Ich fühl mich Disco

Film-Festivals Ich-fühl-mich-Disco-©-2013-Edition-Salzberg(1)

Veröffentlicht am 8. November 2013 | von Jeannine Riepl

Ich fühl mich Disco Jeannine Riepl

Wertung

Summary: witziger, charmanter Film, tolle Darsteller, teilweise etwas langatmig

Komödie

Axel Ranisch bearbeitet in seinem, wie er selbst sagt, „bisherigen Lebenswerk“, eine typische Coming-of-Age-Geschichte, allerdings ziemlich unterhaltsam.

Der pubertierende Florian und sein Vater Hanno können miteinander wenig anfangen. Flori hätte statt der alten Simson vom Vater viel lieber ein Klavier gehabt und auch sonst fühlt er sich von ihm mehr als missverstanden. Seine Mutter hingegen schmettert mit Flori die von ihm geliebten Schlager von Christian Steiffen und bringt ihrem Sohn viel Verständnis entgegen. Als die Mutter plötzlich ins Koma fällt, gerät die Familie völlig aus dem Gleichgewicht. Vater und Sohn müssen sich zusammenraufen und das gelingt auch, nach anfänglichen Schwierigkeiten, irgendwie. Auch Floris Homosexualität stellt für den doch ziemlich coolen Vater kein Problem dar.

Ich fühl mich Disco bietet zwar keinerlei neue Geschichte, diese wird dafür aber umso liebevoller von Axel Ranisch erzählt. Der Film bewegt sich immer wieder zwischen komödiantischen, wie auch dramatischen Szenen und bleibt dabei doch so realistisch, dass man die Gefühlswelten der Protagonisten durchaus nachvollziehen kann. Besonders gut gelungen ist Ranisch der Wechsel zwischen unterschiedlichen Realitätsebenen, durch welche der Film immer wieder witzige Ideen aufzeigt. So bekommt Hanno etwa durch den Schlagersänger Christian Steiffen in einer durchzechten Nacht den Hinweis auf die Homosexualität seines Sohnes und gleich eine DVD mit wertvollen Tipps dazu.

Auch Flori flüchtet sich immer wieder in eine andere Realität, vor allem, wenn er bei seiner Mutter im Krankenhaus ist. So sieht der Zuschauer die Mutter immer wieder aus dem Koma erwachen, um Flori auf seinem Weg durch die Pubertät ein bisschen unter die Arme zu greifen. Besonders als er sich in den angehenden Turmspringer Radu verliebt wird Floris Leben kompliziert. Radu ist zwar prinzipiell nicht abgeneigt und kuschelt sich in einer Nacht auch mit Flori in ein Bett, will aber nicht zugeben schwul zu sein. Hanno, der als toleranter und umsichtiger Vater und gleichzeitig Trainer von Radu, den beiden Burschen helfen möchte, ladet Radu sogar zum Essen ein, um die beiden zu ermutigen. Selbstverständlich bekommt Flori einen hysterischen Anfall ob der Peinlichkeit der Situation – eine wirklich herrliche Szene, die sehr zum Mitlachen und Fremdschämen animiert.

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Überhaupt bietet Ich fühl mich Disco viele Gelegenheiten um herzhaft zu lachen. Das ist vor allem den tollen Darstellern, allen voran Heiko Pinkowski als Hanno, zu verdanken. Auch die Filmmusik, gänzlich beigesteuert von Christian Steiffen, passt oftmals wie die Faust aufs Auge und klingt noch lange im Ohr nach, was für Nicht-Schlagerfreunde natürlich ein wenig schmerzt. Für eine Low-Budget-Produktion wird einem wirklich gute Unterhaltung und ein durchwegs charmanter Film geboten.

Regie und Drehbuch: Axel Ranisch
Darsteller: Frithjof Gawenda, Heiko Pinkowsk, Christina Große, Robert Alexander Baer, Christian Steiffen
Laufzeit: 95 Minuten, www.disco-film.de, gezeigt im Rahmen der Viennale V’13

Tags:3 von 5Axel RanischFilm-FestivalFrithjof GawendaHeiko PinkowskKomödieViennaleViennale V'13

Über den Autor

Ich fühl mich Disco

Jeannine Riepl Aufgabenbereich selbst definiert als: Background-Infosammlerin im Bereich Film und TV. Findet dass “Keine Feier ohne Geier” einer der witzigsten Sätze in der Geschichte des Disney-Films ist.


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