“Ich habe das Interpretieren von Literatur gehasst” — Miriam Covi über das Schreiben

Miriam Covi

Nachdem die Schriftstellerin Miriam Covi in New York, Berlin und Rom gelebt hat, wohnt sie seit Sommer dieses Jahres mit ihrer Familie in Bangladesch. Neben ihren Büchern schreibt Miriam Covi einen Blog, der ihr Leben als schreibende Mutter im Ausland beleuchtet.


Sie haben mit fünf Jahren Ihren ersten Roman geschrieben – worum ging es in dieser Geschichte?

Der Roman hieß ein „Heuschen am Schtrant“ und handelte von einer Familie, die an einem einsamen Strand ein Häuschen baute und dort lebte. Ich verbrachte damals immer die Sommerferien mit meinen Eltern in einem Blockhaus an einem einsamen kanadischen Waldsee und war außerdem fasziniert von Robinson Crusoe, daher kam wohl die Idee…

Und welche Bücher schreiben Sie heute?

Heute schreibe ich Chick-Lit, sprich freche Liebesromane für junge und junggebliebene Frauen (es gab allerdings durchaus schon positives Feedback von männlichen Lesern…). Mein erster veröffentlichter Roman Eine Lüge, die Liebe, meine Familie und ich spielte ebenfalls an einem kanadischen Waldsee – nicht verwunderlich, denn meine Familie und ich verbringen nach wie vor unseren Sommerurlaub an besagtem See in Kanada.

Mein zweiter Roman Storchenhelfer, der dieses Jahr als Taschenbuch bei Knaur erschienen ist, ist wiederum ein witzig-frecher Liebesroman, allerdings mit einem ernsten Hintergrund: Es geht um eine alleinstehende Anwältin Mitte dreißig, die versucht, mittels Kinderwunschbehandlung schwanger zu werden und sich ausgerechnet dabei verliebt.

In meinem neuesten Roman, der gerade in Arbeit ist, wird es erneut ums Thema Schwangerschaft gehen, aber die Romantik kommt wiederum nicht zu kurz – und das Ganze spielt in Rom, wo meine Familie und ich die letzten vier Jahre gelebt haben, bevor wir im Sommer dieses Jahres berufsbedingt nach Bangladesch umgezogen sind.

Wie ist Ihre Einstellung zur Romantik?

Ich liebe Romantik, ohne sie würden meine Liebesromane schwer auskommen. Ich arbeite noch an der Kunst, die Gratwanderung zwischen Romantik und Kitsch zu meistern, was für Liebesroman-Autoren immer wieder eine Herausforderung ist…

Auf dem Gymnasium haben Ihnen trockene Analysen die Lust an der Literatur verdorben. Wann und wieso kehrte diese Lust zurück?

Ich habe das Interpretieren von Literatur in der Oberstufe gehasst. Effi Briest war für mich besonders traumatisierend, weil ich damals das erste und einzige „Ausreichend“ in einer Deutsch-Klausur bekommen habe. Dabei war ich bis zu diesem Zeitpunkt immer sehr gut in Deutsch gewesen. Unter anderem wegen dieser Erfahrung habe ich beschlossen, nicht Germanistik zu studieren – was rückblickend durchaus die richtige Entscheidung für mich war.

Durch meinen Beruf als Fremdsprachenassistentin kann ich beim Auswärtigen Amt arbeiten, habe so in New York meinen Mann kennen gelernt, in Rom unsere zwei Töchter zur Welt gebracht und, auch ohne klassisches Studium, zwei Romane veröffentlicht. Die Lust an der Literatur ist übrigens nie ganz weggegangen, sie hat mich seit dem Abi immer begleitet – aber ich habe Bücher nun einmal immer lieber gelesen, als jeden zweiten Satz auseinanderzupflücken und zu interpretieren…

Was würden Sie angehenden Autoren raten, um bekannter zu werden?

Man kann viel Negatives über soziale Netzwerke sagen, aber als kostenlose Marketinginstrumente sind sie unschlagbar. Eine eigene Homepage ist wichtig, ein Blog ist toll – aber um Leute auf Homepage und Blog aufmerksam zu machen, ist eine Vernetzung z. B. auf Facebook extrem hilfreich!

Welche Vorteile für einen Autor sehen Sie im Bloggen?

Durch einen Blog ist man quasi gezwungen, regelmäßig kurze Episoden aus seinem Alltag zu schreiben. Dadurch bleibt man stets im kreativen Schreibprozess, selbst wenn gerade kein Manuskript in Arbeit oder man noch mit der langwierigen Vorarbeit (Aufbau des Plots, Recherche, Entwurf der Protagonisten etc.) beschäftigt ist. Ein Blog lässt einen immer wieder schreiben, was für einen Autor wichtig ist, denn Schreiben bedeutet Üben und Üben bedeutet, dass man sich verbessert.

Außerdem bietet ein Autoren-Blog auf lockere Art und Weise einen Einblick in den meistens nicht wirklich glamourösen Autoren-Alltag. In meinem Fall erfahren die Leserinnen und Leser außerdem, wie es mir mit meinen zwei kleinen Kindern im turbulenten Rom ergangen ist und wie es jetzt für uns in Dhaka, Bangladesch weitergeht…

Wie inspirierte Sie in Rom die italienische Mentalität beim Schreiben?

Die Mentalität inspirierte mich nicht unbedingt beim Schreiben, aber durch mein italienisches Umfeld sind mir natürlich viele Ideen für meinen Blog gekommen und auf Grundlage meiner Rom-Erfahrungen schreibe ich gerade meinen neuen Roman, der im kommenden Sommer als E-Book bei Knaur erhältlich sein wird.

Es geht, wie schon oben erwähnt, um eine Schwangerschaft in der Ewigen Stadt – und da fließen natürlich viele persönliche Eindrücke, Erfahrungen und Anekdoten in die Geschichte – die allerdings trotzdem fiktiv und keinesfalls als Autobiografie zu verstehen ist!

Ihre Kurzgeschichte „Landei, was dagegen?“ wurde bei www.neobooks.de unter die Top 10 gewählt. Hat dies noch weitere Erfolge nach sich gezogen? (falls ja, bitte beschreiben)

Allerdings, ich denke, ohne das Landei hätte ich meine Romane womöglich nicht veröffentlicht. Ich hatte 2011 auf der Leipziger Buchmesse meine Knaur-Lektorin kennen gelernt und ihr eine Buchidee präsentiert, von der es zunächst hieß, dass daraus eine E-Book-Veröffentlichung werden könnte. Das zerschlug sich dann allerdings, weil die Geschichte den Verlag im Endeffekt doch nicht genügend begeistern konnte. Frustriert legte ich meine Roman-Pläne auf Eis und nahm, als ich mit meiner ersten Tochter schwanger war, an besagtem Kurzgeschichten-Wettbewerb teil.

Als meine Kurzgeschichte unter die Top 10 kam und in der E-Book-Anthologie Stadt, Land, Lust veröffentlicht wurde, nahm ich erneut Kontakt zu meiner Lektorin auf und stellte ihr eine neue Roman-Idee vor. Vielleicht hätte sie diese Idee, aus der Eine Lüge, die Liebe, meine Familie und ich wurde, auch ohne meine veröffentlichte Kurzgeschichte gut gefunden, aber ich denke schon, dass es geholfen hat, unter die Top 10 gekommen zu sein. Nachdem mein Debütroman 2013 als E-Book bei Knaur erschienen war, konnte meine neue Buch-Idee das Verlagsteam so überzeugen, dass mein nächster Roman Storchenhelfer dieses Jahr als Taschenbuch veröffentlicht wurde.

Bildquelle: Miriam Covi

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