Nachdem ich meine Einkäufe in Kampala erledigt hatte, habe ich den Rest der Zeit zu einem Besuch bei den Königsgräbern genutzt. Schon lange vor der Ankunft der Europäer war das Zentrum Ugandas ein Königreich, die letzten vier Könige sind hier begraben. In den 5000 Schilling (knapp 2 €) Eintritt ist eine Führung enthalten. Eigentlich finde ich solche Führungen schrecklich, aber diesmal wird sie dadurch interessant, dass auch mein Taxifahrer daran teilnimmt. Der Führer erklärt uns, dass das 8-Millionen-Volk in 52 Clans aufgeteilt ist, und dass es verboten ist, innerhalb desselben Clans zu heiraten. Auch der Clan der Mutter kommt für Heiraten nicht infrage. Ich frage, was passiert, wenn sich nun ein junger Mann in eine Frau aus der Nachbarschaft, dummerweise vom selben Clan, verliebt. Der Taxifahrer verteidigt gleich die alten Traditionen: „Du würdest doch auch nicht deine Schwester heiraten.” Der Führer zeigt uns die Feuerstelle, wo immer ein Feuer brennt, um anzuzeigen, dass der König noch lebt. Der Taxifahrer fügt stolz hinzu, dass sein Clan die Aufgabe hat, dieses Feuer zu hüten. Der Führer schaut genau hin, dann sagt er nichts mehr, und ich hüte mich, allzu genau nachzuschauen, um keine Peinlichkeit entstehen zu lassen: Das Feuer ist nämlich ausgegangen.
Trotzdem: Es gibt tatsächlich noch einen König in der Hauptstadt Ugandas. Die Engländer ließen die Könige unter ihrer Oberherrschaft im Amt, erst das unabhängige Uganda beseitigte die traditionellen Könige mit militärischer Gewalt, König Freddie floh nach London, wo er – so erzählt es der Führer, laut Wikipedia ist das nicht so sicher – von einem Agenten des neuen ugandischen Präsidenten Obote vergiftet wurde. Dann folgten die Gewaltherrschaft Idi Amins, Krieg mit Tansania, Bürgerkrieg, schließlich Präsident Museveni, der mit Hilfe von Kindersoldaten an die Macht kam und jetzt seit 28 Jahren das Land in einer seltsamen Mischung aus Demokratie und Diktatur beherrscht. Er holte König Ronald, Freddies Sohn, zurück ins Land, und so gibt es jetzt mitten in der Republik Uganda das Königreich Buganda mit eigenem Premierminister und Parlament, zuständig für die Kultur von 8 Millionen Menschen.
Wir spazieren über das Gelände, Kinder spielen vor ärmlichen Hütten, eine alte Frau sitzt auf dem Boden. Sie sieht so aus, dass man ihr in Deutschland sicherlich einen Euro geben würde, aber der Führer grüßt sie mit einer respektvollen Verbeugung und erklärt, dass alle Bewohner des Geländes Nachfahren von König Muteesa I. sind – die arme Alte ist eine echte Prinzessin !
Außer dem Königreich Buganda gibt es noch zahlreiche weitere, kleinere Königtümer in Uganda. Auch Tororo, wo unser Kloster ist, hat einen König, der als guter Katholik im Beirat der Augenklinik des Klosters sitzt. Ein Europäer erzählte mir, wie dieser König sich ihm vorstellte: „I’m managing a cultural institution, well, a kingdom, to be exact.”
„Ich leite eine Kulturinstitution – genauer gesagt, ein Königreich”
Autor des Artikels : rsk6400
Zum Original-ArtikelErlebnisse eines deutschen Mönchs im Alltag auf Kuba.