Wenn Schreiben Gold ist, dann ist Lesen die Mine, aus der das Gold geschürft wird. An dem (sprichwörtlichen) Gold mangelte es mir eigentlich nicht, der Vorrat war groß, aber die Mine blieb geschlossen. Über Monate habe ich mich mit einer veritablen Lesekrise geplagt, von der ich vorher nicht wusste, dass es so etwas überhaupt gibt. Jetzt kann ich es endlich wieder. Die Mine hat sich geöffnet.
Obwohl ich zwischenzeitlich schon auf einem guten Weg war, hat erst mein Urlaub auf Rømø meiner Lesekrise ein Ende gesetzt. Dabei hatte ich das gar nicht geplant und habe mein Kindle eher mechanisch eingepackt, ohne wirklich darüber nachzudenken. Es war mir gar nicht richtig in den Sinn gekommen, dass eine andere Umgebung zu einem Ausbruch aus den üblichen Gewohnheiten führen kann. Genau das ist aber passiert.
Man kann es gerne so interpretieren, dass ich zu meinem Glück gezwungen wurde. Das ändert wenig daran, dass ich das Lesen ganzer Bücher, die ich nicht für die Arbeit brauche, endlich wieder als richtige Unterhaltung empfand, als etwas, dass die Langweile vertreibt, entspannend ist, Sinn ergibt. Ablenkungen wie Fernsehen und Computer standen mir zur Verfügung, aber doch irgendwie auch nicht. Zu Lesen war plötzlich die beste Auswahl. Seitdem glüht mein Kindle wieder, metaphorisch, denn er ist in einem guten Zustand und pflegt keine Brandlöcher zu hinterlassen. Wenn ich gemein zu mir selbst wäre, könnte ich jetzt anmerken, dass er ja auch kaum gebraucht wurde.
In den letzten knapp drei Wochen habe ich sechs oder sieben Bücher gelesen, wie z.B. und „ „Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber und Knochenklempner" Der Lärm der Fische beim Fliegen". Da ich nicht plane, sobald wieder mit dem Lesen aufzuhören und entsprechend hin und wieder auch über Bücher schreiben möchte, habe ich meine Rezensionen hier im Blog (auch zu Filmen, Serien und anderen Werken) in eine neue Kategorie ausgelagert. Was ein Urlaub doch so alles bewirken kann. Nicht einmal mein üblicher Sonnenbrand hat so lange gehalten wie meine wieder entdeckte Lesefreude.
Sorry, alte Freunde
Da ich mich jetzt wieder für Buchveröffentlichungen interessiere, musste ich erkennen, dass einige meiner favorisierten Autoren nicht untätig waren und einige Buchserien, die ich über Jahre verfolgt habe, fortgesetzt wurden. Fast habe ich ein schlechtes Gewissen, so lange desinteressiert gewesen zu sein. Dafür kann ich jetzt richtig viel nachholen. Der Stoff geht mir nicht aus, nur öfter mal der Saft, denn ich vergesse immer, den Kindle frühzeitig aufzuladen.
Wie seit langer Zeit nicht mehr empfinde ich meinen Kindle als praktisches, handliches Tor zu jeder Art von Literatur. Ich muss keine Tage auf ein neues Buch warten und kann so den Strom nie abreißen lassen. Das ist wahrscheinlich auch besser so, nicht dass ich wieder in eine Lesekrise stolperte und nochmal nach Dänemark muss.