“Ich bin raus!”

Von Gerededresden

Es lassen sich zwei Trends festhalten: Viele kirchliche Institutionen und Parteien präsentieren sich munter homophob in der Öffentlichkeit und, einer der neueren, Menschen ziehen daraus ihre Konsequenzen… und einen Schlussstrich.

So nun auch die amerikanische Schriftstellerin Anne Rice, 68, (bekannt geworden durch „Interview mit einem Vampir“). Rice sagt sich von der Kirche los, weil sie deren Hass gegen Schwule, Lesben, Frauen und anderen gesellschaftliche Gruppen nicht mehr mittragen will.

 ”Kein Wunder, dass Leute uns Christen verachten und denken, wir sind ungebildet und gewalttätig. Das bringt mich zum Weinen. Vielleicht können die Menschen, die die Lehren Christi ernst nehmen, keine Christen sein.”

Anne Rice und ihr Weg mit der katholischen Kirche waren von je her von Unstimmigkeiten und Konflikten geprägt. Katholisch erzogen, trat sie bereits mit 18 aus der Kirche aus. Nach einem überstandenen diabetischen Koma 1998 folgte ihr Wiedereintritt in die römische Kirche. Doch die Zweifel blieben. Immer wieder kritisierte sie die katholische Politik und deren Umgang mit gesellschaftlichen Fragen und fordert schon lange die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare.

 

Den endgültigen Bruch verkündete sie nun in der letzten Woche auf ihrer Facebook-Seite. Auf jener verknüpfte sie zwei Artikel, welche wohl ihre Entscheidung beeinflussten. Die Texte beschäftigten sich mit einer radikalen Baptistenkirche und eine von den Republikanern geförderte Gruppe, welche Gospel-Musik an Schulen bringen soll. Beide Gruppierungen erklären Lesben und Schwule klar zu einer Gefahr für die Gesellschaft und forderten sogar die Todesstrafe für Homosexualität. Einen Tag nachdem die Artikel auf ihrer Seite zu sehen waren, verkündete sie: “Heute höre ich auf, eine Christin zu sein. Ich bin raus!”  Ihre Gründe führt sie klar an: “Ich weigere mich, gegen Schwule zu sein. Ich weigere mich, gegen Feministen zu sein. Ich weigere mich, gegen Familienplanung zu sein. Ich weigere mich, gegen die demokratische Partei zu sein. Ich weigere mich, gegen weltlichen Humanismus zu sein. Ich weigere mich, gegen das Leben zu sein. Im Namen Christi sage ich mich vom Christentum los.” Den Werten Christi fühle sie sich verpflichtet, aber “nicht als ´Christin´ oder als Teil des Christentums.” Sie könne nicht mehr einer “streitsüchtigen, feindlichen und verdientermaßen anrüchigen Gruppe” angehören. “Zehn Jahre lang habe ich das probiert und bin daran gescheitert. Ich bin eine Außenseiterin. Mein Gewissen erlaubt mir nicht mehr.”

Photo: claude.attard.bezzina

Die Reaktionen auf ihrer Facebook-Seite sind überwiegend positiv und unterstützend ausgefallen, aber auch die Kritiker und Gegner hielten sich nicht zurück und so landete sogar ein YouTube-Video auf ihrer Seite, in welchem ihr zu Tönen von klassicher Musik das Höllenfeuer angedroht wird. Rice kommentierte dieses nur mit den Worten „Ich danke auch diesen Leuten.“

Video: \”Anne Rice Rejects Christ Goes To HELL\”

Christopher Rice, ihr 1978 geborener Sohn, der ebenfalls als Schriftsteller in der USA arbeitet („Grausame Spiele“ „Der Schneegarten“) hat sich selbst als schwul geoutet und behandelt in seinen Thrillern immer wieder schwul-lesbische Themen. Er wurde von seiner Mutter immer unterstützt.

Anne Rice ist ohne Zweifel mutig und sicher ist dieser Schritt kein einfacher gewesen. Schwul oder lesbisch zu sein bzw. diese Menschen respektvoll zu behandeln und sich zum christlichen Glauben zu bekennen - das ist nicht unbedingt eine Sache der Unmöglichkeit, doch die Kirche gibt sich redlich Mühe, es zu einer zu machen. Es ist gut möglich, dass dabei einige Frauen und Männer, die eigentlich tief mit dem christlichen Glauben verwurzelt sind, auf der Strecke bleiben werden, wenn die Kirche sich in einigen Punkten nicht endlich wandelbar zeigt.

Fotos: flickr. com von astrangerathome; amazon.de

Video: YouTube