Ich habe den Übergang zur ANGST in Tripolis gesehen ..

Von Stevenblack

Es GIBT ehrliche, aufrichtig der Wahrheit ergebene Journalisten, die, fast schon heroisch wirkend, in ihrem Bemühen, die stets in ANGST leben, eine Kugel “einzufangen”, eine Situation die den willfährigen “Bericht-erstattern” und AB-schreibenden Prostituierten, der globalen Glanzmedien fremd ist. Ich bewundere diese Menschen aufrichtig!  Denn während diese eine, der sehr, sehr kleinen, fast schon handverlesenen  Truppe von Kriegsberichterstattern zugehörig, sich durch die dreckigen, mit Leichen gepflasterten Gassen und besetzten Strassen schleichen, ist dies für die Masse der “Schreiberlinge” nicht nötig – denn sie empfangen “alles was man wissen muss”, per LAP-Top und arbeiten “ihre Berichte” am Frühstückstisch, im HOTEL HILTON aus.

 UNBEDINGTE Empfehlung in diesem Zusammenhang: DIE REALE SITUATION IN LIBYEN

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Durch das Internationalen Rote Kreuz beschützt konnte Lizzie Phelan das Hotel Rixos verlassen, wo sie fünf Tage blockiert war. Sie liefert ihre ersten Eindrücke nach dem Zusammenbruch von Tripolis. Gefahr, Tod und Angst herrschen jetzt in der Hauptstadt des „Neuen Libyens“, während die NATO und die Kollaborateure paradieren.

Mit ihren Kollegen von Telesur, Russia Today, des Forschungs-zentrums Globalization und dem Voltaire Netzwerk ist Lizzie Phelan (PressTV) eine der wenigen Journalisten, die das Risiko eingingen, als Augenzeuge über die Tatsachen in Libyen zu berichten, und der von den Medien der Koalitionsländer ausgestrahlten Propaganda zu widersprechen.

Es ist nicht einfach, mitten in der durch den Sturz von Tripolis und der libyschen Regierung ausgelösten Nachrichtenwut eine klare Sicht zu finden, wie die Sachen jetzt unter der neuen Machtübernahme stehen.

Nach fünf Tagen Isolierung im Rixos Hotel mit 35 ausländischen Journalisten konnte ich mich schwer davon überzeugen, dass die Strassen die wir durchquerten, dieselben waren wie jene, die mir so vertraut geworden sind während des Monats, den ich hier in der libyschen Hauptstadt verbracht habe.

Die Strassen, die vorher so belebt waren, wo die Familien zum Strand gingen oder vom Strand zurück schlenderten und ihr Abendessen vorbereiteten, das dem Fasttag ein Ende setzte, waren jetzt leer. Die grünen Flaggen waren durch jene der Rebellen ersetzt, und die sporadischen Checkpoints – vorher mit Freiwilligen, Männern und Frauen aus der Nachbarschaft gebildet – durch neue Posten jede 100m ersetzt, die durch Panzer und nur mehr männliche Kämpfer bewacht wurden, die hochentwickelte von der mächtigsten Militärkraft der Welt – der NATO gelieferte Waffen trugen.

Die stolzen jungen schwarzen Libyer, die die Sicherheit der von ihnen bewohnten Stadtviertel besorgten, sind verschwunden. Wir sollten sie später wiedersehen, in die Enge getrieben, als Gefangene auf den Pick-up Ladeflächen, wie auf jenen Bildern, die aus Benghasi und Misrata der vorigen Monate stammten. Sie waren Opfer der Gerüchte, Gaddafi hätte sie als Söldner in den Sub Sahara Ländern angeheuert, eine Behauptung, die durch Menschenrechts-Organisationen schon weitgehend zurückgewiesen wurde, da sie komplett an Beweisen mangelte. Aber in dem Neuen Libyen befinden sich die Schwarzen mit den wichtigsten Stammesmitgliedern, wie jene der Warfallah, Washafana, Zlitane und Tarhouna, unter der Bevölkerung, welche die Rebellen verdächtigen, Muamar Gaddafi Beistand zu leisten, ein Verbrechen, das sie mit Todesstrafe vergelten, wenn nicht noch mit Ärgerem.

Die Kolonne des Internationalen Roten-Kreuzes, der wir angehörten, erreichte endlich das Hotel Corinthian. Bei meinem vorherigen Aufenthalt, nur ein Monat früher, waren in diesem Hotel nur zwei, drei bewaffnete Wächter am Eingang. Dieser ist nun voll von Männern, die mit von der NATO und dem Katar gelieferten Waffen drohen. Nur eine kleine Gruppe blieb von den Angestellten übrig, überfordert und kraftlos.

Später habe ich einige mir bekannte Gesichter von Libyern gefunden, aber der Schmerz verzerrte ihren Blick. „Wie geht’s?“, fragte ich eine Angestellte. „Er ist immer noch in unseren Herzen“ war die Antwort. Als wir endlich die Gelegenheit hatten zusammen, ohne Zeugen zu sprechen, brach sie in Tränen aus, wofür sie sich entschuldigte. Sie sagte mir, es wäre ihr unmöglich sich jemand anderem anzuvertrauen. „Libyen ist wie unsere Mutter, aber wir können nicht mehr mit ihr sprechen“. Mitglied des Warfallahstammes und aus Bani Wallid stammend, wusste sie, dass ihre Familie und sie selbst von einer Festnahme bedroht wären, nur aus dem Grund, weil die Warfallah Muamar Gaddafi, den sie „ihren Führer“ nennen, eine unverbrüchliche Unterstützung geben. Sie sagte mir „In Bani Wallid waren wir immer schon sehr stolze, großherzige, bescheidene und würdige Leute. Unter dieser Fahne (der Rebellen) des Königs Idriss waren wir gezwungen die Füße des Königs zu küssen, bevor wir ihm das geringste Wort sagen konnten. Wir sind in diese Zeiten zurückgekommen.“

Sie war eine der vielen Personen die mir rieten, nicht auf mich aufmerksam zu machen und schnellstens wegzufahren. Ich gehörte zu den seltenen Journalisten, die sich auf die Folgen der Bombardierungskampagne konzentriert haben, welche die NATO auf dieses Land ausgelöst hatte und die versuchten, die starke Beteiligung der Bevölkerung an den Demonstrationen zur Unterstützung der libyschen Regierung, sowie an den Stammeskonferenzen bekannt zu machen. Das waren Zeichen, dass die Regierung nicht so unpopulär war, wie man versuchte es darzustellen.

Ich hatte auch versucht, die Verbindungen zwischen den Rebellen und Al-Qaida zu denunzieren, derselben Strömung, die von der NATO in Ländern wie Afghanistan verfolgt wurde. Seitdem hatten die Rebellen zugegeben, dass der Mord von dem Ex-Kommandanten der Rebellen, Abdel Fattah Younès, von Al-Qaida nahestehenden und in ihren Rängen befindlichen Gruppen begangen wurde. Während dessen stellte sich die libysche Regierung an, Dokumente und telephonische Gesprächsaufnahmen frei zu geben, die zeigten, dass Al-Qaida in der Krise mitspielte und die Art und Weise, mit der der Westen mit heimlichem Einverständnis mit diesen Strömungsmitgliedern gehandelt hatte.

Nun, nach dem Sturz von Tripolis, allein mein Anschluss an das Neue Libyen konnte meine eigene Sicherheit garantieren und meine Warfallah-Freundin drängte mich, nach Hause zu fahren und dort zu bekunden, was sich hier abspielt.

Als noch die Schlacht auf den Strassen im Inneren des Landes wütete, was sie jeglichem Reisenden ohne Schutz der Rebellen besonders gefährlich machte, war mein einziger Weg, das Land zu verlassen, das Mittelmeer.

Dies war während mehreren Tagen schier unmöglich. Zur Wut der Rebellen, unter denen regelmäßig Dispute im Hotel ausbrachen, wer der wahre Chef sei, kam noch die gefährliche Fahrt durch die Stadt bis zum Hafen, um Tripolis verlassen zu können. Vier Tage lang ließ man uns wissen, – selbst mehrere Male am Tag – dass wir fortfahren könnten. Und jedes Mal war die Person, die unsere Abfahrt zum Hafen versichert hatte, verschwunden und durch eine andere, die die Entscheidung traf, ersetzt worden.

Es existieren so viele verschiedenen Gruppen, die Islamitische Kampfgruppe Libyens (LIFG), die Nationalfront für das Heil Libyens und verschiedene Gruppen von Deserteuren der Regierung von Gaddafi, und dann die westlichen Streitkräfte, die sich jetzt offen auf der Bühne sehen lassen. Sie scheinen sich auf einem Terrain zu bewegen, das sie nicht kennen.

Am zweiten Tag meines Aufenthalts im Hotel Corinthian behaupteten zwei Briten, die ihre Muskeln spielen ließen, es wären nun sie, die die Sicherheit des Hotels in Händen hätten. Einer der beiden versicherte mir, er käme aus Kabul, wo „es immer schlimmer wird“. „Glauben Sie, dass es hier auch so wird wie in Kabul?“ fragte ich ihn. „Das ist sehr wahrscheinlich, mit allen diesen verschiedenen Gruppen die sich um die Macht streiten“ war seine Antwort.

In der Zwischenzeit erhielt die Zahl der menschlichen Verluste durch den Sturz von Tripolis nur sehr wenig Aufmerksamkeit. Die letzten bekannten Zahlen gehen auf den zweiten Tag der Schlacht um Tripolis zurück. Der zu dem Zeitpunkt noch im Amt währende Gesundheitsminister hatte verkündet, dass die menschlichen Verluste nach 12 Stunden Kampf allein in der Stadt sich auf 1300 Tote und 900 Verletzte beliefen. Derselbe Minister hatte am Vorabend 300 Tote und 500 Verletzte angegeben. Im Ganzen geht die Zahl der massakrierten Personen in Tripolis über 1400 hinaus, eine Zahl, die in der zwei Wochen dauernden Schlacht der Operation „Geschmolzenes Blei“ von Israel gegen Gaza in einer weltweiten Entrüstung betrauert wurde.

Nach den Bomben – und Hubschrauberangriffen auf das ärmste Stadtviertel von Tripolis und das letzte, den Angreifern in die Hände gefallene Abou Salim Viertel, haben Augenzeugen berichtet, dass sie Haufen von Toten auf den Strassen gesehen haben. Ein Nahestehender einer Person, die man verdächtigte ein Todesopfer zu sein, ist ins Spital suchen gegangen, wo er nur einen einzigen Arzt und zwei Krankenschwestern gefunden hatte. Genauso wie die große Mehrzahl der Arbeiter der Hauptstadt, waren auch die Ärzte und das Krankenpersonal geflohen, versteckten sich oder waren vielleicht getötet worden. Als diese Person im Spital die Kadaver sehen wollte, beteuerten die Wächter, es gäbe überhaupt keinen. Die Verwandten von Verschollenen fürchteten daher, dass die Körper in Massengräber geworfen wurden, deren Ort für lange Zeit unbekannt bleiben könnte.

Dieses Blutbad entspricht in keiner Weise der Rede über das „Neue Libyen“, wo die Zivilisten „beschützt“ werden. Aber in einer so dünnen Luft, durch den Willen entstanden, das Land um jeden Preis zu kontrollieren, ist es fast unmöglich, dass jene die sich auf dem Feld befinden, den Beweis ihrer Aufrichtigkeit erbringen könnten, was die Bilder betrifft, die vor ihren Augen vorbeiziehen, zumindest solange sie sich in der Zone der Rebellen befinden.

Ein junger bewaffneter Aufständischer, der die französische Flagge auf seinem Kampfanzug paradierte, hatte mich gefragt woher ich käme. „Aus London“ sagte ich. „Ah Cameron, wir lieben Cameron“ sagte er mir mit einem breiten Lächeln. Ich zwang mich auch zu einem Lächeln. Die geringste Kritik meinem eigenen Premierminister gegenüber hätte als ein Zeichen für Ablehnung der neuen libyschen Machthaber gelten können.

Im Hafen, als wir das Schiff bei der Entladung der transportierten Esswaren beobachteten, um Platz für Passagiere zu schaffen, kommentierte ein Italiener, dass sie „wie Kinder seien die eine Universität leiten wollten“. Er beobachtete die neuen Herren, wie sie sich des Kranes und der Lademaschinen bedienten, um das Schiff für die Abfahrt bereitzustellen.

Man hatte uns gesagt, dass das Schiff wahrscheinlich nicht vor 5 bis 10 Tagen abfahren könnte und dass unsere einzige Option für die Seereise ein Fischerboot von 20m Länge wäre, das für 12 Personen vorgesehen ist und das keine Navigationsinstrumente für eine gesicherte Mittelmeerüberfahrt besitzt.

Dreiundvierzig Personen haben sich zum Einschiffen angeschickt. Der Rebelle, der unser Boot kontrollieren sollte, tat dies während vier Stunden, jeden einzelnen mehrere Male, und bestand äußerst darauf, dass kein Russe, Serbe, oder Ukrainer gestattet wäre wegzufahren, und auch nicht Leute aus Cuba oder Äquator, Länder deren Beziehungen zu Muamar Gaddafi während der ganzen Zeit der Krise zu gut waren.

Fast um Mitternacht, haben wir uns alle endlich einschiffen können, mit Ausnahme eines Russen.

Während der Lärm der Panzer, die Schiesserei und der Geruch des in der Luft stehenden Todes allmählich hinter uns blieb, kam mir eine friedliche, liebenswürdige Stadt ins Gedächtnis, als ich hier ankam.

Lizzie Phelan

Übersetzung
Horst Fröhlich

Quelle dieses Berichtes:

 http://www.voltairenet.org/Ich-habe-den-Ubergang-zur-Angst-in

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DIE REBELLEN SÄUBERN DAS STADTVIERTEL ABOU SLIM IN TRIPOLIS

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In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag den 26. August haben die Rebellen das Viertel Abou Slim in Tripolis angegriffen, um die loyalen Staatsbeamten und ihre Familien zu verfolgen.

Der Augenzeugenbericht von Matthieu Mabin, Sonderberichterstatter von France24 in Tripolis ist sehr Sorgen erregend: „Es handelt sich viel weniger um Kampf, als um eine Jagd nach den letzten, dem Oberst Gaddafi treuen Anhängern, oder besser gesagt den Handwerkern des Gaddafi Regimes, den kleinen Beamten, welche dem Staat direkt dienten.

Sie wohnen in dem Viertel Abou Slim, in großen Wohnungsbauten, und sind dort, weil sie nicht die Möglichkeit hatten zu fliehen, um der Sanktion der Rebellen zu entkommen. Was man hier miterlebt ist sicherlich die traurigste Phase des Krieges in Libyen, mit ihren Rebellen Kolonnen, die auf das Viertel brutal losgehen, auf diese Leute, diese Familien, die in diesen Wohnblöcken Zuflucht gesucht haben.

Unsere Kollegen kommen gerade vom Hauptspital von Tripolis, wo sie die ganze Nacht und heute Morgen eine große Zahl von Schussverletzten gesehen haben, und unter ihnen alte Leute, Frauen und selbst Kinder. Der TNC blieb vollkommen still zu diesem Thema. Es gibt keinen Aufruf für Ergebung. Man nähert sich sicherlich der traurigsten Phase des Konfliktes und es ist wahrscheinlich, dass der TNC und der Aufstand sich darüber zu verantworten haben […].

DAS IST EINFACH NUR ZUM WEINEN ..

Wir sind in einer Reinigungsphase die vollkommen unkontrolliert ist, speziell in Misrata, in der Märtyrerstadt von Libyen, die nach Tripolis aufgerückt ist, um hier ihre Rache auszuüben.“

Quelle dieses Berichtes: http://www.voltairenet.org/Die-Rebellen-saubern-das

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