Ich glaub es hackt!

Von Juliane

Schöne Fotoaufnahmen machen alles appetitlicher. Alles. Der passende Winkel und eine gute Lichtsetzung, schon läuft Quasimodo Matthew McConaughey den Rang als Sexiest Man Alive ab, eine 20qm-Ein-Zimmer-Wohnung im Souterrain wird zum lichtdurchfluteten Loft und aus Jogurt und Keksresten ein Trifle, garniert mit karamellisierten Erdbeerscheibchen.

Food Porn ist eins der Dinge, die heute viele Internetnutzer und vielleicht sogar noch mehr Internetnutzerinnen, in ihrem Menü haben. Seit 2011 stehe zwar  Social Media auf Platz eins, der am häufigsten abgerufenen „Services“ im Netz, aber das heißt noch lange nicht, dass wir mit unseren Netz-Kontakten nur aktuellste, gesamtgesellschaftsbetreffende Informationen teilen. Bei den meisten Meldungen, die wir hin und her schicken, die wir veröffentlichen, posten, teilen und liken steht gerade das „ME“ in Social MEdia im Mittelpunkt. Oder das MEiiiau. Aber darum geht’s mir heut nicht. Denn ich hab keine Katze zu Weihnachten bekommen, sondern eine Auflaufform. Bis gestern war diese Form mit Gummibärchen gefüllt und hatte damit einen Nutzen für mich. Jetzt ist sie leer und erinnert mich mahnend an ihre massenproduktionell-mitgebenene Funktion: Aufläufe kochen.

Zum einen, bin ich keine große Köchin, weswegen man mich wohl mit einer solchen Form, für die „einfache Küche“, bedacht hat. Zum anderen, habe ich aber extrem hohe Ansprüche an meine Nahrung. Und Auflauf ist. nicht. sexy. Null. Saltimbocca! Das klingt nach Genuss. Ebenso Ratatouille. Und sogar Curry-Kürbissüppchen mit Kokosschaum, klingt alliterarisch appetitlich. Aber Auflauf? Nope.

Ich hab mich quer durch’s Netz geklickt, durch alle Rezeptcommunities, von Chefkoch über Kochbar bis hin zu Yummly, dem amerikanischen Hollywood-gleichen-High-Class-Food-Porn-Netzwerk (sicher sind da einige Sachen auch gemacht! Also, bitte, diese Brioche sind doch nie natürlich!!), aber Auflauf bleibt altbacken. Egal von welcher Seite fotografiert, egal ob mit viel oder wenig Licht.

Noch unattraktiver wird’s, wenn man sich die Zutatenlisten für mögliche Auflaufrezepte durchliest, bei denen, meist an vorderster Stelle, das zweit-hässlichste Lebensmittelwörtchen überhaupt und ever steht: Hack. Hack und Auflauf. Hack-Auflauf. Oje. Wenn also Food Porn, das kulinarische Äquivalent zu „traditioneller“ Pornographie ist, in welches perverse Untergenre verstauen wir dann den Hackauflauf?

Ich glaub ich gehe morgen Gummibärchen kaufen und fülle die wieder in die Schale. Oder ich stelle sie aus. Leer. Ein Ready Made. Ganz große Kunst in der kaltbleibenden Küche.