiedler.
Wo geht es weiter zur Mitte der Welt?“, fragte das Kind.
Die Mitte der Welt ist nicht hier und nicht da, sie ist überall.“

Eine Mitte kann nicht überall sein“, antwortete das Kind und zog seines Weges weiter. Nun begegnete es keinem Menschen mehr.

Endlos dehnte sich der Sand, der Himmel spannte sich flimmernd darüber, unbarmherzig brannte die Sonne, nirgendwo war ein Richtpunkt als nur das Kind inmitten der Einsamkeit.
Da hielt es inne und dachte:
Es lohnt sich nicht weiterzugehen. Ob ich mich nun vor oder zurück, nach links oder rechts bewege, immer bin ich in der Mitte der Wüste.
Da wanderte das Kind zurück zu seinen Eltern.
Es wusste:
Die Mitte liegt in mir. Überall kann ich die Mitte der Welt finden.“

Ich muss - Ich will - ich kann!

Der Weg der Ruhe zur Mitte in mir
Quelle: Anke Stapelfeldt

Ihr Lieben,
unsere heutige Geschichte ist sehr feinsinnig,
weil sie uns ganz deutlich den Werdegang eines Menschen aufzeigt.

Wenn ein junger Mensch zu einem reifen verantwortungsvollen Erwachsenen heranreifen soll, dann muss irgendwann einmal Vater und Mutter verlassen,
um seinen eigenen Weg zu finden.
Das bedeutet nicht immer, dass sich das Kind wie in unserer Geschichte auf einen echte Weltreise begeben muss, sondern, dass es sich zumindest auf eine gedankliche Reise begeben muss, um zu sich selbst zu finden. 


Es muss eine eigenen Gedanken, seine eigene Meinung entwickeln 
und seinen eigenen Weg gehen.

Die Gefahr auf diesem Weg ist, dass das Kind vielen Menschen begegnet.
Jeder dieser Menschen wird ihm einen anderen Rat geben, wo die Mitte der Welt zu finden ist, nach der sich jeder Mensch sehnt.

Schon mein Jugendfreund Hans-Christoph sagte immer: 
Wenn Du in einer wichtigen Frage zehn Menschen um ihre Meinung bittest, bekommt Du zehn verschiedene Antworten. Entscheidend ist aber,  dass Du selbst die Antwort findest!

Ich muss - Ich will - ich kann!

Hans-Christoph

Das Kind in unserer Geschichte hat - und das war sein Reifeprozess – am Schluss entdeckt, dass es die Mitte niemals finden kann, wenn es hierhin und dorthin reist, sondern dass die Mitte der Welt und des Lebens ins ihm selbst zu finden ist.
Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass auch Ihr diese Mitte in Eurem Herzen findet, dass Ihr zur Ruhe kommt und erkennt:
„In mir ist die Mitte, in mir ist das Leben, in mir ist ein Schatz verborgen, in mir ist die Freude, in mir ist die Zuversicht, in mir ist die Hoffnung, in mir ist das Glück, in mir ist die Liebe – was könnte ich wohl Schöneres sonst in der Welt finden?“
Doch wie kann das Finden der eigenen Mitte ganz praktisch im Alltag geschehen?
Vor einigen Jahren bekam ich von einem lieben Menschen eine kleine Holztafel geschenkt, auf der, wie Ihr auf dem Foto sehen könnt, drei Zeilen stehen: Ich muss - Ich will - ich kann!
Dieser liebe Mensch sprach zu mir:
Wenn Du den doppelten Sinn dieser drei Zeilen begreifst,
dann wirst Du die Mitte in Dir finden!

Der erste Sinn dieser drei Zeilen ist der folgende:
Wie es so schön sprichwörtlich heißt, ist das Leben kein Wunschkonzert, vieles in unserem Leben wird durch das „Ich muss“ bestimmt. Nicht alles in unserem Leben gefällt uns, aber das „ich muss“ hilft uns dabei, die Pflichten und Aufgaben in unserem Leben zu erfüllen.
Aber neben dem „Ich muss“ gilt auch das „Ich will“.
Das „
Ich will“ ruft uns dazu auf, auch an unsere Bedürfnisse und Wünsche zu denken, denn nur dann, wenn wir auch unseren Bedürfnissen und Wünschen Raum in unserem Leben geben, wird uns die Kraft und die Motivation geschenkt, die Aufgaben und Pflichten des „Ich muss“ zu erfüllen
Als Drittes sollten wir auf das „Ich kann“ achten. Wenn wir unsere Pflichten und Aufgaben erfüllen und unseren Bedürfnissen und Wünschen Platz einräumen, dann erkennen wir, wie viel wir können und diese Erkenntnis, dass wir Talente haben, dass wir Begabungen haben, dass wir etwas können, das „Ich kann“ erfüllt uns dann mit großer innerer Dankbarkeit und einem tiefen Glücksgefühl!

Ich muss - Ich will - ich kann!

Quelle: Helmut Mühlbacher

Der zweite Sinn dieser drei Teilen ist der folgende:Oft macht uns eine Tätigkeit zunächst gar keinen Spaß. So erging es mir, als ich vor vielen Jahren mit meiner Tätigkeit als Lektor begann. Mein Zeitvertrag als Dozent an der Universität lief aus und ich war gezwungen, mir eine neue Tätigkeit zu suchen („Ich muss“). Da damals etliche junge Studenten Hilfe bei dem Schreiben ihrer Hausarbeiten und Examensarbeiten benötigten, wurde ich von einigen von ihnen um Hilfe gebeten.Ich begann als Lektor also auf dem Stand „Ich muss“. Nach einiger Zeit entdeckte ich, dass mir die Tätigkeit viel Freude bereitete, sodass ich mich entschloss, die Tätigkeit des Lektors zu meinem Beruf zu machen. Ich gelangte also auf die Stufe des „Ich will“. Und nachdem ich jahrelang diesen Beruf ausgeübt, stellte ich fest, dass ich durch die Übung und die gesammelte Erfahrung die Tätigkeit als Lektor beherrschte, ich war also auf der Stufe „Ich kann“ angelangt.

Ich muss - Ich will - ich kann!

Quelle: Romana Huber

Ihr Lieben, ich hoffe, dass Ihr lernt, die Mitte in Euch zu finden und das doppelte Geheimnis des „Ich muss – Ich will – Ich kann!“ zu entdecken. Ich grüße Euch ganz herzlich aus dem frühlingshaft sonnigen Bremen
Euer fröhlicher Werner

Ich muss - Ich will - ich kann!

Quelle: Karin Heringshausen


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