Ich hole dir die Vögel vom Himmel

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Ich hole dir die Vögel vom Himmel

Die junge Nona entdeckt zufällig im Nachlass ihres Ur-Großvaters Cecil Conklin etliche Malereien und andere Kunstwerke, die jener Zeit seines Lebens, ungesehen von der Welt, geschaffen hat. Das Repertoire erscheint außergewöhnlich. Die Bilder sind morbid, teilweise abscheulich anzusehen – und dennoch zeugen sie von großer Kunstfertigkeit. Nona sucht den Kunsthändler und Sachverständigen Timothy Randolph auf. Jener zeigt sich fasziniert. Zusammen mit Nona und ihrem Freund Lucas besucht Timothy die alten Wohn- und Werkstätten Cecil Conklins, um die Gesamtheit der Kunstwerke zu erfassen. Dabei entdecken sie Unheimliches.

Die Novelle Ich hole dir die Vögel vom Himmel ist soeben im Festa Verlag erschienen. Und zwar in der neuen Reihe Festa Special, die sich auf literarische Kurzformen spezialisiert hat. In handlichen Hardcovern, mit einem Lesebändchen versehen, und natürlich – dem Markenzeichen des Verlags – in Lederoptik (und Haptik) gebunden. Es sind wirklich schöne, kleine Bücher, die man an einem ruhigen Nachmittag durchschmökern kann. Nach zwei Werken von Jack Ketchum, wurde nun eben dieser Weird-Fiction-Kurzroman von Brian Hodge veröffentlicht.


Es ist eine atmosphärisch dichte, an die unheimlichen Welten eines H.P. Lovecrafts gemahnende Erzählung, die Hodge mit prägnanter, eleganter aber unaufdringlicher Prosa erschafft. Das Unheimliche ist hier sehr subtil, kommt langsam und letzten Endes auch nur sanft zum Tragen. So muss letztlich auch der Leser selbst manche Lücken in der Erzählung schließen und man darf das eigene Kopf-Kino aktivieren. Tatsächlich hat man die 120 Seiten sehr schnell durch, doch dann beginnt eigentlich erst die Arbeit des Buches nachzuwirken. Wer sich auf diese spezielle Art der Prosa einstellen möchte, hat hier die Gelegenheit eine ungewöhnliche Geschichte über Kunst, menschliche Abgründe und die Sehnsucht des Menschen nach einem tiefen Glauben, einzutauchen. Ein melancholischer Sog entsteht, und auch existentielle Fragen entstehen. Oder wie es gegen Ende des Buches so schön heißt:

Ich grüble immer wieder darüber nach, aber ich finde einfach keine Antwort darauf, was schlimmer ist: jede erdenkliche Freiheit zu haben, das zu werden, was man wirklich ist, auch wenn man dafür alles andere verliert, oder zurückgelassen zu werden und zuzuschauen, wie man genauso wird, wie all die anderen, deren Gegenwart man früher nicht lange ausgehalten hatte? Ich weiß nicht, wie man solch eine Entscheidung treffen soll, nicht wenn man nur einmal danebenliegen darf.

Die Reihe Festa Special erscheint übrigens nicht im regulären Buchhandel und ist nur direkt über den Verlag zu beziehen. Mit wärmsten Empfehlungen für (Schauer-)Romantiker und andere Weirdos.

Ich hole dir die Vögel vom Himmel von Brian Hodge, 128 Seiten, erschienen im Festa Verlag.