Ich bin nur ein alter knochiger Baum und doch bin ich einzigartig!

Von Wernerbremen

Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch die Geschichte eines unbekannten Autors erzählen:
„Ein Baum erzählt“

„Als ich noch kleiner war, merkte ich nichts, aber als ich dann heranwuchs und mich selbst betrachtete, fiel mir der Unterschied auf.

Ich war klein, knorrig, ein wenig krumm und verwachsen und klammerte mich mit viel Wurzeln an den Felsen.
Die anderen Bäume, die ich sehen konnte waren dagegen prächtig: machtvolle Buchen mit einer riesigen Krone, hohe schlaue Tannen und der Bergahorn, der im Herbst gelblich leuchtete.

Ich stehe, müsst ihr wissen, an einer Felswand, auf einem schmalen Vorsprung, und habe meine Wurzeln in das bisschen Erde und in die Felsritzen gekrallt.

Ich wollte immer groß und schön werden, meine Krone im Wind wiegen und meine Blätter vom Regen streicheln und von der Sonne trocknen lassen.
Aber ich blieb ziemlich klein, der Wind fegte durch meine Äste, wenn er auf die Felswand zu blies,
die Sonne wärmte mich nur bis zum Mittag, bevor sie hinter der Felswand verschwand und nur die schönen Bäume im Tal und am gegenüberliegenden Berghang beschien.
Warum musste ich gerade hier stehen? Aus dem bisschen Erde konnte ich nicht genug Kraft schöpfen, um heranzuwachsen und all meine Schönheit, die in mir steckte, zu entfalten. Ich war unzufrieden mit meinem Schicksal. Warum musste ich so sein und so werden?

Eines Tages an einem schönen Vorfrühlingsmorgen, als die Erde vom Tal bis zu mir herauf duftete,
die Singdrosseln ihr Lied begannen und mich die ersten Sonnenstrahlen küssten, durchrieselte es mich warm und wollig.
Was für eine herrliche Aussicht!
So weit wie ich konnte kaum ein anderer Baum ins Tal sehen. Die Felswand hinter mir beschützte mich vor der eisigen Kälte, die vom Gletscher herunter wehte.
Von diesem Tag an begann ich nachzudenken, und langsam wurde mir klar :

"Ich bin so wie ich bin, etwas ganz Besonderes.“
Meine Besonderheit ist mein krummer Stamm, sind meine knorrigen Wurzeln,
meine kurzen kräftigen Äste.
Ich alleine passe hier an diesem Platz - ich bin etwas wert.

Ich muss nur meine Augen aufmachen und mich richtig ansehen.
Die anderen Bäume, die Tannen am Hang gegenüber und die Buchen im Tal haben ihre Schönheit und sind richtig an dem Platz.
Aber auch ich habe meinen Platz und bin richtig auf meinen schmalen Felsvorsprung.
Warum hat es nur solange gedauert, bis ich das erkannt habe?“
Ihr Lieben,
auch ich bin so ein krummes Holz, so ein verwachsener Baum.

In anderem Zusammenhang habe ich Euch schon davon erzählt, dass ich als Kind und Jugendlicher mich selbst nicht leiden konnte. Wenn ich in unserem Badezimmer vor dem mannshohen Spiegel stand und mich im Spiegel erblickte, so hätte ich mir selber welche reinhauen können( ich war mit 15 Jahren erst 152 cm groß und wog nur 42 Kilo). Ich hasste mich selbst und hätte mir niemals vorstellen können, einmal so glücklich werden zu können, wie ich es heute bin.
Heute weiß ich, dass all das Schlimme, was ich in Kindheit und Jugend erlebte und das ich durchleiden musste, mich erst dazu befähigt hat, so verständnisvoll zu werden, wie ich das heute bin.
Deshalb erfüllt mich heute große Dankbarkeit, denn ich empfinde mein heutiges Glück als ein großes Geschenk.
Ich wünsche jedem Einzelnen von Euch, dass er erkennen möge, dass er ganz viel wert ist, dass er große Talente und Stärken hat.
Hört endlich auf, Euch mit Anderen zu vergleichen, das ist ganz unnütz, Ihr seid EINZIGARTIG.
Ich wünsche Euch ganz viel Selbstbewusstsein, noch mehr Selbstvertrauen und wünsche Euch ein fröhliches Wochenende,
Euer lachender und sich freuender Werner aus Bremen von Weserstrand

Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt