Ich liebe dich, Larissa Marolt!

Vorbereitet sind für diesen Blog bereits gewesen: Ein weiterer Beitrag über Shimano, einer über einen vegetarischen Zenlehrer und die Erläuterung von Grundprinzipien des Zen. Das kann alles warten, denn nun gibt es ja Larissa Marolt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich die Lee Strasberg-Schülerin, die gerade im Dschungelcamp polarisiert, beim Studium ihrer Gesichtszüge gedanklich mit einer Frau verbinden konnte, in die ich mich einmal verliebt habe. Ich bin also befangen. Wie sie inmitten von Ungeziefer und Drecksbrühe, die man ihr über den Kopf schüttete, in einem ausrangierten VIP-Schlitten Sekt schlürfte, statt "Sterne" (und damit Essen) für ihre Mitkandidaten zu sammeln; wie sie im Backgroundbericht mit einem Motocross-Moped in einen Erdhaufen fuhr oder beim "Promi-Dinner" in die Haustür rannte, vor der ihre Gäste warteten; unglaublich geschickt, wie sie die Gehässigkeit der anderen und das Mobbing-Bedürfnis des TV-Publikums auf sich zieht, um das Beste aus dieser Chance zu machen, nämlich die meiste Sendezeit in Anspruch nehmen zu können. Gestern Abend hat sie den obligatorischen Campschwulen mit dem Wort "Vagina" in die Enge getrieben, während sie sich über ihn beugte, wie um ihn heiß zu machen. Was für eine Frau! Schon am ersten Tag hab ich mich ins Camp gewünscht, um sie in die Arme zu nehmen (was der Campälteste verweigerte, weil sie ihm auf den Sack ging). Und dann die Spekulationen von Laien wie Psychologen über ihren Gesundheitszustand. Ihr Vater, ein Hotelier und ehemaliger FPÖ-Politiker, soll laut Wikipedia mal gut neun Millionen Euro Verbindlichkeiten gehabt haben, von denen 15 Millionen Schilling (ca. 1 Million Euro) durch einem Bank-Chef erlassen wurden, der nun in Untersuchungshaft sitzt. Ihr Zuhause sei ein "Irrenhaus", meinte Larissa gestern. "Ich verklage RTL", beim Gang über eine "Scheiß"-Hängebrücke wird auch ein Klassiker werden. Zum ersten Mal hat geschmackloses Fernsehen einen Star, der es aufwertet. "Ich trink das Arschloch nicht!", meint sie zu einem Würgecocktail. Ihre Kollegin, ein Ex-Pornostar (zuweilen auch ganz witzig), hat damit natürlich keine Probleme.
Um die Überleitung zum wahrscheinlich letzten längeren Shimano-Beitrag nächste Woche zu schaffen, hier ein Zitat des Filmemachers Alexander Sokurov: 
"Auf wen können einfache Menschen schon hoffen? Wer hilft uns normalen Menschen, sich in der beispiellosen Kompliziertheit des einfachen Lebens zurechtzufinden?Unsere Rettung sind wissende Menschen.Doch retten sie uns?Haben sie uns je gerettet?Irgendwann, irgendwen?"*
Larissa jedenfalls hat bis zum Ende des diesjährigen Dschungelcamps meine Fernsehabende gerettet. Sollte ich ihr je begegnen, werden wir Freunde sein. Eine solche Frau könnte auch einem Shimano die Nase drehen.
[* aus: Alexander Sokurov: Japanische Reisen. München 2012]

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