Ich – Dylan – Ich

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Ich – Dylan – Ich

Peter Warwerzinek

Verlag Wortreich, 2015

978-3903091016

19,90 €

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Ich – Dylan – Ich

Wawerzinek ist mehrmals nach Wales gereist, hat die Landschaften und Orte von Dylan Thomas aufgesucht und beschrieben. Wer über einen anderen redet, redet ja immer auch über sich selbst. Und so wird die Reise zu Dylan Thomas vor allem auch eine Reise zu sich selbst. Dylan Thomas, sein Leben, seine Landschaft, sind für den Autor vor allem Spiegel, die Rede nicht Zwiegespräch, sondern Monolog. Das aber auch nicht ohne Selbstironie, wenn er schreibt: „Ich gehe in der Frühe zum Hafen, dein Denkmal zu besuchen, mich zu dir zu setzen. Der Sockel ist schmal, und hat nur Platz für einen. Es ist nicht einfach, Dylan, sich zu dir auf deinen Sockel zu setzen. Da ist kein Platz für einen Zweiten an deiner Seite.“
Wawerzinek fürchtet wie Dylan Thomas vor allem den Tod im Leben, das Leben ohne Leidenschaft. Dass dazu der Alkohol als Treibstoff und Stimulans, als Ablenkung und Betäubungsmittel gehörte, das war bei beiden so, mit all den Kollateralschäden der Sucht. Dass der Trinker, der dem Suff wie dem Schreiben verfallene, sich nicht nur Freunde macht, Leute verprellt, vor den Kopf stößt, haben beide erfahren.

Ich – Dylan – Ich

Peter Wawerzinek schrieb bevor er mit „Rabenliebe“ bekannt wurde. Ich las „Rabenliebe“ empfand es als hoch emotional, verstörend und genial. Gab bei der ersten Rezension nur drei Bücherpunkte, las es noch einmal im Stillen und revidierte vor mir selbst meine Meinung. 

Danach verlor ich den Autor aus den Augen und stellte jetzt fest: auch danach schrieb er weiter. Vielleicht lag es an mir, dass ich ihn nicht mehr wahrnahm oder  es lag daran, dass seine Bücher weniger Aufmerksamkeit erhielten. Seit letztem Jahr ist ein kleines, dünnes Buch in einem kleinen Verlag aus Österreich erhältlich. Ich stieß darauf und fand den beinahe „roten Faden“ des Autors wieder: die Raben. 

Dieses Buch erzählt von einer Schriftstellerliebe, aber nicht im herkömmlichen Sinne. Wawerzinek lernt in frühen Jahren die Stimme von Dylan Thomas schätzen und lieben, wenn man davon so sprechen kann. Es ist eine literarische Offenbarung, die über Jahre im Autor schwelt und ihn dazu bringt, das Land seines Dylan Thomas zu besuchen. Mehrere Male. 

Vieles verbindet Dylan und Wawerzinek. Nicht nur die Liebe zur Literatur, dem Wort im Einzelnen, sondern auch die Macht, die Alkohol ausüben kann, kennen beide. Dabei hält Wawerzinek nicht damit hinter dem Berg, dass er darüber hinweggekommen ist und gekämpft hat. Verwiesen sei auf sein Buch „Schluckspecht“, dort erzählt er „wie, warum“ – ich selbst habe es nicht gelesen. 

Es ist eine tiefe Verbundenheit, die im Buch zu spüren ist. Es werden Häuser besucht und Menschen getroffen „die Dylan“ kannten. Jeder kannte ihn – irgendwie, aber der Ruhm zu Lebzeiten blieb aus. Wie oft passiert dies heute noch Künstlern bzw. Autoren? Nicht jeder hat etwas zu erzählen, nicht immer funktioniert das Erzählen. Oftmals versteht niemand, was Dylan sagt und meint – Wawerzinek kennt es auch. Die Raben, für mich eine Verbindung, tauchen auch hier auf: als Weggefährten, Gruppe, Wegzeichen.

Dylan Thomas schwer unbekannt für mich, ist mir unwirklich nahe in diesem Buch. Es werden nicht oft Gedichte von ihm zitiert, Wawerzinek reitet auch nicht auf Geschehnissen aus seinem Leben herum. Er schwelgt in einem Leben, das schwer war und wirkt dabei sonderlich intim. Als ob die beiden sich kannten und nicht Wawerzinek Jahre zu spät geboren wäre, um den Dylan Thomas einmal zu treffen. Oder haben sie sich nur verpasst? 

Zwei Menschen, der eine lebendig in Wort und Schrift, der andere, leider tot und meist völlig missverstanden, begegnen sich in des einen Heimat, die der andere liebt. Eine schönere Verbundenheit zwischen Wort, Gefühl und Mensch habe ich selten gelesen und einen tieferen Einblick zu Peter Wawerzinek kann es fast nicht geben.

Ich – Dylan – Ich



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