Ich habe abgestillt.

Ich habe abgestillt.

Es ist schon lustig - anfangs fand ich das Stillen total seltsam. Da kam plötzlich einfach Milch aus meinem Körper, und ich war in der Lage, einen kleinen Menschen zu ernähren. Eine absolut krasser Vorgang, da hat die Natur wirklich ganze Arbeit geleistet.

Trotzdem war mir das Ganze nicht geheuer und ich musste mich erst einmal daran gewöhnen... wie auch an das komplette Mutter-Dasein. Alles neu und dann auch noch das Stillen. Dass das erstmal verdammt weh tut, war eine Sache. Dass ich damit auch permanent bei meinem Kind sein musste, weil ich die Nahrungsquelle war, eine andere. Trotzdem fand ich es schön, irgendwie. Diese Nähe, die man durch das Stillen mit dem Kind teilt, ein Stück weit auch das "Gebraucht-werden", das ist ein tolles Gefühl.

Ich habe abgestillt.

Es hat aber auch seine Tücken. Ich bin eine von diesen Frauen, die nicht gerne in der Öffentlichkeit gestillt haben. Ich weiß, dass man auch sehr diskret stillen kann, und manchmal hat das Kind so plötzlich Hunger, dass es gar nicht anders geht - aber ich habe das nicht gerne gemacht. Klar ist es was ganz natürliches und vermutlich liegt es auch einfach daran, dass die Gesellschaft es zu etwas "verpöntem" gemacht hat. Für mich hat es aber irgendwie nur Stress bedeutet: wo finde ich die nächste Möglichkeit, diskret zu stillen, was ist wenn mein Kind dann schon früher wieder Hunger hat, was, wenn es dort, wo ich bin, keinen Wickelraum gibt und soll ich dann nicht lieber gleich zuhause bleiben? Alles Gedanken, die mir durch den Kopf gegangen sind. Und es mir schwer gemacht haben, ganz ehrlich.

Deswegen konnte ich es auch kaum abwarten, mit der Beikost zu beginnen. Vermutlich hätte ich sogar später begonnen, wäre da nicht die Problematik mit dem Stillen gewesen. Ich war aber auch froh, endlich eine Mahlzeit an den Papa "auszulagern", um auch mal länger als zwei Stunden alleine unterwegs sein zu können. (Übrigens hat das absolut nicht funktioniert. Ich habe klassischerweise mit dem Mittagsbrei angefangen und da war der Papa eigentlich immer bei Arbeit. Und am Samstag dann für ein paar Stunden abzuhauen, nur um die Zeit ja zu nutzen - habe ich im Endeffekt nicht gemacht. Also ging der Plan schonmal nicht auf.)

Ich muss sagen, mit der Beikost wurde es besser. Das Stillen reduzierte sich nach und nach und weil meine Tochter gerne und gut Brei isst, habe ich immer seltener gestillt. Und so das Stillen viel mehr schätzen können. Nicht aus dem Grund, dass es "praktischer" ist oder schneller verfügbar... ich habe einfach die Nähe genossen. Stillen ist für mich etwas sehr Intimes und ich bin froh, dass meine Maus und ich diese gemeinsamen Momente hatten.

Jetzt ist aber der Punkt gekommen, an dem sie ENDLICH besser schläft (wir erinnern uns) und nachts nur noch eine Mahlzeit verlangt - und ich möchte die Stillzeit beenden. Morgens und nachts bekommt sie nun eine Flasche, sonst kriegt sie Brei. Und auch wenn ich schon den Aufschrei mancher Muttis höre - es fühlt sich für mich so ganz richtig an. Eigentlich wollte ich nur drei oder vier Monate überhaupt stillen, jetzt sind es fast sieben gewesen. Und das Stillen morgens direkt nach dem Aufstehen, mit einem noch verschlafenen Baby, das war für mich das Allerschönste. Aber ich weiß, dass ich meinem Kind viel in diesem halben Jahr mitgegeben habe, und darüber bin ich sehr froh.

Ich habe abgestillt.

Ein bisschen weine ich dieser Zeit nach, denn die bekomme ich nicht zurück. Und ein bisschen wehmütig bin ich auch - aber dankbar, dass ich überhaupt so lange stillen konnte. Gleichzeitig weiß ich aber, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für uns gekommen ist, und deswegen verabschiede ich mich vom Stillen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

In Zukunft werde ich meiner Maus auch ohne das Stillen Geborgenheit, Nähe und Trost vermitteln, denn wir sind ein eingespieltes Team. Ich kann sagen, dass ich endlich meine Rolle als Mutter gefunden habe und mich mit meinem Weg wohl fühle, und das gibt mir Sicherheit. Ich "brauche" das Stillen als Wunderwaffe nicht mehr, um sie zu beruhigen. Und ich bin sehr glücklich über diese wunderschöne Zeit, die jetzt ihr Ende gefunden hat.

Ich werde es vermissen.


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