Ich liebe Ferien!
Außer wenn meine Kinder ebenfalls Ferien haben und der Mann drei Tage auf Dienstreise weilt. Auch gelegentliche Telefonate trösten mich da nicht: „Mir geht es gut, Schatz, gleich gehe ich in die Hotelsauna! Und was machst du so?“
Alles ist jedoch leichter zu ertragen, wenn die Sonne scheint und ich die Brut an die frische Luft setzen kann. Bei der Gelegenheit kann ich auch gleich die Garage entrümpeln.
Dieses Mal hat es sich sogar gelohnt: Ich habe den Imfpass des Gatten wiedergefunden.
Ausflug zum Psychiater
Das war gestern. Heute haben die Söhne und ich einen Ausflug gemacht. Zu meinem Psychiater. Weil der Termin unglücklicherweise in die Ferien fiel. Während die Kinder draußen auf der Wiese von der unfreundlichen Psychiater-Nachbarin angeschrien wurden, empfahl mir der knuffigste Seelenklempner von allen einen Termin beim Kardiologen, stellte mir für unser nächstes Date einen Demenztest in Aussicht (den er sowieso vergessen wird) und empfahl mir Weight Watchers. All das sagt mir, dass die Depression zur Zeit nicht mein Hauptproblem ist.
Anschließend wanderten wir zum nahe gelegenen Spielplatz, damit
A ich einen Mittagsschlaf auf einem umgekippten Baum machen,
B Sohni in den Sumpf fallen und
C der Nachwuchs sich lüften konnte, um zu verhindern, dass er bei der eineinhalbstündigen Rückfahrt wild herumzappelte (meine Nerven!).
Wie man drei LRS-Kinder zum Lesen bringt:
Es war ein guter Plan. Alle drei waren erschöpft und ausgetobt und hatten aber noch grad so viel Energie, während der Busfahrt zu lesen. Unser Deal bei drei LRS-Kindern: Für jede gelesene Minute extra – zehn Minuten pro Tag sind Pflicht – gibt es eine Minute Filmzeit zusätzlich. „Ihr Lieben“, flötete ich also vor der Abfahrt, „ich habe gestern Abend einen wirklich schönen Film gefunden, es geht um ein verschwundenes Medaillon und es scheint wirklich spannend zu sein, abenteuerlich, und da dachte ich, jetzt, wo wir so lange Bus fahren müssen, könntet ihr die Zeit auch nutzen …“ Mein Plan ging auf! Ich bin ein Held!
„Das finde ich ja toll, dass Ihre Kinder alle lesen! Das sieht man selten heutzutage!“, hörten wir denn auch, aber ich brachte es nicht über’s Herz, der Dame zu sagen, dass auf meinen Knien die Stoppuhr tickte …