Ich kann nicht atmen. Die Last der Welt liegt auf meinen Schultern. Müssen, Sollen, Machen. Ich bin zugespannt mit all den Dingen, die ich nicht zur Seite legen darf. Ich muss arbeiten, mich an Fristen halten, kreativ bleiben und alles abnicken. Ich bin müde vom Nichts tun, ausgelaugt und mein Kopf schmerzt. Jenseits meines Kopfes ist alles so bunt, doch innerlich ist da nichts. Ich ertrinke, kann mich nicht festhalten. Ich bekomme keine Luft und doch lasse ich mich immer weiter hinunterziehen. Weil ich es brauche. Ich brauche den Druck und die vielen Lasten. Ich brauche die rasende Zeit, die mir keine Möglichkeit zu verschnaufen schenkt. Ich brauche es, obwohl ich es nicht will.
Hätte man mir früher gesagt, dass ich mich unter Druck entfalten kann, hätte ich der Person nicht geglaubt. Ich habe stets das Privileg genossen, viel Freizeit zu haben, die ich mir selbst einteilen konnte. Ich war von selbst motiviert und konnte mich vorantreiben - ohne Deadlines und Abgabedruck. Doch mittlerweile habe ich mich an den Druck gewöhnt. Wo ich früher Wochen vorher beginnen konnte, gebietet mir die Prokrastination nun Einhalt. Erst im letzten Moment, wenn der Druck schon unzumutbar groß ist, gelingt es mir aus meiner Starre aufzuwachen.
Wie viele Menschen habe ich kennengelernt, die sagen, dass sie unter Druck nicht kreativ sein können. Das Gleiche habe ich auch von mir vermutet. Aber genau dieser Druck treibt mich in Situationen oft voran, in denen ich es normalerweise nicht weiter versuchen würde. Der Druck und die Chancen mehr zu machen, mehr zu sein. Einfach mehr zu schaffen, als man selbst erwartet hätte. Sich selbst zu erstaunen.