Foto: Buchcover © dtv Verlag
Erst gestern laß ich einen amüsanten Artikel über das „Müssen“ im Alltag. Du musst den Müll rausbringen. Wir müssen noch für die Klausur lernen. Ich müsste mal wieder mehr Lesen. Ach warte mal? Mehr lesen? Warum eigentlich nicht? Oftmals nimmt man es sich ja vor, nur tut es dann nicht. Kleiner Tipp: Lass doch einfach mal den inneren Zwang des „Ich muss..“ weg und ersetze ihn für „Ich DARF…mir heute ruhig mal ein paar Seiten gönnen“.
Morgen dann aber wirklich!!…
Zugegeben – viele Bücher wirken aufgrund ihrer endlosen Anzahl an Seiten zunächst etwas einschüchtert. Selbst Sachbücher aus der eigenen Lieblingsrubirk, die einem vom Stoff her eigentlich intrinsisch interessieren, fängt man gar nicht erst an zu lesen. Das nennt man übrigens auch den „Prokrastinations-Effekt“ – oder auch bekannt als der “Aber morgen fang’ ich wirklich an”-Effekt. Nun ja und damit sind wir schon beim Thema des folgenden Buches: Ich denke, also Spinn ich – Warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen. Im Sinne von: Rationales Verhalten wird eh überbewertet….
Wie du mir so ich dir – Die Falle der eigenen Gefühle
Was ist objektiv? Was subjektiv? Sekündlich müssen wir respektive unser Gehirn darüber entscheiden, ob wir etwas gut oder schlecht, interessant oder unspannend oder einfach nur ignorieren wollen. Ganz egal was es ist auch ist: Eindrücke, Worte, Farben, Werbeslogans, Empfinden (Gefühle) – Es ist verblüffend, wie sehr wir im Alltag sekündlich mit Reizen geradezu zu bombardiert werden. Und genau dieser Tatsache ist es geschuldet, dass wir ab und zu – nein sagen wir ziemlich oft – genau das machen , was wir es eigentlich nicht wollen. Ein kleines Gedanken-Warm-Up gefällig? Versuche dir doch mal die folgenden Fragen zu beantworten:
Warum schiebst du es doch immer wieder raus, die so wichtige Steuererklärung oder Klausurvorbereitung anzugehen? Wieso fällt es uns so schwer einfach mal NEIN zu sagen? Oder was ist eigentlich mit Geschenken? Kennst du es nicht auch, dass du dich seltsam verpflichtest fühlst, wenn dir jemand etwas schenkt und du denjenigen daraufhin auch unbedingt etwas schenken musst, du es eigentlich aber gar nicht willst, weil du die Person womöglich noch nicht mal magst? Eigentlich wollte man sich ja in der Familie nichts mehr schenken. Doch einer macht es ja dann doch immer.
Nur zu doof, dass du ja nichts für den Schenkenden hast. Denn eigentlich war es ja ausgemacht, dass man sich nichts mehr schenkt. Tja und schon beginnt sich die innere Schuldgefühls-Mühle zu drehen und hört auch nicht mehr auf, bis du deinem freundlichen Gegenüber bei der nächsten Gelegenheit etwas schenkst – Willkommen im Teufelskreislauf des Reziprozitäts-Effektes.
NEIN nein! Das ist so nicht richtig…
Die beiden Wirtschaftsjournalisten Jochen Mai und Daniel Rettig zeigen in „Ich denke, also spinn ich“ eine Vielzahl von psychologischen Wahrnehmungsverzerrungen und Denk,- bzw. Verhaltensfehlern auf, denen man (fast) nicht entkommen kann. Unser Gehirn ist nun einmal auf eine gewisse Art und Weise ein Minimalist. So könnte man es sagen. Bei zu vielen Informationen möchte es uns schützen und versperrt den Weg für neue Reize – Der Grund, weshalb wir oftmals Lesen, es aber nicht verstehen. Wir Vokabeln lernen, uns diese aber nicht merken können. Oder der Klassiker: Wir uns in einem Gespräch, in ungewohnter Situation, den Namen des Gegenübers einfach nicht merken können.
Wir filtern bzw. selektieren Informationen. Dieses Prinzip kann ebenso vor,- wie nachteilig für uns sein. Beispielsweise wenn es um das eigene Weltbild versus neue Informationsaufnahme geht. Wir Menschen streben nach einem inneren Gleichgewicht – in den verschiedenen Bereichen der Wissenschaften, etwa der Psychologie oder Biologie, auch als Homöostase bekannt. Informationen, die nicht unserem Weltbild entsprechen, blenden wir daher gerne aus oder betrachten sie als Nonsens. Ein Beispiel: Versuche mal einen Veganer zu überzeugen, dass der Konsum von Fleischprodukten NICHT sofort Krebs erzeugt, wenn man es nur ab und zu isst; Oder erkläre doch mal einem eingefleischten Windows-Anhänger, dass das Betriebssystem Mac OS von Apple eigentlich viel effizienter arbeitet. Wie du es vielleicht schon ahnst, sind das keine leichten Unterfangen. Psychologen fassen diese Art der Wahrnehmungsverzerrung gerne als „Confirmation-Bias“ zusammen. Wir ändern einfach nur sehr ungern bereits gefasste Meinungen. Denn das würde ja bedeuten, dass wir erstens bisher falsch gedacht haben und zweitens uns selbst, sowie dem gegenüber, einen Fehler eingestehen müssten.
In dem Buch schlummern noch sehr viel mehr an erstaunlichen Psycho-Effekten, denen wir ganz oft unbewusst ausgesetzt sind. Ohne zu viel verraten zu wollen, liste ich dir noch 7 weitere „Aha-Effekte“ auf, die in dem Buch eindrucksvoll beschrieben werden. Vielleicht weckt das ja deine Neugier.
Der Underdog-Effekt – Warum unser Herz für Ausßenseiter schlägt.
Der Katharsis-Effekt – Warum wir weinen.
Der Gähn-Effekt – Warum Gähnen ansteckend wirkt.
Der Mere-Exposure-Effekt – Weshalb Schleichwerbung funktioniert.
Der Minoritäts-Effekt – Warum eine Minderheit oftmals die Macht hat.
Der Mona-Lisa Effekt – Weshalb nette Menschen (Arbeitskollegen) ausgenutzt werden.
Das Helfer-Syndrom-Effekr – Warum uns das Neinsagen schwerfällt.
Na gut – noch eine letzte Wahrnehmungsverzerrung. Dann ist aber Schluss! Hierbei handelt es sich eigentlich viel ehr um einen fiesen Psychotrick, dem uns die Filmbranche aussetzt. Im Untertitel trägt das Buch ja den Wortlaut „Warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen“.
Die endlose Geschichte von TV-Serien
Vielleicht kommt dir das folgende Szenario bekannt vor: Es ist abends, du sitzt gemütlich auf der Couch und zappst durchs TV-Programm. Da beginnt zufällig die Serie, die du ja eigentlich gar nicht mehr schauen wolltest… „Ach da passiert eh immer das Gleiche…“; „Da schaue ich ja eh nur ganz selten rein…“; „Die Schauspieler und die Handlung werden auch immer schlechter…“.
Fakt ist: Du wirst auch dieses Mal die aktuelle Folge schauen. Und weißt du auch warum? Ich sag es dir.
Du bist nicht mal unbedingt selbst schuld daran. Vielmehr sind es die TV-Produzenten, die sich einem cleveren Psycho-Trick bedienen. Überleg’ doch mal, was ganz zum Schluss einer Serie oder am spannesten Punkt des Films kommt: Richtig! Werbung oder die Vorschau für die nächste Folge. „Arghh…das machen die immer“, denkst du dir. Bingo! Unbewusst weißt du es ja bereits. Durch diesen Abbruch der Handlung baut sich in dir eine innere Spannung auf, die sich erst wieder löst, wenn du das Ergebnis kennst. Du MUSST also auch die nächste Folge schauen, um zu erfahren, wie die Handlung weiter geht. Auch wenn es dich nicht mal sonderlich interessiert. Für die Psychologiefreaks unter euch: Das Ganze nennt sich „Zeigarnik-Effekt“ und wird in der Medienwelt auch als “Cliffhanger” bezeichnet.
Fazit: Wenn du sowieso mal wieder „etwas mehr lesen wolltest“, kannst du dir mit diesem notorisch-amüsanten Psychologie-Sachbuch viele „AHA-Effekte“ holen. Du wirst bestimmt das ein oder andere Mal schmunzeln oder mit dem Kopf nicken müssen: Nach dem Motto: „Ja das kenn ich…“ – Ein Buch, dass das man mit Freude liest. Versprochen!
P.S. Ist dir etwas aufgefallen: Wieder dieses „MÜSSEN“ – Was müssen wir schon?
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