Die Band “Wir Sind Helden” mögen offensichtlich keine Werbung. Auf Festivals haben sie schon mal Reklamebanner abhängen lassen, bevor sie die Bühne betraten. Sängerin Judith Holofernes erklärte bereits im Dezember 2007 als Bild-Bloggerin für einen Tag, was ihr an der “Bildzeitung” alles nicht passt.
Trotzdem (womöglich eher: deswegen) hielt es die Werbeagentur Jung von Matt für eine scheinbar gute Idee, bei der Band “Wir Sind Helden” und Judith Holofernes anzufragen, ob diese nicht bei einer “Bild”-Werbekampagne mitmachen wollten.
Radio Fritz im Gespräch mit Judith Holofernes von WirsindHelden
Im Folgenden die Anfrage der Werbeagentur und die prompt, erquickend, frisch und ehrliche Antwort Judiths, mit der sie scheinbar den Nerv vieler Menschen hierzulande getroffen hat. Ich sag auch danke Judith für deinen Mut und hier zahlt es sich aus, nicht in einem Plattenknebelvertrag mit großem Management zu stehen...
Judith Holofernes bei Harald Schmidt - 4aug2003
Entdeckt auf: Videogold
Weitere Informationen:
Das Medienmonopol
Pressebericht der Band: (Server derzeit nicht erreichbar!) http://www.WirSindHelden.de/
http://www.bildblog.de/28264/wir-sind-helden-wollen-nicht-fuer-bild-werben/
http://www.bildblog.de/2694/bild-ist-und-bleibt-kein-lifestyleaccessoire/
http://www.laut.de/Wir-Sind-Helden/Judith-Holofernes-scheisst-auf-BILD/25-02-2011
Judith Holofernes bei Harald Schmidt – 04 August 2003: www.YouTube.com/watch?v=jtJAD2DTZU8
Trotzdem (womöglich eher: deswegen) hielt es die Werbeagentur Jung von Matt für eine scheinbar gute Idee, bei der Band “Wir Sind Helden” und Judith Holofernes anzufragen, ob diese nicht bei einer “Bild”-Werbekampagne mitmachen wollten.
Radio Fritz im Gespräch mit Judith Holofernes von WirsindHelden
Im Folgenden die Anfrage der Werbeagentur und die prompt, erquickend, frisch und ehrliche Antwort Judiths, mit der sie scheinbar den Nerv vieler Menschen hierzulande getroffen hat. Ich sag auch danke Judith für deinen Mut und hier zahlt es sich aus, nicht in einem Plattenknebelvertrag mit großem Management zu stehen...
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir sind als Werbeagentur mit der aktuellen BILD-Kampagne betraut, in der wir hochkarätigen Prominenten eine Bühne bieten, ihre offene, ehrliche und ungeschönte Meinung zur BILD mitzuteilen.
Derzeit planen wir die nächste Produktionsphase für Frühjahr 2011. Die neu zu produzierenden TV- und Kinospots sowie Plakat- und Anzeigenmotive sollen die bestehenden Motive von Veronica Ferres, Thomas Gottschalk, Philipp Lahm, Richard von Weizsäcker, Mario Barth u.v.m. ergänzen.
Für diese Fortführung der Kampagne möchten wir sehr gern “Wir sind Helden” gewinnen. Das schöne an der Kampagne ist, dass sie einem guten Zweck zu Gute kommt. BILD spendet in Namen jedes Prominenten 10.000,- Euro an einen von Ihnen zu bestimmenden Zweck.
Lassen Sie uns gern telefonieren und die Details besprechen. Zur Detailinformation senden wir Ihnen bereits heute anbei einige weiterführende Informationen.
Ich freue mich dazu von Ihnen zu hören.Darauf antwortete die Band “Wir sind Helden” mit sehr eindeutigen Worten:
Herzliche Grüße aus Hamburg,
Jung von Matt/Alster Werbeagentur GmbH
Liebe Werbeagentur Jung von Matt,
bzgl. Eurer Anfrage, ob wir bei der aktuellen Bild -Kampagne mitmachen wollen:
Ich glaub, es hackt.
Die laufende Plakat -Aktion der Bild -Zeitung mit sogenannten Testimonials, also irgendwelchem kommentierendem Geseiere (Auch kritischem! Hört, hört!) von sogenannten Prominenten (auch Kritischen! Oho!) ist das Perfideste, was mir seit langer Zeit untergekommen ist. Will heißen: nach Euren Maßstäben sicher eine gelungene Aktion.
Selten hat eine Werbekampagne so geschickt mit der Dummheit auf allen Seiten gespielt. Da sind auf der einen Seite die Promis, die sich denken: Hmm, die Bildzeitung, mal ehrlich, das lesen schon wahnsinnig viele Leute, das wär schon schick… Aber irgendwie geht das eigentlich nicht, ne, weil ist ja irgendwie unter meinem Niveau/ evil/ zu sichtbar berechnend… Und dann kommt ihr, liebe Agentur, und baut diesen armen gespaltenen Prominenten eine Brücke, eine wackelige, glitschige, aber hey, was soll’s, auf der anderen Seite liegt, sagen wir mal, eine Tüte Gummibärchen. Ihr sagt jenen Promis: wisst ihr was, ihr kriegt einfach kein Geld! Wir spenden einfach ein bisschen Kohle in eurem Namen, dann passt das schon, weil, wer spendet, der kann kein Ego haben, verstehste? Und außerdem, pass auf, jetzt kommt’s: ihr könnt sagen, WAS IHR WOLLT!
Und dann denken sich diese Promis, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, irgendeine pseudo -distanziertes Gewäsch aus, irgendwas “total Spitzfindiges”, oder Clever- Unverbindliches, oder Überhebliches, oder… Und glauben, so kämen sie aus der Nummer raus, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Und haben trotzdem unheimlich viele saudumme Menschen erreicht! Hurra.
Auf der anderen Seite, das erklärt sich von selbst, der Rezipient, der saudumme, der sich denkt: Mensch, diese Bild -Zeitung, die traut sich was.Auch für den Fall das ich mich wiederhole, danke Judith.
Und, die dritte Seite: Ihr, liebe jungdynamische Menschen, die ihr, zumindest in einem sehr spezialisierten Teil eures Gehirns, genau wisst, was ihr tut. Außer vielleicht, wenn ihr auf die Idee kommt, “Wir sind Helden” für die Kampagne anzufragen, weil, mal ehrlich, das wäre doch total lustig, wenn ausgerechnet die…
Das Problem dabei: ich hab wahrscheinlich mit der Hälfte von euch studiert, und ich weiß, dass ihr im ersten Semester lernt, dass das Medium die Botschaft ist. Oder, noch mal anders gesagt, dass es kein “Gutes im Schlechten” gibt. Das heißt: ich weiß, dass ihr wisst, und ich weiß, dass ihr drauf scheißt.
Die BILD -Zeitung ist kein augenzwinkernd zu betrachtendes Trash-Kulturgut und kein harmloses “Guilty Pleasure” für wohlfrisierte Aufstreber, keine witzige soziale Referenz und kein Lifestyle-Zitat. Und schon gar nicht ist die Bild -Zeitung das, als was ihr sie verkaufen wollt: Hassgeliebtes, aber weitestgehend harmloses Inventar eines eigentlich viel schlaueren Deutschlands.
Die Bildzeitung ist ein gefährliches politisches Instrument – nicht nur ein stark vergrößerndes Fernrohr in den Abgrund, sondern ein bösartiges Wesen, das Deutschland nicht beschreibt, sondern macht. Mit einer Agenda.
In der Gefahr, dass ich mich wiederhole: ich glaub es hackt.
Mit höflichen Grüßen,
Judith Holofernes
Judith Holofernes bei Harald Schmidt - 4aug2003
Entdeckt auf: Videogold
Weitere Informationen:
Das Medienmonopol
Pressebericht der Band: (Server derzeit nicht erreichbar!) http://www.WirSindHelden.de/
http://www.bildblog.de/28264/wir-sind-helden-wollen-nicht-fuer-bild-werben/
http://www.bildblog.de/2694/bild-ist-und-bleibt-kein-lifestyleaccessoire/
http://www.laut.de/Wir-Sind-Helden/Judith-Holofernes-scheisst-auf-BILD/25-02-2011
Judith Holofernes bei Harald Schmidt – 04 August 2003: www.YouTube.com/watch?v=jtJAD2DTZU8