Ich bin wie ihr – nur Baby halt!

Wir wohnten noch in Hamburg als unser kleines Baby auf einmal immer so komisch kaute. „Was macht er da bloß?“, fragte ich mich, schließlich wurde er noch voll gestillt und vom Kauen war er noch weit entfernt. Ob er irgendeine Entzündung im Mund hatte oder nicht wusste, wohin mit seiner Zunge? Ich konnte mir keinen Reim auf seine neue Angewohnheit machen. Bis eines Tages der Groschen fiel. Ich saß mit Freunden bei uns im Wohnzimmer und unser Sohnemann schaute mich mit großen Augen an und kaute wieder munter vor sich hin. Da bemerkte ich, dass ich genau das Gleiche tat. Ich saß da auf meinem Stuhl und kaute, zwar nicht Luft wie unser Sohn, sondern eines meiner größten Laster: meinen Kaugummi. Unserem Sohn fehlte nichts, er ahmte mich einfach nur nach. Und das sah ziemlich bescheuert aus. Kurzerhand nahm ich mir vor, meinen Kaugummi-Konsum extrem einzuschränken – habe ich bis heute nicht geschafft – denn so bescheuert wollte ich einfach nicht aussehen.

Was Papa kann, kann ich schon lange

Natürlich gibt es auch die unfassbar süßen Nachahmungen: Der Vater liegt am liebsten mit seinem Sohnemann auf dem Boden – nicht ungern schläft er dabei auch ein. Er liegt auf der Seite, den Kopf auf dem aufgestellten Arm aufgestützt und das obere Bein angewinkelt. Sieht schon beim Vater unfassbar lässig und gechillt aus. Wenn aber unser kleines Baby diese Chiller-Position einnimmt, dann ist die pure Verzückung garantiert. Ich jedenfalls bin hin und weg, wenn meine beiden Männer mal wieder zusammen abhängen.

Ich zeig euch mal, wie nervig ihr seid

Wie penetrant wir als Eltern sein können, machte unser Sohn mir letztens bei einem Spaziergang deutlich. Ich trug unseren putzmunteren und gut gelaunten Sohn durch den Wald als er plötzlich anfing, mir mit einem großen Strahlen seinen Schnuller in den Mund schieben zu wollen. Nein, ich wollte den Schnuller nicht, ich drehte meinen Kopf weg und nahm ihm den Schnuller in Endlosschleifeaus der Hand. Aber er wollte einfach nicht aufhören, mir freudestrahlend seinen Schnuller in den Mund stecken zu wollen. „Was für ein nerviges Spiel“, dachte ich zunächst nur, bis ich begriff, dass er uns mal wieder nur imitierte. Wir schieben ihm den Schnuller in den Mund! Wenn er nölig ist oder nicht einschlafen will, versuchen wir, ihn mit dem Schnuller zu beruhigen. Oft will er aber nicht schlafen oder will einfach mal nölig sein und ganz bestimmt nicht seinen Schnuller haben, trotzdem versuchen wir aber, ihn mit dem Schnuller vom Wachsein oder Nölen abzuhalten. Wie blöd das eigentlich ist, durfte ich während des Spaziergangs am eigenen Leib erfahren. Es ist wirklich unfassbar nervig, wenn jemand permanent versucht, dir einen Schnuller in den Mund zu stecken. Haben wir jetzt auch verstanden.

Wenn es euch gut geht, geht es mir auch gut

Schon unsere Hebamme prophezeite uns genau das. Sie sagte: „Euer Baby ist euer bestes Spiegelbild.“ Sie meinte damit aber vor allem in emotionaler Hinsicht. Und sie sollte Recht behalten. Wenn wir nervös und angespannt sind, nölt unser Baby. Streiten wir uns, dann schreit er mit uns um die Wette. Sind wir ausgeglichen und fröhlich, dann ist auch unser Sohnemann in der Regel – wenn nicht gerade Zähne, Blähungen oder irgendein anderer X-beliebiger Grund ihn nerven – gut drauf. Babys sind noch ganz intuitiv bei sich, sie haben feine Antennen, sie spüren, wenn es ihren Mitmenschen, vor allem aber ihren Eltern, nicht gut geht. Sie passen sich an und sie machen uns deutlich, wie unsere eigene Gefühlslage gerade ist. Babys etwas vorzuspielen, ihnen vorzutäuschen glücklich und fröhlich zu sein, ist aussichtslos . So ist es zumindest bei unserem Sohnemann, er bekommt alles mit und spiegelt uns. Einen besseren Spiegel können wir als Eltern gar nicht haben und ganz ehrlich: Wir Erwachsenen sollten uns ruhig öfter mal eine Scheibe von der Feinfühligkeit der Babys abschneiden. Vielleicht wären wir dann in der Lage, besser aufeinander einzugehen, würden mehr Verständnis füreinander zeigen und mehr Rücksicht nehmen. Vielleicht sollten wir uns vornehmen, ein bisschen mehr Baby zu sein.


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