Ich mag noch nicht einmal mehr über sie lachen. Nicht über ihre minimalistische Mimik oder ihre erstarrte Frisur, nicht über den watschelnden Gang und ihre unbeholfenen Gesten. Selbst ihre eigenartige Sprache oder ihre einfallslose Kleidung amüsieren mich nicht mehr. Ende. Schluss mit lustig.
Nicht, dass ich irgendwann einmal ein großer Anhänger gewesen wäre. Aber ich war zumindest immer etwas neugierig auf sie: Was wird sie sagen, wie wird sie sich verhalten, wie wird sie aussehen? Alles weg. Es interessiert mich nicht mehr. Wenn es nach mir ginge, dann würde ich sie zum nächsten Mal sehen, wenn sie sich als 90-jährige Altkanzlerin am iRollator in Maybrit Obermanns Mosaik-Studio portiert.
Ich empfehle, das unten eingefügte Video zur musikalischen Untermalung beim Lesen JETZT zu starten.
Warum gerade jetzt?
Ich denke darüber nach, warum meine Abneigung gerade jetzt ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Vielleicht liegt es an der Ignoranz, mit der sie bei ihrer Ansprache Roland Koch erwähnt. Der hatte dem Bauunternehmen Bilfinger Berger im vergangenen Jahr den Auftrag über den Bau der Frankfurter Landebahn für 80 Millionen Euro zugeschustert und dazu unter anderem sein Wort vom Nachtflugverbot gebrochen. Im Gegenzug bekleidet er bei dem Bauriesen jetzt das Amt des Vorstandsvorsitzenden.
Vielleicht liegt es auch daran, dass sie mittlerweile die wenigen europäischen Entscheidungen, die sie überhaupt noch trifft, mit Sarkozy und einer Handvoll Bankster hinter verschlossenen Türen ausbaldowert und sich Einmischung und Nachfrage hierzu verbittet. Oder dass sie auf „Echte Demokratie Jetzt!“ mit One-Way Solidarität reagiert und Seibert zwitschern lässt, sie sehe sich von den Protesten in ihrem „Kurs“ bestätigt.
Inhaltsleer, arrogant, ignorant
In jedem Fall liegt es aber daran, dass die Kanzlerin keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass sie Entscheidungen ohne die geringste Berücksichtigung dessen, was die Bevölkerung will, durchprügelt. Dass ihre nichtssagenden Äußerungen, ihre leeren Worthülsen, ihr arroganter Umgang mit Kritikern und Fragestellern und ihre Ignoranz gegenüber jedem Einwand überdeutlich zeigen, dass ihre Rechtfertigung vor der Öffentlichkeit nicht mehr ist, als eine lästige Pflichtübung und ein letzter Rest demokratischer Tradition.
Deutlicher könnte Angela Merkel nicht zeigen, was sie von „ihrem Volk“ hält: Sie bekundet unermüdlich die Alternativlosigkeit ihres Handelns. Sie spricht damit jedem das Recht und die Fähigkeit ab, Umstände interpretieren und Entscheidungen bewerten zu können. Sie erklärt sich selber zum Maßstab aller Dinge, macht es sich im Zentrum der Macht bequem, wo sie alleine bestimmt, wann und über was sie sich öffentlich äußert.
Für eine Angestellte ist das ein reichlich eigenartiges Verhalten gegenüber ihren 80 Millionen Arbeitgebern.