Ich erkläre euch die Welt, widdewiddewitt, wie sie mir gefällt

Von Stefan Sasse
Welche Wirtschaftsredaktion hat einen renommierteren Ruf als die der SZ? Wer sonst kann mit solchem Meinungspluralismus aufwarten und hat scharfsinnige Analysen bereits vor der Krise verfasst? Scherz beiseite, die SZ zeigt heute wieder einmal zur Gänze ihr Janusgesicht mit einer katastrophalen Wirtschaftsredaktion gegen einen guten Politikteil. Gezeigt wird heute die Wirtschaftsredaktion, denn die erklärt die Welt: die "Schuldensucht" der Staaten hat nämlich in die aktuelle Krise geführt. Das war gar nicht die Finanzkrise, nein! Das hat nichts mit dem Versagen der Banken und Ratingagenturen zu tun, die sich spektakulär verzockt haben und von den Staaten mit Schuldenfinanzierung gerettet werden mussten! Die Staaten sind süchtig nach Schulden. So einfach ist das.
Das ist so hanebüchener Unsinn, dass man Marc Beise am Liebsten schütteln würde. Wo um alles in der Welt ist seine eigene Selbstreflexion? Vielleicht etwas kritisches Hinterfragen dessen, wofür man seit Jahren steht und das eigentlich offensichtlich nicht funktioniert? Nichts von alledem. Stattdessen scheinen die Finanzmärkte neuerdings wieder zuverlässige Gradmesser zu sein. Die Staaten sind, wie zu besten Agenda-Zeiten, das Monster, dass er vollen wirtschaftlichen Entfaltung nur im Wege steht und damit den Weg aller zum Glück verhindert.
Das Schlimme aber ist, dass man von der SZ schon gar nichts mehr anderes auf diesem Feld erwartet. Selbst der Spiegel ist inzwischen von diesem Trip runter und hat zumindest einen Meinungspluralismus zugelassen. Bei der SZ dagegen marschiert man immer noch stramm neoliberal. 
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