Dieser Post erschien ursprünglich auf Deliberation Daily.
Es gibt ein Sprichwort, das das grundsätzliche Dilemma jeder Gleichstellungspolitik illustriert, das gleichzeitig in der öffentlichen Debatte weitgehend ignoriert wird: "Biology as fate, pregnancy as a life sentence." Der große Graben zwischen Männern und Frauen ist und bleibt ihre Biologie, die den Frauen ihre wohl schwerste Benachteiligung überhaupt entgegenstellt: die alleinige Fähigkeit, Kinder auszutragen, zu gebären und in ihren ersten Lebensmonaten zu ernähren (Ersatznahrung ist und bleibt ein schwieriges Substitut). Da fast alle menschlichen Gesellschaften noch immer um eine Kernfamilie aus Mutter, Vater und Kindern herum zentriert sind und eine Mehrheit der Menschen noch immer einen Kinderwunsch hat, ist eine Schwangerschaft im Leben einer Frau ein statistisch zu erwartendes Ereignis. Schwangerschaften aber haben, neben den gesundheitlichen Implikationen und Fragen des Komforts, immer auch die Eigenschaft, Frauen für eine Dauer von mindestens 14 Wochen aus dem Erwerbsleben zu katapultieren, in der Realität aber oft deutlich länger. Pausen im Erwerbsleben aber sind Gift für jegliche Karrierewünsche, und die Begeisterung von Vorgesetzten für Schwangerschaften ihrer Angestellten hält sich meist auch in engen Grenzen. Bisher aber überlässt der Feminismus dieses Feld viel zu sehr konservativen Reformern, anstatt selbst tätig zu werden.
Diese Zurückhaltung hat lange Tradition. Der Feminismus entstammt einer Tradition, die klassischen Geschlechterverhältnissen ohnehin eine Absage erteilt hat (man denke nur an das unheilvolle Dogma Alice Schwarzers, das den Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau als grundsätzlich verwerflich ablehnt) und hat sich daher mit dem klassisch-bürgerlichen Familienbegriff nur als Antipoden befasst, was durch das beständige Besetzen des Begriffs durch die CDU in Deutschland nicht leichter wird. Tatsächlich ist Familienpolitik in Deutschland seit 2005 eigentlich immer CDU-Politik. Das Elterngeld, eine der größten Expansionen des Wohlfahrtsstaats zugunsten von Frauen aus der Mittelschicht, geht auf sie zurück. Dass der Feminismus sich eher bei Grünen, Linken und in Maßen der SPD heimisch fühlt, führt diese Spaltung nur noch weiter.
Das ist verheerend, denn die Familie ist immer noch die Wunschlebensform der überwältigenden Mehrheit in Deutschland. So wünschenswert andere Sozialformen für den Feminismus und die Linke generell auch sein mögen, so können sie allenfalls ferne Zukunftsziele sein. In der Praxis der deutschen Wohnzimmer ist es immer noch so, dass die Frauen den überwältigenden Anteil von Hausarbeit und Kindeserziehung übernehmen, während die Männer eher für die Versorgung zuständig sind. Selbst wenn beide Ehepartner arbeiten, bringt häufig der Mann den größeren Anteil des Familienvermögens ein, und wenn nur ein Ehepartner arbeiten kann (etwa, weil ein kleines Kind zu versorgen ist), dann bleibt in der überwältigenden Mehrzahl der Fälle die Fraue zu Hause. Dies ist zum Teil der Struktur des Elterngelds geschuldet (das per default den Frauen 12 Monate bezahlt, die bei Beteiligung des Mannes um mindestens zwei Monate auf maximal 14 Monate ausgeweitet werden können), aber zu einem größeren Teil Traditionen und Rollenbildern sowie, erneut, der Biologie geschuldet sind: zwar ist es theoretisch möglich, dass die Frau Muttermilch abpumpt und Papa über den Tag das Kind füttert. In der Praxis aber ist dies den meisten zu viel Umstand. Aber auch veraltete Rollenbilder führen dazu, dass Frauen immer noch in die Rolle der Hausfrau und Mutter gedrängt werden. Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: seit ich 2012 Vater geworden bin hat mich noch nie - wirklich nie - jemand gefragt, wie ich eigentlich die Belastungen eines Vollzeitjobs mit einem Kind vereine. Hätten wir für jedes Mal, wenn meiner Frau diese Frage gestellt wurde, 10 Euro bekommen, könnte ich den kompletten und nicht unerheblichen Windelbedarf des Juniors damit decken. Warum werde ich nicht implizit dafür angegangen, dass ich mein Kind zugunsten der Arbeit vernachlässige (es geht in die Kita), meine Frau aber schon? Für Leute, die behaupten wir hätten die alten Rollenmodelle überwunden, habe ich seit ich Vater geworden bin nur noch ein müdes Lächeln übrig. Und ich bin wahrlich nicht ein Musterbeispiel für die gleichberechtigte Aufteilung von Hausarbeit, wie ich gestehen muss.
Diese Faktoren führen dazu, dass Frauen - vielleicht auch unbewusst - bei der Studien- und Karrierewahl Berufszweige meiden, in denen lange und unflexible Arbeitszeiten die Regel sind. Wollen sie trotzdem erfüllende und ansprechende Berufe haben, landen sie beinahe natürlich im öffentlichen Sektor (wie ich hier ausführlich beschrieben habe). Dies trägt zu dem eklatanten Mangel von Frauen in Führungsetagen und in naturwissenschaftlich und ingenieurstechnischen Berufen bei, in denen lange Arbeitszeiten die Regel sind. Für viele Frauen wird damit bereits von Beginn an ein erheblicher Anteil von Optionen ausgeschlossen, was noch wesentlich mehr als überkommene Rollenbilder oder Unsinn von "natürlichen Begabungen" erklären hilft, warum weibliche Gymnasiastinnen zwar durchschnittlich bessere Noten als ihre männlichen Mitschüler haben, an den Universitäten aber in den "harten" Fächern wie Maschinenbau, Informatik oder Physik unterrepräsentiert sind (teilweise in Verhältnissen von 8:1 oder 9:1), dafür aber in "weichen" Fächern wie Lehramt, Erziehungswissenschaft oder Kunst überepräsentiert sind.
Noch viel problematischer als die eigentliche Berufswahl aber ist der eklatante Mangel an Betreuungsmöglichkeiten. Will eine Frau nach der Geburt gleich wieder arbeiten (der Mutterschutz währt derzeit 8 Wochen), so ist ihre einzige Chance, eine Tagesmutter oder eine vergleichbare Fachkraft anzustellen - was für die deutliche Mehrzahl der Haushalte unbezahlbar ist. Kindertageseinrichtungen nehmen in den seltensten Fällen Kinder auf, die jünger als ein Jahr sind, und die Mehrzahl beginnt ihre Gruppen immer noch erst mit zwei oder sogar drei Jahren. Dazwischen ist eine Lücke, die von irgendjemandem gefüllt werden muss. Wenn die eigenen Eltern dann nicht schon Rentner sind und zufällig in der Nähe wohnen, bleibt eigentlich keine andere Chance als selbst zuhause zu bleiben, bis ein Platz in einer Kindertageseinrichtung verfügbar wird - und diese Einrichtungen bieten oftmals auch nur halbtags Betreuung an. Und in der überwältigenden Mehrzahl der Fälle ist es die Frau, die zuhause bleibt. Den Bedarf gibt es übrigens klar - bereits über die Hälfte der Kita-Kinder in Deutschland sind länger als 35 Stunden pro Woche dort, Tendenz rasch steigend.
Nun könnte man die Frage stellen, warum nicht einfach der Mann zuhause bleibt. Das würde das Problem der Benachteiligung von Frauen ja lösen. Oder man macht es 50:50. All das sind valide Punkte. Tatsächlich sollte es Standard werden, dass sich beide Partner deutlich mehr Gleichheit in der Kindeserziehung zugestehen. Im Falle einer 100%-Beschäftigung ist es aber unrealistisch anzunehmen, dass dies möglich ist. Teilzeitmodelle aber, die beiden Partnern eine Teilnahme am Erziehungs- und Hausarbeitsprozess ermöglichen, sind gerade in den Jobfeldern, die klassisch mit Karriereoptionen assoziiert werden, derzeit völlig illusorisch - erneut, auch hier mit der bemerkenswerten Ausnahme des Öffentlichen Dienstes, wo beispielsweise seit Kurzem explizit die Möglichkeit eingeräumt wurde, dass sich zwei Personen den Direktorenjob in einer Schule teilen, um mehr Frauen diesen Karrierepfad zu ermöglichen. Vermutlich aber sind sie sogar generell eine Illusion, wie ich hier argumentiert habe, weil Führungsaufgaben einfach die vollständige Person fördern und für Familien- und Privatleben außerhalb der Wochenenden (wenn überhaupt) nur wenig Raum lassen.
Was also folgt aus alledem? Wer eine breite Mehrheit von Frauen emanzipieren und ihnen dieselben Teilhabemöglichkeiten am wirtschaftlichen, politischen und sozialen Leben wie Männern einräumen möchte, der kommt nicht umhin, die Familien weiter zu stärken. Das heißt nicht, dass das Ehegattensplitting weiter als die heilige Kuh betrachtet werden muss (obwohl es sicher nicht die Wurzel allen Übels ist). Stattdessen braucht es flächendeckende Ganztagsbetreuungsmöglichkeiten für Kinder auch unter einem Jahr, großzgügige Teilzeitmodelle für Eltern, die es beiden (!) Partnern erlauben, im Job kürzer zu treten um sich der Familie widmen zu können und, vor allem, einen Wandel in tradierten Denkmustern, die beiden Geschlechtern bestimmte Rollenmodelle vorschreiben (eine Problemstellung, der wir uns im nächsten Teil widmen werden). Die Gleichstellungspolitik seit 1957 hat ihr Ziel, den Frauen die Hindernisse für das Verfolgen ihrer Karriere- und Selbstverwirklichungswünsche aus dem Weg zu räumen, weitgehend erreicht. Woran sie noch scheitert ist, der Mehrheit der Frauen das Wahrnehmen dieser Möglichkeiten zu erlauben. Es mag vermessen klingen zu fordern, dass wir effektiv die Beschränkungen der weiblichen Biologie per Gesetz beseitigen oder zumindest dämpfen müssen. Aber genausowenig wie permanente Enthalsamkeit der richtige Weg gegen Teenagerschwangerschaften ist eignet es sich, um Frauen in der Gesellschaft gleiche Rechte zuzugestehen.
Es gibt ein Sprichwort, das das grundsätzliche Dilemma jeder Gleichstellungspolitik illustriert, das gleichzeitig in der öffentlichen Debatte weitgehend ignoriert wird: "Biology as fate, pregnancy as a life sentence." Der große Graben zwischen Männern und Frauen ist und bleibt ihre Biologie, die den Frauen ihre wohl schwerste Benachteiligung überhaupt entgegenstellt: die alleinige Fähigkeit, Kinder auszutragen, zu gebären und in ihren ersten Lebensmonaten zu ernähren (Ersatznahrung ist und bleibt ein schwieriges Substitut). Da fast alle menschlichen Gesellschaften noch immer um eine Kernfamilie aus Mutter, Vater und Kindern herum zentriert sind und eine Mehrheit der Menschen noch immer einen Kinderwunsch hat, ist eine Schwangerschaft im Leben einer Frau ein statistisch zu erwartendes Ereignis. Schwangerschaften aber haben, neben den gesundheitlichen Implikationen und Fragen des Komforts, immer auch die Eigenschaft, Frauen für eine Dauer von mindestens 14 Wochen aus dem Erwerbsleben zu katapultieren, in der Realität aber oft deutlich länger. Pausen im Erwerbsleben aber sind Gift für jegliche Karrierewünsche, und die Begeisterung von Vorgesetzten für Schwangerschaften ihrer Angestellten hält sich meist auch in engen Grenzen. Bisher aber überlässt der Feminismus dieses Feld viel zu sehr konservativen Reformern, anstatt selbst tätig zu werden.
Diese Zurückhaltung hat lange Tradition. Der Feminismus entstammt einer Tradition, die klassischen Geschlechterverhältnissen ohnehin eine Absage erteilt hat (man denke nur an das unheilvolle Dogma Alice Schwarzers, das den Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau als grundsätzlich verwerflich ablehnt) und hat sich daher mit dem klassisch-bürgerlichen Familienbegriff nur als Antipoden befasst, was durch das beständige Besetzen des Begriffs durch die CDU in Deutschland nicht leichter wird. Tatsächlich ist Familienpolitik in Deutschland seit 2005 eigentlich immer CDU-Politik. Das Elterngeld, eine der größten Expansionen des Wohlfahrtsstaats zugunsten von Frauen aus der Mittelschicht, geht auf sie zurück. Dass der Feminismus sich eher bei Grünen, Linken und in Maßen der SPD heimisch fühlt, führt diese Spaltung nur noch weiter.
Das ist verheerend, denn die Familie ist immer noch die Wunschlebensform der überwältigenden Mehrheit in Deutschland. So wünschenswert andere Sozialformen für den Feminismus und die Linke generell auch sein mögen, so können sie allenfalls ferne Zukunftsziele sein. In der Praxis der deutschen Wohnzimmer ist es immer noch so, dass die Frauen den überwältigenden Anteil von Hausarbeit und Kindeserziehung übernehmen, während die Männer eher für die Versorgung zuständig sind. Selbst wenn beide Ehepartner arbeiten, bringt häufig der Mann den größeren Anteil des Familienvermögens ein, und wenn nur ein Ehepartner arbeiten kann (etwa, weil ein kleines Kind zu versorgen ist), dann bleibt in der überwältigenden Mehrzahl der Fälle die Fraue zu Hause. Dies ist zum Teil der Struktur des Elterngelds geschuldet (das per default den Frauen 12 Monate bezahlt, die bei Beteiligung des Mannes um mindestens zwei Monate auf maximal 14 Monate ausgeweitet werden können), aber zu einem größeren Teil Traditionen und Rollenbildern sowie, erneut, der Biologie geschuldet sind: zwar ist es theoretisch möglich, dass die Frau Muttermilch abpumpt und Papa über den Tag das Kind füttert. In der Praxis aber ist dies den meisten zu viel Umstand. Aber auch veraltete Rollenbilder führen dazu, dass Frauen immer noch in die Rolle der Hausfrau und Mutter gedrängt werden. Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: seit ich 2012 Vater geworden bin hat mich noch nie - wirklich nie - jemand gefragt, wie ich eigentlich die Belastungen eines Vollzeitjobs mit einem Kind vereine. Hätten wir für jedes Mal, wenn meiner Frau diese Frage gestellt wurde, 10 Euro bekommen, könnte ich den kompletten und nicht unerheblichen Windelbedarf des Juniors damit decken. Warum werde ich nicht implizit dafür angegangen, dass ich mein Kind zugunsten der Arbeit vernachlässige (es geht in die Kita), meine Frau aber schon? Für Leute, die behaupten wir hätten die alten Rollenmodelle überwunden, habe ich seit ich Vater geworden bin nur noch ein müdes Lächeln übrig. Und ich bin wahrlich nicht ein Musterbeispiel für die gleichberechtigte Aufteilung von Hausarbeit, wie ich gestehen muss.
Diese Faktoren führen dazu, dass Frauen - vielleicht auch unbewusst - bei der Studien- und Karrierewahl Berufszweige meiden, in denen lange und unflexible Arbeitszeiten die Regel sind. Wollen sie trotzdem erfüllende und ansprechende Berufe haben, landen sie beinahe natürlich im öffentlichen Sektor (wie ich hier ausführlich beschrieben habe). Dies trägt zu dem eklatanten Mangel von Frauen in Führungsetagen und in naturwissenschaftlich und ingenieurstechnischen Berufen bei, in denen lange Arbeitszeiten die Regel sind. Für viele Frauen wird damit bereits von Beginn an ein erheblicher Anteil von Optionen ausgeschlossen, was noch wesentlich mehr als überkommene Rollenbilder oder Unsinn von "natürlichen Begabungen" erklären hilft, warum weibliche Gymnasiastinnen zwar durchschnittlich bessere Noten als ihre männlichen Mitschüler haben, an den Universitäten aber in den "harten" Fächern wie Maschinenbau, Informatik oder Physik unterrepräsentiert sind (teilweise in Verhältnissen von 8:1 oder 9:1), dafür aber in "weichen" Fächern wie Lehramt, Erziehungswissenschaft oder Kunst überepräsentiert sind.
Noch viel problematischer als die eigentliche Berufswahl aber ist der eklatante Mangel an Betreuungsmöglichkeiten. Will eine Frau nach der Geburt gleich wieder arbeiten (der Mutterschutz währt derzeit 8 Wochen), so ist ihre einzige Chance, eine Tagesmutter oder eine vergleichbare Fachkraft anzustellen - was für die deutliche Mehrzahl der Haushalte unbezahlbar ist. Kindertageseinrichtungen nehmen in den seltensten Fällen Kinder auf, die jünger als ein Jahr sind, und die Mehrzahl beginnt ihre Gruppen immer noch erst mit zwei oder sogar drei Jahren. Dazwischen ist eine Lücke, die von irgendjemandem gefüllt werden muss. Wenn die eigenen Eltern dann nicht schon Rentner sind und zufällig in der Nähe wohnen, bleibt eigentlich keine andere Chance als selbst zuhause zu bleiben, bis ein Platz in einer Kindertageseinrichtung verfügbar wird - und diese Einrichtungen bieten oftmals auch nur halbtags Betreuung an. Und in der überwältigenden Mehrzahl der Fälle ist es die Frau, die zuhause bleibt. Den Bedarf gibt es übrigens klar - bereits über die Hälfte der Kita-Kinder in Deutschland sind länger als 35 Stunden pro Woche dort, Tendenz rasch steigend.
Nun könnte man die Frage stellen, warum nicht einfach der Mann zuhause bleibt. Das würde das Problem der Benachteiligung von Frauen ja lösen. Oder man macht es 50:50. All das sind valide Punkte. Tatsächlich sollte es Standard werden, dass sich beide Partner deutlich mehr Gleichheit in der Kindeserziehung zugestehen. Im Falle einer 100%-Beschäftigung ist es aber unrealistisch anzunehmen, dass dies möglich ist. Teilzeitmodelle aber, die beiden Partnern eine Teilnahme am Erziehungs- und Hausarbeitsprozess ermöglichen, sind gerade in den Jobfeldern, die klassisch mit Karriereoptionen assoziiert werden, derzeit völlig illusorisch - erneut, auch hier mit der bemerkenswerten Ausnahme des Öffentlichen Dienstes, wo beispielsweise seit Kurzem explizit die Möglichkeit eingeräumt wurde, dass sich zwei Personen den Direktorenjob in einer Schule teilen, um mehr Frauen diesen Karrierepfad zu ermöglichen. Vermutlich aber sind sie sogar generell eine Illusion, wie ich hier argumentiert habe, weil Führungsaufgaben einfach die vollständige Person fördern und für Familien- und Privatleben außerhalb der Wochenenden (wenn überhaupt) nur wenig Raum lassen.
Was also folgt aus alledem? Wer eine breite Mehrheit von Frauen emanzipieren und ihnen dieselben Teilhabemöglichkeiten am wirtschaftlichen, politischen und sozialen Leben wie Männern einräumen möchte, der kommt nicht umhin, die Familien weiter zu stärken. Das heißt nicht, dass das Ehegattensplitting weiter als die heilige Kuh betrachtet werden muss (obwohl es sicher nicht die Wurzel allen Übels ist). Stattdessen braucht es flächendeckende Ganztagsbetreuungsmöglichkeiten für Kinder auch unter einem Jahr, großzgügige Teilzeitmodelle für Eltern, die es beiden (!) Partnern erlauben, im Job kürzer zu treten um sich der Familie widmen zu können und, vor allem, einen Wandel in tradierten Denkmustern, die beiden Geschlechtern bestimmte Rollenmodelle vorschreiben (eine Problemstellung, der wir uns im nächsten Teil widmen werden). Die Gleichstellungspolitik seit 1957 hat ihr Ziel, den Frauen die Hindernisse für das Verfolgen ihrer Karriere- und Selbstverwirklichungswünsche aus dem Weg zu räumen, weitgehend erreicht. Woran sie noch scheitert ist, der Mehrheit der Frauen das Wahrnehmen dieser Möglichkeiten zu erlauben. Es mag vermessen klingen zu fordern, dass wir effektiv die Beschränkungen der weiblichen Biologie per Gesetz beseitigen oder zumindest dämpfen müssen. Aber genausowenig wie permanente Enthalsamkeit der richtige Weg gegen Teenagerschwangerschaften ist eignet es sich, um Frauen in der Gesellschaft gleiche Rechte zuzugestehen.