Ich bin reif für die Insel!

Von Wernerbremen

Das Foto wurde von Astrid Müller zur Verfügung gestellt

Meine heutige Tagesgeschichte
Ihr Lieben,
ich möchte Euch heute eine wunderbare Geschichte von Elke Bräunling erzählen:  
„Urlaub auf der Insel des Glücks“

Einmal hängte ein schlauer Reisebürobesitzer ein Schild mit einem ganz besonderen Angebot ins Schaufenster seines Geschäftes:
Einmaliges Sonderangebot
Pauschalreise zur INSEL DES GLÜCKS zum Preis von 999.– Euro

Insel des Glücks? Wie bitte? Die Leute wunderten sich.
„Wo findet man heute noch Glück?“, murmelte ein Griesgram.
„Stimmt“, klagte eine Dame. „Glück ist so rar geworden.”
Und sogleich hatte jeder etwas zu sagen und dass es so etwas wie ´Glück´ heutzutage gar nicht mehr gäbe.

Vielleicht findet man es auf dieser Insel?“, meinte einer schließlich.
„Ein bisschen Glück wäre nicht schlecht“, sagte ein anderer und buchte gleich zwei Plätze.
Und weil viele Leute ähnlich dachten, war die Reise zur Insel des Glücks rasch ausgebucht.
Der Geschäftsmann freute sich.
„Was für ein Glück mit dem Glück!“, rief er und rieb sich die Hände.

Sechs Wochen später brachte ein alter Fischkutter die erste Reisegruppe zu dieser seltsamen Insel. Neugierig standen die Reisenden an der Reling und blickten aufs Meer.

Quelle: www.meine-ferien-in-mv.de

„Da ist sie, die Insel!“, jubelte plötzlich ein Kind und deutete zum Horizont.
„Ja, tatsächlich!” rief ein älterer Herr, und seine Stimme klang freudig erregt. „Was für ein Glück!“ Dann schwieg er betroffen. Hatte er eben ´Glück´ gesagt? Beschämt senkte er den Kopf, aber sein Herz klopfte.
Die Reisenden starrten erstaunt zum Horizont. Auch ihre Herzen klopften. War diese ´Glücksinsel´ eine Zauberinsel?

„Unsinn“, murmelte einer und wandte sich um. „Mal sehen, was uns dort erwartet!“
„Vorsicht! Vorsicht!”, warnte ein anderer, und alle nickten ihm zustimmend zu.
Mürrisch starrten die Reisenden zu der felsigen, mit Wiesen, Heide und Kiefern bewachsenen Insel. Nur der ältere Herr stand bei den Kindern an der Reling und lächelte.

„Hier sieht es aus wie auf den Bildern in meinem Pippi-Langstrumpf-Buch“, freute sich ein Mädchen und fasste den älteren Herrn an der Hand.
Ob man hier auch so schön spielen kann?“
„Bestimmt.“
„Au fein“ „Ich freu mich so.“ „Ich auch.“
Begeistert stürmten die Kinder an Land, und bevor ihre Eltern etwas sagen konnten, waren sie bereits in alle Richtungen verschwunden.

Währenddessen nahmen die Erwachsenen die Insel genauer in Augenschein, und sie erschraken. Sie sahen nämlich nur alte Fischerkaten, Bauernhöfe, einen Gemischtwarenladen und Hunde, Katzen, Hühner, Ziegen und Schafe.
Hotels, Gasthäuser, Imbissbuden, Eisdielen, Souvenirläden und Tankstellen aber entdeckten sie keine. Nur ein paar Hütten hatte man für die Gäste hergerichtet und mit Heidekraut hübsch geschmückt.

Quelle: www.bestfewo.de

„Na ja“, meinte einer schließlich. „Irgendwie werden wir die Zeit schon überstehen.“
„Haha“, lachte ein anderer bitter auf. “Klar! Bei unserem ´Glück´!“
Aber seltsam, die Zeit raste nur so vorbei.
Zehn Urlaubstage ohne Auto, Strom, Telefon, Fernseher, Computer und Radiowecker, ohne Hektik, Stress, Ärger, Streit, Hass, Neid – aber mit viel Zeit zum Ausruhen und Reden, zum Zuhören, Beobachten, Spielen, Lachen, Staunen und Entdecken, ja, und auch zum Vergessen mancher Sorgen und Probleme.

Die Menschen waren so sehr beschäftigt, dass sie ganz vergaßen, das ´Glück´ auf dieser seltsamen Insel zu suchen. Oder hatten sie es bereits gefunden?“

Ihr Lieben,

ich finde diese Geschichte ganz wundervoll.

Es ist doch seltsam mit uns Menschen:
Wir streben nach mehr Verdienst und nach mehr Wohlstand.
Aber wenn wir dann des Rennens nach Verdienst, nach Wohlstand müde geworden sind, wenn wir erschöpft sind von unseren Anstrengungen, den Schwierigkeiten, die uns begegnen, wenn wir das tägliche Rennen „im Hamsterrad“ leid sind, dann keimt in uns die Sehnsucht nach der einsamen Insel auf oder bei mir nach dem einsamen Berggipfel.
Ich glaube, dass dahinter das tief in uns verwurzelte Wissen steckt, dass wir ab und zu Inseln der Ruhe, der Entspannung, des Loslassens, der Freude, des Glücks brauchen, um neue Kraft für unseren Alltag schöpfen zu können.

Niemals in meinem Leben fühle ich mich so frei, so entspannt, so glücklich als in den Augenblicken, wo ich unter einem Gipfelkreuz stehe und den Blick schweifen lassen kann.

Quelle: www.kleinezeitung.at

Dann werden die angeblich so wichtigen Dinge plötzlich, wie es in einem Lied heißt, nichtig und klein, alles Unwichtige fällt von uns ab und unsere Seele kann aufatmen, kann sich er holen, kann neue Kraft schöpfen.
Nun können wir, Du und ich, aber nicht immer, wenn wir erschöpft oder müde sind, einen Berg ersteigen oder auf eine Insel fahren, aber wir können Inseln der Freude, der Ruhe und Gelassenheit in unseren Alltag einbauen.

Viele Menschen glauben, es sei verlorene Zeit, wenn sie am Tag einmal innehalten, aber das ist falsch, das Gegenteil ist wahr:

Inseln der Freude, des Friedens und der Ruhe geben uns neue Kraft, geben uns neuen Schwung, die Anstrengungen des Alltags durchstehen zu können.

Eine solche Insel der Freude und der Ruhe kann eine Tasse Tee oder Kaffee mit ein paar Keksen bei Kerzenschein sein, das kann abends ein Glas Wein sein, das kann vor allem auch das Spielen mit unseren Kindern und Enkelkindern sein.

Dazu möchte ich Euch noch ein kleines Geheimnis verraten:

Das Spielen mit unseren Kindern und Enkelkindern ist nur halb so schön, wenn wir sagen:

„Nun wollen wir mal dieses oder jenes spielen!“
Lasst Euch doch einmal darauf ein, was Eure Kinder spielen wollen.
In meiner Morgennotiz schrieb ich davon, dass man manchmal auch etwas Verrücktes tun soll. Ich bin oft mit meinen Söhnen unterwegs gewesen, als sie noch klein waren, und es hat mir riesigen Spaß gemacht, wenn sie mir staunend glitzernde Steine zeigten, mich auf wundervolle Blumen hinwiesen oder mit mir zusammen über eine Wiese tollen wollten.

Manchmal haben wir dann Purzelbäume gemacht, ein Rad geschlagen oder Handstand an Bäumen, je nachdem, wozu die Jungs Lust hatten.

Natürlich guckten manche Erwachsene fast strafend, als wollten sie sagen:

„Wie kann man sich nur so kindisch benehmen!“
Aber was waren diese Blicke schon gegen das Glück meiner Kinder und meine Freude, die ich empfand, mit ihnen zusammen zu sein!!!

Man kann es auch so formulieren:

"Nimm dein Kind an Deine Hand und lass Dich von ihm führen, betrachte die Steine, die es aufhebt, habe einen Blick für die Blumen, die es Dir zeigt, und lausche und höre aufmerksam dem zu, was Dein Kind Dir zu erzählen hat...
...und es wird Dich in eine Welt entführen, die Du schon längst vergessen glaubtest." Alexander Rykow

Ihr Lieben,
ich wünsche Euch, das es Euch gelingen möge, Inseln der Freude, der Ruhe und des Glücks in Euren Alltag einzubauen und eine gute Gelegenheit, damit zu beginnen, bietet das Wochenende.
Freut Euch des Lebens und tut etwas Verrücktes. Jetzt lebt Ihr, jetzt solltet Ihr das Leben in vollen Zügen genießen.
Ganz herzlich fröhliche, bunte, verrückte, glückliche, dankbare Grüße aus Bremen
Euer glücklicher Werner  

Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt