Ich blogg dich weg!
Agnes Hammer
Loewe, 2013
978-3785577066
5,95 €
Julie ist schön, beliebt und kann wundervoll singen. Zusammen mit ihrer Band will sie am Schulfest auftreten. Doch wie aus dem Nichts erhält Julie gemeine E-Mails, Beschimpfungen, Drohungen. Dann taucht im Internet ein gefaktes Facebook-Profil auf, das Julie als arrogante Zicke darstellt. Im Nu lästern Klassenkameraden und wildfremde User online über sie. Julie verzweifelt. Wer tut ihr das an?
Julie hat einfach alles in den Augen ihrer Mitschüler. Und manche Worte, die sie sagt, können auch komisch rüber kommen. Aber den Opferstatus hat sie nicht verdient. Julie könnte auch Karin, Melanie oder Agnatha heißen – es ist eine auswechselbare Situation und so ist auch Julie ziemlich auswechselbar.
Interessant war der Außenseitercharakter, den es im Buch gibt. Ich will nicht zu viel verraten, aber dieser ist viel liebevoller angelegt, hat eine gewisse mysteriöse Note und hat mir viel, viel besser gefallen.
Die Kulisse ist schon irgendwie eine Schule, obwohl sich das Mobbing ja selbst im Internet abspielt und sich dann “nur” auf die Schule auswirkt. Julie geht weiterhin zur Schule, das finde ich gut. Als es sich auf andere Blickpunkte ihres Lebens auswirkt, tut sie mir etwas leid. Finde es aber nach wie vor schwierig, dass Julie sofort bestimmte, andere Menschen verdächtigt.
Mobbing ein heißes Thema. Ob nun in der Schule direkt, weil Kinder anders sind, die falschen Klamotten tragen oder etwas zu viel auf den Hüften haben, es gibt Mobbing. Als ich ein Kind bzw. eine Jugendliche war, war das Thema noch gar nicht so akut, und wenn man gehänselt wurde, war es irgendwann auch wieder vorbei. Aber was jetzt manchmal in der Welt, der Schule oder auch einfach auf der Straße passiert, ist nicht mehr schön. Aber kann ein Buch da helfen?
Ich finde es immer schwierig, Cybermobbing über Facebook und Co. in einem Buch darzustellen und es nicht nur schlecht erscheinen zu lassen. Es gibt sie auch: die Lichtblicke mit Social Networking. Das wollte ich nur noch einmal sagen.
Das Buch hat mir von der Idee her gefallen, Julie war am Anfang ein gut strukturierter Charakter, fällt aber zum Ende hin etwas auseinander. Ich weiß nicht, ob das Absicht ist, weil sie ja gemobbt wird oder ob die Kanten ihres Charakters einfach nicht mehr so stabil sind wie vorher. Deswegen gefällt mir das Ende nicht mehr so gut.
Die Einblicke in Facebook und Internetseiten und alles, was damit machbar ist, war gut, aber da ich selbst Facebook Nutzer bin habe ich den erhobenen Zeigefinger zu sehr gespürt. Da gefiel mir “Like me” besser, da wurde keine wirkliche Plattform schlecht gemacht, sondern nur die Gefahren aufgezeigt.
Außerdem entwickelt sich der Roman teilweise im letzten Drittel so rasant, dass ich Angst hatte, er findet nachher nicht mehr richtig zusammen. Zusammengefunden hat er zwar, aber ich empfand es als sehr gestellt und das hat mir keinen Spaß gemacht.
Die Farbwahl finde ich nicht schön, aber das ist reiner, persönlicher Geschmack. Was mich positiv überrascht hat, ist der Preis. Das Buch kann sich also fast jeder ohne Probleme zu legen. Bei so einem, immer wichtigeren Thema ein guter Anfang.
Ich vergebe durchschnittliche drei Bücherpunkte. Auch zum Teil, weil ich glaube, dass so ein Jugendbuch wichtig ist. Weniger Zeigefinger hätte mich persönlich glücklicher gemacht.