Quelle: Astrid Müller
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch die Geschichte eines unbekannten Autors erzählen, deren adventlichen Charakter erst auf den zweiten Blick zu entdecken ist:
„Der Ort, wo es keine Probleme gibt“
“Eines Tages traf ich einen Freund. Er machte einen recht niedergeschlagenen Eindruck und als ich ihn fragte, was er auf dem Herzen habe, da antwortete er mir:
„Ach, ich fühle mich so elend. Jeden Tag habe ich nichts als Probleme.“
Und er schilderte mir alles bis ins Einzelne, sodass ich mich selbst nach einigen Minuten des Zuhörens todunglücklich fühlte.
„Wenn Du mir hilfst,“ so sprach er weiter zu mir, „meine Probleme loszuwerden, dann verspreche ich Dir, regelmäßig Geld an einen wohltätigen Verein zu spenden.“ Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen und ich erinnerte mich an einen Ort, der Tausende von Menschen beherbergt und von dem ich ziemlich sicher bin, dass dort keiner ein Problem mehr hat.
Mein Freund war begierig, diesen Ort sofort zu besuchen und wir machten uns beide gleich auf den Weg. Nach einem kurzen Fußweg kamen wir ans Ziel und durchquerten schließlich die Eingangspforte des städtischen Friedhofes.”
Ihr Lieben,
im ersten Moment mutet das nicht wie eine adventliche Geschichte an, obwohl ich zugeben muss, dass ich Friedhöfe mag:
Das liegt wohl daran, dass es dort so still ist und ich in der Hektik des Alltags die Stille bisweilen sehr schätzte.
Gerade jetzt in dieser dunklen Zeit des Jahres besuche ich regelmäßig den Friedhof, um auf unserem Familiengrab und auf dem Grab meines Jugendfreundes Hans-Christoph Kerzen aufzustellen.
Die Kerzen bedeuten für mich zweierlei:
Sie sollen zeigen: Ihr, die Ihr gestorben seid, seid nicht vergessen, Ihr lebt in meinem Herzen fort, auch über den Tod hinaus liebe ich Euch!
Sie zeigen aber auch: Ich darf leben, ich darf mich glücklich schätzen, jeden Tag wie eine kostbare Gabe in Empfang zu nehmen.
Angesichts der Kerzen auf dem Friedhof und angesichts der vielen Gräber, an denen ich jedes Mal vorbeikomme, kehrt nach aller Hektik des Alltags wieder Klarheit ein:
Ich spüre, worauf es im Leben wirklich ankommt und wie unwichtig eigentlich die Dinge sind, die uns täglich durch die Werbung als wichtig, ja als unverzichtbar vorgegaukelt werden.
Auf dem Friedhof werden auch meine Probleme immer ganz klein,
weil ich erkennen darf:
Die Probleme bestimmen nicht mein Leben, sie dürfen mein Leben nicht belasten, ich bin in der glücklichen Lage, aktiv an meine Probleme herangehen zu dürfen.
Es gibt aber, das will ich nicht verschweigen, Probleme, die wir nicht lösen können, das sind manchmal Krankheiten und körperliche Gebrechen.
Aber diese Probleme können zu unseren Lehrern werden, indem sie uns beibringen, an ihnen nicht zu zerbrechen, sondern DENNOCH und TROTZDEM glücklich, dankbar und zufrieden zu leben.
Das ist kein leichter Weg, ich weiß, wo von ich rede, aber es ist der einzig gangbare Weg, der uns bei solchen Problemen in die Ruhe und Gelassenheit führt.
Aller anderen Probleme sind dazu da, gelöst zu werden.
Oft hilft es schon, sich einmal daran zu erinnern, mit welchen Problemen andere Menschen in ihrem Leben zu kämpfen haben oder hatten, wie z.B. die Menschen in Japan und dort speziell in Fukushima.
Wenn wir uns deren Probleme, die sie noch heute haben, vergegenwärtigen, schrumpfen unsere Probleme auf die ihnen angemessene Größe zusammen.
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch zur Adventszeit, dass Ihr noch viel mutiger als bisher an Eure Probleme herangeht, dass Ihr Euch Euren Problemen stellt, damit Eure Angst vor den Problemen beseitigt wird. Denn häufig ist es mit den Problemen so, dass wir mehr unter der Angst vor den Problemen leiden als unter den Problemen selbst.
Peter Graf von Eysselsberg hat es einmal so ausgedrückt:
„Wenn Dir ein bissiger Hund begegnet, ist es besser, sich mit ihm anzufreunden, als vor ihm davon zu laufen und von der Angst getrieben zu sein, er könne hinter der nächsten Ecke wieder auftauchen!“
Also mutig ran an die Probleme, denn sie sind es nicht wert, dass sie Euch das Leben vergällen, sie sind nur dazu da, dass Ihr lernt, mutig und tapfer auf Eurem Weg Schritt für Schritt voranzuschreiten.
Ich wünsche Euch für die Adventszeit, dass Euch Mut, Freude, Zuversicht, Hoffnung und Liebe täglich begleiten mögen.
Ganz liebe Adventsgrüße aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen