Ich hasse dieses Internet

Crenshaw Titel: ich hasse dieses internet.
Originaltitel: I hate the Internet
Autor: Jarett Kobek
Genre: Belletristik
Verlag: S.Fischer
Format: Hardcover, 368 Seiten
ISBN: 978-3103972603

Dieses Buch ist mir schon vor einigen Monaten untergekommen, aber ich hab es irgendwie ignoriert, bis es in der Buchhandlung stand und unbedingt mit nach Hause wollte. Ganz ehrlich, ich bin die, die in der Buchhandlung eigentlich auch noch Rezensionen liest, bevor sie unüberlegt ein Buch mitnimmt. Hier habe ich es bleiben lassen, was gut ist, weil hätte ich Meinungen gelesen, ich hätte es vermutlich nicht mitgenommen, weil zu durchmischt, oft doch negativ.
Mir tat es tatsächlich gut, mal das Internet Internet sein zu lassen und einfach auf mein Gefühl zu hören.

Der Titel ist plakativ, ich wollte wissen, was sich hinter diesem Hass versteckt, woher er kommt, weil wir wissen alle, das Internet ist ein durchwachsender Raum. Sicherlich, es gibt zig negative Dinge dort, aber darf man das positive nicht außer Acht lassen – tut der Autor aber. Was nicht schlecht ist, wenn es auch zuerst so klingen mag. Der Autor legt in diesem Buch nur sehr gerne den Finger in die Wunde und bohrt dort ein wenig rum. Er steigt sich in die Negativität hinein, was allem eine gewisse Schärfe verleiht. Es mag schade sein, dass das Gute im Internet komplett ausgeklammert wird, allerdings tut es auch einfach mal gut, sich wirklich nur auf einen Bereich zu konzentrieren: das Schlechte.

Der Autor mag gewissen Stellen überzeichnen, schmeißt gerne viele Dinge in einem Topf, fällt knallharte Urteile, die auf den ersten Blick zu hart erscheinen mögen, aber doch ist es einfach nur sein Stil, den er verfolgt. Die Übertreibung liegt in jeden seiner Sätze, ebenso die Wiederholung, damit man nicht vergisst, was er anprangern mag.

Das Buch hat auch eine Geschichte, die Protagonistin Adeline bekommt die Härte des Internets zu spüren, ungewollt. Durch die Verbreitung eines Videos, welches sie plötzlich zur Zielscheibe werden lässt. Sie ist es auch, aus deren Sicht das Buch erzählt wird und auch wenn sie einen wenig sympatisch ist, passt sie zu dem Spruch „Ich hasse dieses Internet.“ Man lernt sie und ihr Leben kennen, viel mehr erzählt das Buch eigentlich auch nicht und trotzdem lassen sich, zu meiner eigenen Überraschung, die Seiten damit gut füllen.

Was ich persönlich am Ende schade fand, dass dieses Buch gut ist, durchaus, aber keine wirkliche Botschaft hat. Das Internet ist böse und verändert die Welt, aber was der Autor jetzt sagen mag, bleibt verborgen.
Adeline findet sich schließlich auch auf Twitter wieder und schüttelt den Hass ab oder sollte man interpretieren, dass das Internet einfach nur Mittel zum Zweck ist und wenn man nicht mitmacht, man schutzlos den Datenmeer ausgeliefert ist? Wer weiß, mir zumindest fehlt ein wenig der Nachklang.

Persönlicher Tipp zu dem Buch:
Der Schreibstil ist wirklich mehr als gewöhnungsbedürftig und ja, ich kann verstehen, wenn jemand damit gar nichts anfangen kann. Mein Rat: die Leseprobe  lesen (wobei die ziemlich kurz ist) oder in der Buchhandlung sich wirklich die Zeit nehmen, um die ersten 30 Seiten zu lesen. Büchereigeher können hier einen sicheren Schritt wagen und es einfach ausborgen.



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