Heute Nacht um kurz nach drei Uhr höre ich eine Sirene. Zuerst denke ich, meine Phantasie spielt wieder einmal verrückt. Es wäre nicht das erste mal, dass ich in einer Halbschlafphase Dinge absolut realistisch wahrnehme und darauf reagiere. Gerade hier in Neuseeland schlafwandel und phantasiere ich in einer Woche mehr, als in einem ganzen Jahr zuhause.
Neben der Sirene ertönen auf einmal auch ganz deutlich die Worte „Evacuate the building using the nearest fire exit.“. Es wird langsam beunruhigend, wenn man anfängt, Stimmen zu hören, oder? Jere macht das Licht an. Also entweder ich bin so hochgeschreckt, dass ich ihn aufgeweckt habe (normal) oder er hört die gleiche Sirene und Stimme. Und dann setzt meine Erinnerung ein: Das hab ich doch schon mal gehört: Als Lena, Ex-Cleanerin und Ex-Kellnerin die Badtür aufgelassen hatte, während sie zum reinigen das heiße Wasser der Dusche angemacht hat. Der Wasserdampf hatte den Feueralarm ausgelöst.
Also ziehen Jere und ich uns kurz etwas über, Jere trägt nur FlipFlops und wir beginnen über die Wahrscheinlichkeit eines längeren Aufenthalts in der eisigen Nacht zu diskutieren (natürlich ganz sachlich). Daran könnt ihr sehen, dass wir nicht wirklich aufgeregt waren und im Nachhinein kommt mir unsere Reaktion ein bisschen zu relaxt vor. Schließlich schlappen wir (Jere immer noch in Flip Flops) in den Flur in Richtung Küche und Ausgang. Alle Zimmertüren sind offen und unsere süßen asiatischen Nachbarmädels taumeln verschlafen in die gleiche Richtung. Sie arbeiten mit Jere zusammen in der Fischfabrik, kommen aus Taiwan und haben erstaunlich europäische Namen: Gabi, Melissa, Rola und Dolly. Gabi studiert „Deutsch“ und weiß unglaublich viel über unser Land, spricht in einer tollen Aussprache ein paar Wörter und informiert uns gerne über Bräuche und Sitten aus Taiwan. Alle vier kochen und backen wie die Weltmeister und freuen sich, wenn wir ihre Leckereien probieren. Übrigens: Es gilt als Zeichen von Wertschätzung und dass es einem schmeckt, wenn man alles bis auf den letzten Rest aufisst und nicht wie in Deutschland etwas aus Höflichkeit für jemand anderen aufhebt!
Das ganze Hostel ist unterwegs nach draußen, was erstaunlich ist, weil beim Feueralarm am Tag nicht eine einzige Person aus den Zimmern gekommen ist. Als wir alle mehr oder weniger vor der Tür bzw. noch im halbwarmen Eingang stehen, fange ich an herumzufragen, ob schon jemand Anthony bescheid gesagt hat. Alle sind zu verschlafen und keiner hat ihn gesehen, also klopfe ich im Fronthaus an die Schlafzimmerscheibe, Anthony kommt nach kurzer Zeit heraus, schaltet den Alarm ab und versucht zu ergründen, wieso er ausgelöst wurde – ohne Ergebnis.
Wir gehen also wieder ins Bett und sind gespannt, was nächste Nacht so geschieht.
Diese kleine Geschichte nur als Zwischenbericht, um euch auf dem Laufenden zu halten, was bei uns so geschieht.
Heute (Samstag) ist mein letzter Arbeitstag, bevor das Restaurant bis zum 11. August schließt und Amir nach Australien fliegt. Das bedeutet, es ist Maxis allerletzter Arbeitstag und nach den Ferien kommt eine neue Kellnerin: Carolin (kor.). Sie ist tatsächlich durch unseren Blog (!) schon in Deutschland auf das Restaurant aufmerksam geworden, nennt sich selbst meine „Heimliche Stalkerin“ und hat sich einfach mal beworben. Gestern war sie für ein paar Stunden da und durfte in die Arbeitsatmosphäre hineinschnüffeln. Mit ihr geht es also dann in ein paar Wochen weiter.
Ansonsten geht es und gut, wir sind ein wenig dauererkältet, aber das ist ja normal im Winter. Wir beneiden euch ein bisschen um die Hitze, aber trösten und mit dem Gedanken, dass es bald anders herum ist. Ganz liebe Grüße an alle Leser!!!